Hochschule Bochum

Erste Bachelor-Therapeuten fassen Fuß

Bochumer Hochschule entlässt erste Bachelor-Therapeuten in den Markt. Ein Klinikum hat bereits während des Studiums Erfahrungen mit den Therapeuten von der Uni gemacht - und die waren durchaus positiv.

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BOCHUM. Physiotherapeuten, Logopäden oder Pflegekräfte mit einem akademischen Abschluss sind für Krankenhäuser von großem Interesse. Davon geht Peter Fels aus, Pflegedirektor des Bochumer Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil.

"Die Anforderungen ändern sich. Wir brauchen in den Kliniken Experten, die multiprofessionell ausgebildet wurden", sagte Fels anlässlich der ersten Studienabschlüsse von Absolventen der Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum.

73 Studierende der Studiengänge Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie haben jetzt ihre Bachelor-Urkunden erhalten, im Sommer folgen die ersten Absolventen aus den Bereichen Hebammenkunde und Pflege.

Absolventen sollen gar nicht unbedingt ins Management

Bergmannsheil ist Kooperationspartner der hsg, die auf die Verzahnung von Theorie und Praxis setzt. Zurzeit arbeiten acht Studierende aus der Pflege und acht aus der Physiotherapie während des Studiums im Klinikum, berichtete Fels.

Manche Mitarbeiter hätten den neuen Kollegen zunächst skeptisch gegenüber gestanden und die neue Konkurrenz gefürchtet. "Inzwischen haben die Stationen Interesse, weil sie gesehen haben, dass sie vom Wissenstransfer von der Theorie in die Praxis profitieren", sagte er.

Fels setzt darauf, dass die hsg-Absolventen aus der Pflege künftig nicht im Management, sondern möglichst patientennah arbeiten. "Wir brauchen sie, um die Fachlichkeit und die Kompetenz in der Versorgung sicherzustellen."

Als mögliche Einsatzfelder sieht er die Pflege-Anleitung für Patienten und Angehörige, die Patientensteuerung oder die Schulung anderer Mitarbeiter.

Hoher Praxisanteil während des Studiums

Zurzeit gibt es noch keine belastbaren Zahlen darüber, wie viele der Absolventen bereits eine Stelle gefunden haben, sagte die Hochschul-Präsidentin Professor Anne Friedrichs. Es sei aber ein hoher Prozentsatz.

"Es ist nicht die Frage, ob unsere Absolventen einen Arbeitsplatz bekommen, sondern ob die Arbeitsplätze ihren Anforderungen entsprechen", sagte sie selbstbewusst.

Die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis sei das Besondere am Bochumer Studienangebot. "Die Berufszulassung und die staatliche Prüfung sind integriert." Der Praxisanteil des Studiums ist hoch, bei den Hebammen sind es 3000 Stunden, bei den Physiotherapeuten 1600.

Die Hochschule habe immer im Blick, ob die den Studierenden vermittelten Kompetenzen den tatsächlichen Bedürfnissen in Klinik und Praxis entsprechen, sagte Friedrichs. "Wir müssen überprüfen, wo der Bedarf ist, und ob er zu dem passt, was wir hier lehren."

Die hsg wird ihre Fächerpalette erweitern. Im Wintersemester startet der Studiengang "Gesundheit und diversity". Geplant ist darüber hinaus ein Angebot mit dem Arbeitstitel "Quartiersnahe Versorgung."

Beim Gehalt geht die Schere zwischen Wunsch und Wirklichkeit auseinander

Mit ihren Bewerbungen stießen die ersten Bachelor-Absolventen bei den potenziellen Arbeitgebern auf gute Resonanz. "Der Bachelor-Abschluss wird mit viel Interesse und Neugier aufgenommen", sagte Ergotherapeutin Barbara Gütgemann, die eine Vollzeitstelle in einer Klinik gefunden hat. Es gibt allerdings einen Wermutstropfen: "Das Gehalt ist nicht so, wie ich es mir wünschen würde."

Das geht nicht nur ihr so. Gerade in den Praxen schlage sich die höhere Qualifikation nicht nieder, berichtete Logopädin Lisa Ziebuhr. "Es ist schön, dass wir den Titel haben, aber bezahlen möchte dafür erst einmal keiner."

Die Stellenprofile seien noch nicht auf akademische Logopäden ausgerichtet. Das wird sich mit der Zeit aber ändern, hofft sie. "Wenn die Arbeitgeber sehen, was wir anders können, wird sich das vielleicht auch im Gehalt niederschlagen." (iss)

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