Honorare

Die Gewinner und Verlierer unter den Ärzten

Mit dem KV-Umsatz geht's bergab: Dieses überraschende Ergebnis offenbart der neue KBV-Honorarbericht. Er zeigt auch große Unterschiede zwischen den Arztgruppen sowie regional. Für die Hausärzte haben die Praxen im Osten einen goldenen Boden.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

BERLIN. Der von Gesetzes wegen zu erstellende Honorarbericht der KBV für das dritte Quartal 2012 bietet eine Überraschung: Im Durchschnitt sind Umsätze und Gewinne je Arzt in der kollektivvertraglichen Versorgung gesunken.

Ursächlich dafür ist die wachsende Bedeutung von Selektivverträgen insbesondere nach Paragraf 73b und 73c in den KVen Baden-Württemberg und Bayerns.

Im Schnitt kam ein Arzt im dritten Quartal 2012 auf einen KV-Umsatz von 48.700 Euro, 1,7 Prozent weniger als im gleichen Vorjahresquartal. Der Fallwert stagnierte bei 59,42 Euro.

Je nach KV gab es aber divergierende Entwicklungen: In Baden-Württemberg ging der KV-Umsatz um 2,6 Prozent zurück, in Bayern sogar um 7,6 Prozent.

Ursächlich dafür ist die Bereinigung der morbiditätsbedingten Gesamtvergütungen: der Abzugsbetrag in Bayern stieg von knapp 22 auf nunmehr 52,3 Millionen Euro, und insbesondere im Berichtsquartal machten die Hausarztverträge einen Sprung nach oben.

In Mecklenburg-Vorpommern die höchsten KV-Umsätze je Arzt

In Baden-Württemberg entwickelten sich die Bereinigungsbeträge kontinuierlich nach oben, auf inzwischen 66,1 Millionen Euro, zehn Prozent mehr als im gleichen Vorjahresquartal.

Im KV-Vergleich kommt Mecklenburg-Vorpommern mit 59.459 Euro (plus 2,1 Prozent) auf die höchsten Umsätze je Arzt, gefolgt von Sachsen-Anhalt (56.992 Euro), Thüringen (55.238 Euro) und Sachsen (54.947 Euro).

Schlusslicht ist Berlin mit 38.559 Euro. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 48.700 Euro.

Mit einem Honorarumsatz von 46.753 Euro (minus 2,3 Prozent) liegen Allgemeinärzte und hausärztlich tätige Internisten nur leicht unter dem Durchschnitt aller Ärzte.

Spitzenreiter ist hier wiederum Mecklenburg-Vorpommern mit über 58.000 Euro (plus 7,8 Prozent), die rote Laterne halten die Berliner Hausärzte mit 40.000 Euro.

Die am schlechtesten vergüteten Ärztegruppen sind die Neurologen mit knapp 38.900 Euro und die Psychiater mit 32.017 Euro. Mit knapp 17.000 Euro erzielen Psychotherapeuten den niedrigsten Quartalsumsatz.

Mit über 20.000 Euro liegt diese Gruppe in Sachsen-Anhalt und Thüringen am oberen, mit gut 15.000 Euro in Berlin und in Baden-Württemberg am unteren Ende.

Die morbiditätsbedingte Gesamtvergütung stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um nur 0,5 Prozent auf 5,77 Milliarden Euro, die extrabudgetäre Vergütung stagnierte bei 1,972 Milliarden Euro.

Praxen im Osten haben goldenen Boden für Hausärzte

Als Hausarzt lohnt es sich, in den neuen Bundesländern zu sein - zumindest wirtschaftlich: Hier sind im dritten Quartal 2012 die bundesweit höchsten Umsätze je Arzt und auch die größten Zuwächse zum gleichen Vorjahresquartal erreicht worden.

So setzt ein Arzt in Mecklenburg-Vorpommern 11.400 Euro im Quartal mehr um als sein Hausarzt-Kollege im Bundesdurchschnitt. Mit einem stattlichen Umsatzzuwachs von 6,1 Prozent steht das nordöstlichste Bundesland ebenfalls einsam an der Spitze.

Das liegt nicht nur an steigenden Fallzahlen, sondern auch an einem um 5,7 Prozent gesteigerten Fallwert, der die 60-Euro-Marke geknackt hat. Einen höheren Fallwert erreichen nur bayerische Hausärzte mit 64,61 Euro.

