Vergütung

Kassen und Ärzte streiten ums Honorar

Arzthonorare um sieben Prozent kürzen. Mit dieser Forderung gehen die gesetzlichen Kassen in die Schlussrunden der Vergütungsverhandlungen für 2013. Die Reaktionen aus der Ärzteschaft und Politik reichen von "unseriös" bis "Realitätsverweigerung".

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Geht es nach den Krankenkassen, sollen die Vertragsärzte künftig weniger Geld bekommen.

Geht es nach den Krankenkassen, sollen die Vertragsärzte künftig weniger Geld bekommen.

© R. Emprechtinger / fotolia.com

BERLIN. Wie viel dürfen Vertragsärzte in der ambulanten Versorgung im Durchschnitt pro Jahr verdienen? Rund 115.000 Euro im Jahr lautet die Antwort des GKV-Spitzenverbandes.

In diese Richtung soll sich die durchschnittliche Vergütung im Jahr 2013 entwickeln, ginge es nach den Vorstellungen der Kassen. Derzeit können die 130.000 niedergelassenen Ärzte laut Statistischem Bundesamt mit durchschnittlich rund 134.000 Euro im Jahr vor Steuern rechnen.

Massive Kritik kommt aus der FDP. "Das ist eine Attacke auf die Versorgungssicherheit in den Flächenstaaten", sagte der FDP-Gesundheitsexperte Lars Lindemann der Nachrichtenagentur "dpa".

Eine derart pauschale Kürzung treffe auch die Ärzte, die in der Einkommensskala unten stehen, sagte Lindemann. "Kinderärzte, Augenärzte, Dermatologen und HNO-Ärzte können bereits heute von dem Honorar, das sie im gesetzlichen Bereich generieren, kaum noch ihre Praxis mit akzeptablen Standards unterhalten."

Der Vorstoß der Kassen grenze daher an Realitätsverweigerung.

"Unverständlich" und "unseriös"

"Unverständlich", lautete der erste Kommentar aus der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). "Ein rigider Sparkurs ist nicht nur verantwortungslos gegenüber den Patienten, sondern steht auch im Widerspruch zum Gesetz", sagte KBV-Chef Dr. Andreas Köhler.

Der Gesetzgeber schreibe vor, dass sich die Vergütung von Vertragsärzten und -psychotherapeuten ab dem Jahr 2013 der Morbidität anpassen müsse. In Deutschland litten immer mehr Menschen an Alterskrankheiten, die immer teurere Behandlungen erforderten, sagte Köhler.

Die Ärzte fordern, den Punktwert auf 3,85 Cent anzuheben. Mindestens 3,5 Milliarden Euro als Ausgleich für gestiegene Betriebskosten und die Inflation soll dies in die Kassen spülen.

Als "unseriös" bezeichnete der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, das Anliegen der Kassen. Fälschlicherweise stehe bei solchen Überlegungen immer die Kostenstruktur im Vordergrund.

Die Diskussion solle aber vielmehr auf die Sicherstellung der Versorgung und eine angemessene Vergütung ärztlicher Tätigkeit zielen, sagte Reinhardt.

Der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands erinnerte daran, dass der Erweiterte Bewertungsausschuss bereits 2003 den betriebswirtschaftlich kalkulierten Punktwert auf 5,11 Cent festgelegt habe.

Der GKV-Spitzenverband stützt sich auf die Ergebnisse eines Gutachtens, das der Verband bei der Schweizer Forschungsgesellschaft Prognos in Auftrag gegeben hat.

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