Hintergrund

Ehrgeiziges Projekt: Ärzte in Düren testen den E-Arztbrief

200 Ärzte testen jetzt im Landkreis Düren eine neue elektronische Patientenakte. Das soll vor allem den E-Arztbrief voranbringen. Gesundheitsministerin Steffens sieht in dem Projekt einen "beispielgebenden Prototypen".

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Patientendaten elektronisch austauschen: in Düren ist ein großes Testprojekt mit 200 Ärzten angelaufen.

Patientendaten elektronisch austauschen: in Düren ist ein großes Testprojekt mit 200 Ärzten angelaufen.

© Neudert / imago

Im rheinischen Düren soll die Übermittlung von Behandlungsinformationen und Befunddaten zwischen Ärzten in Praxen und Krankenhäusern künftig auf Knopfdruck funktionieren.

Der strukturierte, reibungslose und sichere Datenaustausch ist das Ziel des Projekts "Entwicklung und Betrieb einer einrichtungsübergreifenden elektronischen Patientenakte für Integrationsversorgungs-Projekte und Praxisnetze". Basis ist der elektronische Arztbrief (E-Arztbrief). Er soll in Düren seine Alltagstauglichkeit beweisen.

"Das ist ein sperriger Name für ein interessantes Projekt", sagte die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) beim offiziellen Startschuss für das ehrgeizige Vorhaben.

Es wird mit insgesamt 1,3 Millionen Euro aus Mitteln der Landesregierung und der Europäischen Union gefördert (wir berichteten kurz). "In der KV Nordrhein entsteht mit der elektronischen Patientenakte ein Prototyp, der beispielgebend für andere KVen und Netze sein kann", sagte Steffens.

Beteiligt sind rund 200 Arztpraxen und drei Krankenhäuser im Landkreis Düren Süd - das ist ein Großteil der ärztlichen Versorgungseinrichtungen für die rund 200 000 Einwohner der Region. Weitere Partner sind die KV Nordrhein (KVNo), die KVNo Consult, die Dürener Arbeitsgemeinschaft für integrierte Versorgung, die Deutsches Gesundheitsnetz Service GmbH, die Tieto Deutschland GmbH und das genossenschaftlich organisierte Softwarehaus Duria.

"Die elektronische Patientenakte soll den Informationsfluss der Ärzte deutlich verbessern", sagte KVNo-Vorstand Dr. Peter Potthoff. Er hofft, dass damit Doppeluntersuchungen verringert und Mehrfachverordnungen verhindert werden. "Außerdem sollen bei Einweisungen ins Krankenhaus sowie Entlassungen aus dem Krankenhaus die jeweiligen Weiterbehandler besser und schneller über den Patienten informiert sein."

Projekt elektronische Patientenakte

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Ein weiteres Ziel des Projekts sei die Bereitstellung von medizinischen und ökonomischen Daten für die Steuerung von Netzen und Integrationsprojekten. Die Anbieter solcher Versorgungsformen litten häufig darunter, dass sie keine oder wenig Informationen über das Leistungsgeschehen im Verbund hätten.

"Ohne steuerungsrelevante Informationen, wer was im Netz macht und wohin sich der Patient wendet, können aber kaum Schritte zur Optimierung des Patientenflusses unternommen werden", sagte Potthoff.

Die Ärzte werden über KV-SafeNet an die elektronische Patientenakte angeschlossen, die auf Basis der Telematik-Plattform der KVen Doctor-to-Doctor (D2D) betrieben wird, erläuterte er. Zudem verfügen alle Ärzte über einen elektronischen Heilberufeausweis, mit dem sie die Arztbriefe signieren.

Als Datenformat wird der Arztbrief des Verbands der Hersteller von IT-Lösungen für das Gesundheitswesen benutzt. Er komme damit erstmals in dieser Breite zum praktischen Einsatz, so Potthoff. Diese Lösungen erfüllten höchste Datenschutz-Anforderungen. "Durch die tiefe Integration in die vorhandenen Praxisverwaltungs- und Krankenhausinformationssysteme wird die Benutzerfreundlichkeit gewährleistet und damit ein Hemmnis für die tägliche Arbeit beseitigt", sagte er.

In Düren arbeiten viele Niedergelassene mit der Duria-Software, das erleichtert den Informationsaustausch. Im Projekt soll aber auch die strukturierte Dokumentation über Duria hinaus erprobt werden. "Wir brauchen Projekte dieser Art für die Weiterentwicklung des Gesundheitssystems", sagte Ministerin Steffens.

Bisher hätte der Einsatz von Instrumenten wie dem elektronischen Arztbrief und der elektronischen Patientenakte unter der geringen Nutzung gelitten. "Sie haben nicht die Anwendung in der Menge und die Standards erreicht, dass wir daraus Schlüsse ziehen können", so Steffens. Das soll in Düren anders werden.

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