Weiterbildung

Ist der Blick über die Fachgrenzen unverzichtbar?

Problemkind Weiterbildung: Hier muss viel getan werden, sind sich Experten einig. ÄKWL-Chef Dr. Theodor Windhorst meint: Sowohl im EBM als auch in der GOÄ muss die Zuwendungsmedizin gefördert werden.

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DÜSSELDORF. Durch verschiedene Maßnahmen gelingt es inzwischen zwar, junge Mediziner für die Tätigkeit als Hausarzt zu interessieren.

Ein großes Problem ist und bleibt aber die Weiterbildung, findet Professor Attila Altiner, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Universität Rostock.

Bei diesem Thema hätten bislang alle Beteiligten versagt, betonte Altiner auf dem Medica Econ Forum der Techniker Krankenkasse (TK) in Düsseldorf.

"Wir brauchen eine Weiterbildungs-Kultur, wir brauchen qualifizierte Weiterbilder." Das sei eine Aufgabe der Allgemeinmediziner, sagte er. "Ich glaube, dass wir grundsätzlich einen Fehler machen, wenn wir den Kern der Weiterbildung nicht aus dem Fach selbst heraus entwickeln."

Für die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung sei es entscheidend, dass man künftig die am besten Geeigneten für die Weiterbildung Allgemeinmedizin gewinnt. "Wir dürfen nicht warten, wer zufällig bei uns aufschlägt", sagte Altiner.

Zuwendungsmedizin muss gefördert werden

Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL), Dr. Theodor Windhorst, sieht dagegen die Weiterentwicklung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin nicht primär als Herausforderung für die Verbände und Gesellschaften der Hausärzte, sondern als Gemeinschaftsaufgabe.

"Ich halte nichts von der inzüchtigen Weiterbildung bei den Hausärzten." Für künftige Hausärzte sei es wichtig, auch aus den anderen Fächern etwas mitzunehmen, betonte Windhorst.

Den Blick über die Fachgrenzen hinweg hält er auch beim Einsatz für eine adäquate Vergütung für notwendig. "Wir müssen das zusammen machen und nicht separatistisch", forderte er.

Sowohl im EBM als auch in der GOÄ müsse die sprechende und die Zuwendungsmedizin gefördert werden. Es macht für Windhorst keinen Sinn, Fachärzten etwas wegzunehmen, um es Hausärzten zu geben.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hausärzteverbands Eberhard Mehl zeigte sich erwartungsgemäß skeptisch, dass in den aktuellen Strukturen substanzielle Fortschritte für die Hausärzte zu erreichen sind. "Wir brauchen andere Anreizstrukturen, wir brauchen ein anderes Honorarsystem", sagte er.

Es gehe nicht mehr unbedingt darum, mehr Geld ins System zu bringen. Die entscheidende Herausforderung liege darin, die Mittel richtig einzusetzen. Für Mehl steht fest: "Für eine vernünftigere Verteilung des Geldes müssen wir das KV-System abschaffen. Es ist nicht mehr tragfähig."

Hausarzt künftig von zentraler Bedeutung

Der stellvertretende TK-Vorsitzende Thomas Ballast teilt die Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin, dass der Hausarzt der Zukunft eine zentrale Bedeutung für die Versorgung der Menschen einnehmen wird, die weit über rein medizinische Aspekte hinausgeht.

Ein Problem liegt für ihn darin, dass noch immer viel zu viele Patienten in den Facharztpraxen behandelt werden, die dort gar nicht hingehören. "Es ist in der Versorgung bislang nicht gelungen, den Hausarzt als den umfassenden, basisversorgenden Arzt zu etablieren", sagte Ballast. (iss)

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