Dort ist aber der Umsatz der Hausärzte aus dem Kollektivvertragssystem um 14,7 Prozent oder 7733 Euro je Arzt kräftig eingebrochen. Ursache dafür ist, dass gerade die Hausärzte mehr Honorar über den 73b-Vertrag abwickeln.

Hausarztvertrag im Südwesten hat Sättigungsgrenze erreicht

In Baden-Württemberg fällt dieser Effekt für die Hausärzte nur noch gering aus: Dort liegt das Minus bei 1,7 Prozent.

Das heißt: Der baden-württembergische Hausarztvertrag scheint eine Sättigungsgrenze erreicht zu haben - Wachstum sieht man hier überwiegend bei den 73c-Verträgen für die fachärztliche Versorgung.

In der Tat ist der Umsatz je Facharzt im Südwesten um 2,9 Prozent etwas stärker rückläufig.

Offenkundig hat der 2012 wirksam gewordene PNP-Vertrag von AOK und BKK Bosch für die psychiatrische/neurologische/psychotherapeutische Versorgung Kundschaft gefunden: Bei den Psychotherapeuten sank der Kollektivvertragsumsatz um 7,9 Prozent.

Beträchtliche regionale Unterschiede im Vergütungsniveau existieren auch bei den Fachärzten, die im Durchschnitt auf einen Umsatz von 47.209 Euro kamen (minus 1,7 Prozent).

An der Spitze stehen die Fachärzte in Sachsen-Anhalt mit 56.165 Euro (minus 1,8 Prozent), gefolgt von den anderen neuen Bundesländern, Bremen, Niedersachsen und Westfalen-Lippe.

Am unteren Ende findet sich wiederum Berlin mit 35.088 Euro. Das ist eine Spannweite von mehr als 20.000 Euro im Quartal oder mehr als 80.000 Euro im Jahr.

Gewinn: Hausärzte im Durchschnitt

Was die Gewinne angeht, so liegen Allgemeinärzte und hausärztlich tätige Internisten ziemlich genau im Durchschnitt aller Ärzte, inklusive der Psychotherapeuten. Zu den Angaben im Honorarbericht sind aber noch die Gewinne aus Selektivverträgen hinzuzurechnen.

Auf der anderen Seite zählen Hausärzte zu den Fachgruppen, die mit Privatpatienten das wenigste Geld verdienen. Das gilt auch für die Kinderärzte: Ihr Überschuss stagnierte bei 25.333 Euro.

Zu den Gutverdienern zählen die Internisten ohne Schwerpunkt mit einem Durchschnittsgewinn von 29.430 Euro im Quartal. Deutlich darüber liegen die Internisten mit Schwerpunkt, in der Spitze Hämatologen/Onkologen mit 49.954 Euro.

Auffällig sind die Abweichungen nach unten, insbesondere bei Neurologen und Psychiatern, deren Gewinn um 5000 bis 6000 Euro unter dem des fachärztlichen Durchschnitts liegt.

Wobei es auch hier wiederum erhebliche regionale Abweichungen geben dürfte. Besonders augenfällig ist der Rückgang des Praxisüberschusses bei Psychiatern von 8,6 Prozent.

Sinkende Honorare in der Kollektivversorgung

Kassenärztliche Vereinigungen Honorar je Arzt in Euro 3. Quartal 2012 (in Euro) Veränderung
in %
Fallwert in Euro 3. Quartal 2012
Schleswig-Holstein 48.111 0,6 56,36
Hamburg 46.492 1,0 60,90
Bremen 52.150 1,2 61,58
Niedersachsen 54.747 0,5 60,39
Westfalen-Lippe 52.432 - 0,9 57,02
Nordrhein 44.935 - 0,7 57,56
Hessen 44.641 - 2,6 57,67
Rheinland-Pfalz 50.265 0,6 59,83
Baden-Württemberg 45.463 - 2,6 61,68
Bayerns 46.681 - 7,6 65,64
Berlin 38.559 0,4 59,37
Saarland 49.359 - 1,5 63,47
Mecklenburg-Vorpommern 59.459 2,1 57,17
Brandenburg 52.238 - 0,2 53,10
Sachsen-Anhalt 56.992 0,9 57,03
Thüringen 55.238 - 0,4 52,71
Sachsen 54.947 - 1,8 55,77
Bund 48.700 - 1,7 59,36
Quelle: KBV-Abrechnungsstatistik, Tabelle: Ärzte Zeitung
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