Flächendeckendes Telemedizin-Projekt startet

Telemedizin als Ausgleich für fehlende Ärzte in der Fläche? In Brandenburg ist dies seit wenigen Tagen Realität. Profitieren werden zunächst Herz-Patienten.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Das mobile Blutdruckmessgerät übermittelt die Daten automatisch an das zuständige Telemedizinzentrum.

Das mobile Blutdruckmessgerät übermittelt die Daten automatisch an das zuständige Telemedizinzentrum.

© Deutsche Telekom

POTSDAM / TELTOW / COTTBUS / BRANDENBURG AN DER HAVEL. In Brandenburg ist Mitte Oktober der offizielle Startschuss für das bundesweit erste flächendeckende Telemedizin-Netzwerk zur Versorgung von kardiologischen Hoch-Risikopatienten gefallen.

Ans Netz gegangen sind bisher das Cottbuser Carl-Thiem-Klinikum und das Städtische Klinikum Brandenburg an der Havel.

Dort sind die beiden Telemedizinischen Zentren des Großprojektes angesiedelt.

Kardiologen und Hausärzte werden über Versorgungsangebot informiert

Niedergelassene Kardiologen und Hausärzte werden nun über das neue Versorgungsangebot für AOK-Versicherte informiert.

"In dem Telemedizin-Projekt wird nun durch modernste Technik, ein umfassendes Know-how der beteiligten Partner und die enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kardiologen auch die ambulante telemedizinische Betreuung von Patienten mit hohem beziehungsweise sehr hohem Risiko für eine chronische Herzinsuffizienz ermöglicht", sagte der Chef der AOK Nordost Frank Michalak in Cottbus, wo er sich gemeinsam mit Brandenburgs Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) die Funktionsweise des Telemedizinnetzes demonstrieren ließ.

Tack zeigte sich überzeugt, dass vor allem die hausärztliche Betreuung von Patienten in ländlichen Regionen von dem Netz profitieren werde.

"Telemedizin-Netzwerk ist Brandenburgs Vorreiter"

"Mit diesem Telemedizin-Netzwerk ist Brandenburg Vorreiter und beweist eindrucksvoll, wie gemeinsames Engagement von Partnern aus Politik, dem Gesundheitsbereich und der Wirtschaft die gesundheitliche Versorgung der Menschen maßgeblich verbessern kann", sagte die Ministerin.

Das Projekt war mit 1,53 Millionen Euro aus Mitteln des Konjunkturpaketes II von Bund und Land gefördert worden. An der Entwicklung hat die Berliner Uniklinik Charité mitgewirkt. Die technische Infrastruktur haben die Deutsche Telekom und die GETEMED Medizin- und Informationstechnik in Teltow bereitgestellt.

Die Telekom versteht das Projekt als Referenzprojekt für das Potenzial von IT-Lösungen im Gesundheitsbereich.

Patientensicherheit und eine optimale post-stationäre Versorgung

"Die sichere Vernetzung, gekoppelt mit der elektronischen Patientendokumentation und IT-gestützte Behandlungsprozesse bilden das Kernstück der Telemedizin und sorgen so nicht nur für mehr Patientensicherheit und eine optimale post-stationäre Versorgung, sondern auch für effektive Hilfe in häuslichen Notsituationen", so Axel Wehmeier, Leiter des Konzerngeschäftsfelds Gesundheit bei der Telekom.

In dem Brandenburger Projekt erhalten Patienten vernetzte Körperwaagen oder Blutdruckmessgeräte, die sie selbst zu Hause bedienen. Vitaldaten wie EKG, Gewicht, Sauerstoffsättigung und Blutdruck werden automatisch und kabellos an die Telemedizinzentren übermittelt.

Zusammen mit Angaben zu Befunden und zur Medikamenteneinnahme liefern sie den Ärzten in den Zentren wichtige Hinweise, um den Zustand des Patienten aus der Ferne einzuschätzen und bei Bedarf intervenieren zu können. Bis zu 500 Patienten können betreut werden.

Kommunikation auch über weite Strecken

"Die jetzt eingesetzte Technik eignet sich ja für eine Kommunikation auch über weite Strecken, sodass dem Patienten und seinen Angehörigen lang dauernde Fahrten in unserem Flächenland erspart bleiben", sagte Professor Michael Oeff, Chefarzt am Städtischen Klinikum Brandenburg.

Er verwies auf Erfahrungen bei vorangegangenen Forschungsvorhaben. Dabei "konnte gezeigt werden, dass sich Krankenhauseinweisungen um bis zu elf Prozent und die stationären Behandlungstage um bis zu 23 Prozent reduzieren lassen, wenn Patienten kontinuierlich telemedizinisch betreut werden", so Oeff.

Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz für das Programm vorschlagen

Die Versorgung erfolge sektorübergreifend. Niedergelassene Kollegen würden durch das Telemedizin-Zentrum sachgerecht aufgearbeitete Informationen zu ihren Patienten erhalten, teilte Oeff mit.

Sie sollen auch geeignete Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz mit fortgeschrittenem Schweregrad für das Programm ansprechen und zur Teilnahme vorschlagen.

Laut Plan sollen die ersten Teilnehmer ab diesem Herbst mit den telemedizinischen Geräten ausgestattet werden.

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