DRK-Schwesternschaft

Streit ums Geld

Sind 500.000 Euro Jahreseinkommen für die Vorsitzende eines gemeinnützigen Vereins angemessen? Diese Frage prüft derzeit die DRK-Schwesternschaft in Berlin.

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BERLIN. Als "Gehaltsskandal" macht die Geschichte in der Hauptstadt die Runde. Es geht um die ehemalige Oberin der Schwesternschaft, Heidi Schäfer-Frischmann, die bis Ende 2012 an der Spitze des Vereins stand.

Sie soll nach Berichten des Magazins "Klartext" des Radio- und Fernsehsenders rbb 2009 bis 2010 ein Jahresgehalt von 360.000 Euro und zusätzlich einen jährlichen Boni von 180.000 Euro für besondere Leistungen bezogen haben.

Schwestern hüllen sich in Schweigen

Nach Bekanntwerden des Berichts beauftragte die Schwesternschaft ein externes Wirtschaftsprüfungsunternehmen, um den Sachverhalt und vor allem die Angemessenheit der Bezüge prüfen zu lassen. Offenbar will sich der Verein für spätere juristische Schritte absichern.

Die Zahlen, die in dem rbb-Beitrag genannt wurden, wollte die Berliner Schwesternschaft auf Anfrage der "Ärzte Zeitung" nicht bestätigen. Dementiert wurden sie allerdings auch nicht.

Die jetzige Oberin der Schwesternschaft und Nachfolgerin von Schäfer-Frischmann, Doreen Fuhr, betonte bereits in verschiedenen Berichten, dass ihr Gehalt "nicht annähernd so hoch" sei wie "der in den Raum gestellte Betrag" ihrer Vorgängerin.

Der Verband der Schwesternschaften vom DRK, die Dachorganisation der 33 rechtlich selbstständigen Schwesternschaften, betonte, "sofern die Vorwürfe stimmen", dass Bezüge in dieser Höhe unangebracht seien. Ähnlich äußerte sich bereits auch das Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Aufgabe der Oberin der DRK-Schwesternschaft ist es, die Richtlinien der Vereinsarbeit zu bestimmen. Sie ist als eine Art "Vorstandsvorsitzende" die Chefin von derzeit 1100 Vereinsmitgliedern, die meisten davon Krankenschwestern.

Der Oberin obliegt zudem die Leitung des Pflegebereichs aller zur Schwesternschaft gehörenden Einrichtungen. Dazu zählen in Berlin vier Kliniken und eine Pflegeeinrichtung.

Das Gehalt der Oberin wird nicht von der Mitgliederversammlung, sondern vom Vorstand beschlossen. Der geriet in Berlin deshalb auch in die Kritik. Vier Mitglieder des geschäftsführenden Vorstands zogen unlängst die Konsequenzen und legten ihr Amt nieder.

Sie begründen diesen Schritt mit der "besonders hohen moralischen Verantwortung als Vorstandsmitglieder der DRK Schwesternschaft Berlin". Im Verband der DRK-Schwesternschaften existiert eine Oberinnen-Ordnung, an der sich das Gehalt einer Oberin orientieren sollte. Wie hoch danach die Spanne der Bezüge ist, wollte der Verband auf Anfrage jedoch nicht mitteilen.

Empörung an der Basis

Wenn die Oberin jedoch noch weitere Ämter inne habe, etwa leitende Führungskraft einer Einrichtung sei, erhalte sie gegebenenfalls von dieser Einrichtung eine zusätzliche Vergütung. Innerhalb der Berliner Schwesternschaft schlägt der Gehaltsskandal große Wellen.

"Bei dem, was wir Krankenschwestern verdienen, ist das doch eine Frechheit, wenn die Oberin ein Gehalt von 500.000 Euro bekommt", sagt eine 31-jährige Krankenschwester.

In der Hauptstadt wird als Vergleich immer wieder auf das Gehalt des ehemaligen Vivantes-Geschäftsführers Joachim Bovelet verwiesen: Er verdiente 440.000 Euro pro Jahr. Der Vorstandschef der Techniker Krankenkasse, die immerhin 9,3 Millionen Versicherte betreut, kassierte für seine Arbeit 2014 knapp 297.000 Euro. (juk)

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