Krebs

Mobiler Dienst entlastet Patienten

Rund um Landshut versorgt ein mobiler Dienst onkologische Patienten unterstützend zu Hause. Dies soll aber keine Konkurrenz für die hausärztliche Betreuung darstellen.

Von Jürgen Stoschek Veröffentlicht:
Birgit Bochnia-Rieder (l.) und Gamze Damnali besuchen als Mobiler Onkologischer Dienst Krebspatienten rund um Landshut.

Birgit Bochnia-Rieder (l.) und Gamze Damnali besuchen als Mobiler Onkologischer Dienst Krebspatienten rund um Landshut.

© Vehling-Kaiser

LANDSHUT. Wenn schon die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum in Zukunft vor großen Herausforderungen steht, dann gilt das um so mehr für die Betreuung onkologischer Patienten.

Denn spezialisierte onkologische Einrichtungen finden sich vor allem in den größeren Städten und nicht auf dem flachen Land. Für Patienten mit Krebs in ländlichen Gegenden sind Entfernungen zum nächsten Spezialisten von 20 Kilometern und mehr keine Seltenheit.

Für den Landkreis Landshut in Niederbayern und angrenzende Regionen im Landkreis Dingolfing-Landau hat die niedergelassene Fachärztin für Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie sowie Palliativmedizin, Dr. Ursula Vehling-Kaiser, deshalb bereits vor einigen Jahren das interdisziplinäre "Onkologische und Palliativmedizinische Netzwerk Landshut" aufgebaut und fortlaufend weiterentwickelt.

Tagesklinik gehört zum Netzwerk

Zum Netzwerk gehören unter anderem eine Hämato-Onkologische Tagesklinik in Landshut mit Standorten in Vilsbiburg, Rottenburg und Dingolfing, Fach- und Hausärzte, Krankenhäuser, eine Reha-Klinik, ein Schmerzzentrum, die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV) Landshut, ein Hospiz sowie verschiedenste Therapeuten.

Das Netzwerk versorgt im Umkreis von etwa 80 Kilometern rund 340.000 Einwohner.

Seit Mitte 2013 ergänzt ein Mobiler Onkologischer Dienst (MOD), der für die ambulante Betreuung von Krebspatienten zuständig ist, das Netzwerk.

Das Projekt mit drei speziell ausgebildeten "MOD-Assistentinnen" wird seit August 2013 für drei Jahre bis Mitte 2016 durch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, eine Unterbehörde des Gesundheitsministeriums, finanziell gefördert.

Der Mobile Onkologische Dienst ersetze weder die hausärztliche Betreuung noch den Onkologen, betont Vehling-Kaiser. Vielmehr gehe es um eine effektive und sichere Betreuung von Patienten mit schweren Komorbiditäten in einer überwiegend ländlichen Region.

Bei den Patienten, die vom MOD betreut werden, handelt es sich insbesondere um solche, die mit einem der neuen oralen Antikörper oder mit einer subkutanen Tumortherapie behandelt werden.

Um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden, sei dazu eine engmaschige Überwachung erforderlich, erläutert Vehling-Kaiser.

Hilfe für eingeschränkt mobile Patienten

Versorgt werden in erster Linie Patienten, die zwar ambulant behandelt werden, die aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht oder nur sehr schwer in der Lage sind, regelmäßig eine Praxis aufzusuchen.

Das können Krebspatienten sein, die beispielsweise erblindet oder an einen Rollstuhl gebunden sind und die nur mit einem Krankentransport oder einem rollstuhltauglichen Fahrdienst in die Praxis gebracht werden könnten. Auch Patienten mit einem erhöhten Infektionsrisiko werden vom MOD besucht.

Aber auch für Patienten, die körperlich nicht so stark eingeschränkt sind, kann der Weg zum Arzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln in dünn besiedelten Regionen unter Umständen beschwerlich sein.

Und manchmal gibt es auch keine Angehörigen, die den Fahrdienst übernehmen könnten, oder die finanziellen Belastungen eines Praxisbesuchs sind sehr hoch.

Dabei bestehe ein Problem, so Vehling-Kaiser: Die Kassen zahlen Taxifahrten oder Kilometerpauschalen nur für Bestrahlungen und für intravenös verabreichte Chemotherapien.

Orale und subkutane Zytostatikatherapien sowie die neuen oralen Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI), die den Patienten eine häufig langdauernde intravenöse Therapie ersparen, fallen nicht unter die Regelung.

Gleichwohl müssen die Therapie und die damit verbundenen Nebenwirkungen engmaschig kontrolliert werden. Schlechte Verkehrsverbindungen seien daher ein Hindernis für diese Form der Behandlung.

MFA mit Zusatzqualifikation

Drei Medizinische Fachangestellte bzw. Pflegekräfte, die zuvor bereits drei Jahre in einer onkologischen Praxis oder auf einer onkologischen Station gearbeitet haben und die zusätzlich ein 120-stündiges Curriculum in Onkologie absolviert haben, besuchen die Patienten mit einem roten Kleinwagen regelmäßig zu Hause, helfen bei der Einnahme oraler antiproliferativer Substanzen, prüfen den Port, kontrollieren Vitalparameter, nehmen Blut ab und dokumentieren Nebenwirkungen wie etwa Schleimhautentzündungen oder Übelkeit und Erbrechen.

Auch die Information von Angehörigen und der Kontakt zum Hausarzt sowie eventuell zum Pflegedienst oder zu stationären Einrichtungen gehört zu den Aufgaben der MOD-Assistentinnen.

Durch die regelmäßigen Besuche entstehe ein besonderes Vertrauensverhältnis, das die Sicherheit der Therapie fördere, berichtet die Leiterin des Dienstes, Gamze Damnali. Patienten und Angehörige fühlten sich durch die Besuche und die wöchentlichen Therapiekontrollen sicher.

Lange Fahrt- und auch Wartezeiten in der Praxis entfallen. In der privaten Atmosphäre werde auch wesentlich offener über Probleme und Beschwerden als in der Praxis gesprochen. Mindestens einmal monatlich gibt es einen Arzt-Patienten-Kontakt.

Eine Grundlage dafür sind auch die regelmäßigen Besuchsberichte.

Für ihre Tätigkeit müssen die MOD-Assistentinnen nicht nur über onkologische Therapien, ihre Wirkungen und Nebenwirkungen Bescheid wissen, betont Vehling-Kaiser.

Da es sich bei den Patienten häufig auch um alte Menschen handelt, benötigten die Assistentinnen auch Kenntnisse über altersbedingte Erkrankungen, die mit der Grunderkrankung einhergehen.

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