Vize-MFA 2015

Multi-Kulti macht locker

Melanie Müller ist Erstkraft in einer Frankfurter Gemeinschaftspraxis. Dort betreut sie vier Auszubildende und setzt dabei nicht nur auf Teamgeist. Für ihr Engagement wurde die MFA ausgezeichnet.

Von Marco Hübner Veröffentlicht:
Melanie Müller (r.) bei der Arbeit mit ihren MFA-Auszubildenden im HNO-Haus Frankfurt.

Melanie Müller (r.) bei der Arbeit mit ihren MFA-Auszubildenden im HNO-Haus Frankfurt.

© Marco Hübner

FRANKFURT/MAIN. "Das Team muss stimmen", betont die Medizinische Fachangestellte (MFA) Melanie Müller. Für die 36-Jährige, die als Erstkraft im HNO-Haus-Frankfurt tätig ist, ist gute Zusammenarbeit im Praxisteam der wichtigste Faktor für Erfolg im Versorgungsalltag.

 Damit sich dieser einstellt und von Dauer ist, setzt sie auf klare Strukturen: "Viele Praxischefs nehmen an, dass es unter ihren MFA keine Führungskraft braucht, das ist falsch, denke ich", erklärt Müller im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Im November des vergangenen Jahres wurde Müller, die seit etwa 20 Jahren im Beruf ist, für ihr Engagement auf dem Deutschen Arzthelferinnen-Tag in München zur Vize-MFA des Jahres 2015 gekürt. "Das hat mich total gefreut und ich habe mich in dem bestätigt gefühlt, was ich mache", erinnert sie sich.

Seit Ende 2014 ist die MFA in der Frankfurter Gemeinschaftspraxis tätig. Für die Stelle entschieden hatte sie sich, weil die Entwicklungsmöglichkeiten dort stimmen, sagt sie.

Probleme offen ansprechen

Sie führt ein Team aus vier MFA in Ausbildung und einer Zweitkraft. Selbst wenn es hektisch wird, legt sie Wert darauf, die Zügel in der Hand zu halten und den Überblick darüber zu wahren, was zwischen Praxiseingang und den Arztzimmern passiert - auch, was die Stimmung im Team angeht.

Sie setzt auf den Leitwolf-Faktor: "Gibt es keine richtige Führungskraft im Team, kann es schon mal vorkommen, dass sich Streitigkeiten entwickeln, die die Ärzte erst mitbekommen, wenn es eskaliert", berichtet Müller aus ihrer Erfahrung. Als Mittel gegen dicke Luft unter Mitarbeitern setzt die MFA auf Offenheit.

Tauchen ernsthafte Probleme auf, werden diese gleich besprochen, erklärt Müller. Kleinere Vorfälle, die sich wiederholen, würden hingegen auf einer Liste dokumentiert. Sei diese voll, werde eine Teamsitzung anberaumt. Zusätzlich gebe es einmal im Monat eine gemeinsame Sitzung mit den Praxischefs, auf der Schwierigkeiten angesprochen werden könnten.

 "Häufiger Grund für Probleme ist die Aufgabenverteilung", verrät Müller. Mache jemand etwas sehr ungern, entstünden aus Lustlosigkeit Fehler in den Abläufen. "Da hilft es meistens nur, die Arbeit auch ein gutes Stück weit nach persönlichen Vorlieben auszurichten."

Im Team von Melanie Müller funktioniert auch das mit einer Liste, in der sich die MFA für Aufgaben eintragen können - bleiben Lücken, werde verteilt.

Damit solche Veränderungen in Arbeitsabläufen gut ankommen, geht Müller bestimmt vor - aber nicht ohne die nötige Portion Humor: "Wichtig ist auch, gemeinsam zu lachen und nicht alles bitterernst zu nehmen", erklärt sie.

Schließlich habe die Stimmung im Team auch Auswirkungen darauf, wie zufrieden die Patienten die Praxis verlassen und, ob sie überhaupt wiederkommen wollen, wenn sie krank sind. Gerade der Erstkontakt sei dafür richtungsweisend, berichtet die MFA aus der Praxis.

Erstkraft Müller ist es wichtig, dass ihre vier Auszubildenden Spaß an der Arbeit in der Arztpraxis haben. "Es ist nicht schlimm, wenn sie viele Fragen stellen und ich Dinge mehrmals erklären muss, wenn ich am Ende voller Vertrauen delegieren kann", betont Müller.

Vor einigen Jahren habe die Praxis nur zwei Azubis gehabt, sich dann aber für vier entschieden, um mehr jungen Leuten die Chance auf eine Ausbildung zu bieten.

Lockerheit von Azubis lernen

Zwar sei es eine große Herausforderung, sich um vier Auszubildende gleichzeitig zu kümmern, aber "ich lerne auch viel von ihnen - etwa lockerer zu sein", erklärt Müller. Marokko, Afghanistan, Türkei/Bulgarien und Italien, die MFA-Azubis bringen unterschiedliche Herkünfte und Mentalitäten in den Arbeitsablauf ein, berichtet sie. Das kommt auch jenen Patienten zugute, die beim Besuch der Praxis noch nicht sicher Deutsch sprechen können.

"Durch unser Multi-Kulti-Team sind wir in der aktuellen Zeit prima aufgestellt und trotzen mancher Sprachbarriere im Alltag." Für Müller ist 2016 auch für ihre eigene Ausbildung entscheidend: Am 9. März legte sie ihre Prüfung zur Praxismanagerin ab und wartet nun gespannt auf das Ergebnis.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“