Medizinstudium

Bahr will andere Zugangskriterien

Der Gesundheitsminister fordert in Berlin einen breiteren Zugang zum Medizinstudium. Nicht Forschung, sondern die Versorgung stehe im Mittelpunkt.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Bundesgesundheitsminister Danile Bahr findet, dass die Universitäten einen fatalen Fokus auf die Notenbesten legen.

Bundesgesundheitsminister Danile Bahr findet, dass die Universitäten einen fatalen Fokus auf die Notenbesten legen.

© Wolfgang Kumm / dpa

BERLIN. Ein Einser-Abitur ist kein geeignetes Zugangskriterium für das Medizinstudium. Diese Auffassung vertritt Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP).

"Wir müssen zu einem anderen Kriterium der Medizinerauswahl kommen. Ich halte das für fatal, die Jahrgangsbesten auszuwählen", sagt Bahr bei der Versorgungsmesse der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) am Mittwoch in Berlin.

"Wir brauchen nicht die jungen Einsteins, die in die Forschung wollen. Wir brauchen diejenigen, die mit Begeisterung in den Beruf gehen und in die Versorgung wollen", sagte er.

Hoffnungen von KBV-Chef Dr. Andreas Köhler auf Änderungen noch in dieser Legislaturperiode erteilte der Minister jedoch eine Absage.

"Dazu fehlen uns die Möglichkeiten", räumte er unumwunden ein. Er bekräftigte jedoch seine Absicht, das Thema in der nächsten Legislaturperiode erneut aufzugreifen.

Streit um Zuständigkeiten

Schon beim Versorgungsstrukturgesetz hatte der Minister anfangs Änderungen an den Aus- und Weiterbildungswegen der Ärzte vorgesehen. Mit diesen Absichten scheiterte er jedoch unter anderem am Widerstand der Länder.

Bahr und Köhler sind in dieser Sache quasi Verbündete. Denn der KBV-Chef hatte mit Kritik an der Medizinerausbildung kürzlich den Unmut der medizinischen Fakultäten auf sich gezogen.

Am Mittwoch beklagte er, im Streit um die Zuständigkeiten mit Ländern und Universitäten sei "ein Ping-Pong-Spiel entstanden, wo man sich nicht bewegt".

Köhler forderte: "Wir brauchen nicht noch mehr Humangenetiker, sondern wir brauchen Hausärzte und fachärztliche Grundversorger auf dem Lande."

Minister Bahr zog insgesamt jedoch eine positive Bilanz des Versorgungsstrukturgesetzes. Es sei gelungen, Maßnahmen gegen den Ärztemangel zu ergreifen.

Als echten Fortschritt wertet er die Neugestaltung der Bedarfsplanung. Auch mit der Umsetzung ist er zufrieden. "Es ist etwas vorangekommen", sagte er.

Bahr bemängelt zu lansgames Vorgehen bei der spezialfachärztlichen Versorgung

"Ein bisschen enttäuscht" zeigte Bahr sich aber über die Gestaltung der spezialfachärztlichen Versorgung. Die Begrenzung auf onkologische Erkrankungen mit schweren Verlaufsformen habe den Spielraum, den das Gesetz für diesen Bereich vorgesehen hatte, stark eingeschränkt.

Der Minister appellierte an die KBV und die niedergelassenen Ärzte, sich in diesem Feld stark einzubringen. "Nutzen Sie die Möglichkeiten aus der spezialfachärztlichen Versorgung etwas Vernünftiges zu machen", sagte er.

Seine Warnung: "Wenn wir bei der spezialfachärztlichen Versorgung nicht vorankommen, wird der Druck, die Krankenhäuser einseitig für ambulante Versorgung zu öffnen, immer größer werden."

KBV-Chef Köhler rechtfertigte das langsame Vorgehen der Selbstverwaltung. "Einen völlig neuen Versorgungsbereich zu definieren war aufwändig", sagte er.

Köhler zeigte sich zuversichtlich, dass es bis Jahresende gelingen werde, zwei bis drei weitere Indikationen festzulegen.

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