Digitalisierung

Bayern setzt auf mehr "E" im Lebensalltag

Bayern will das Potenzial der Digitalisierung stärker nutzen. Die zwei Gewinner des eDorf-Wettbewerbs sollen nun demonstrieren, wie zum Beispiel Telemedizin-Lösungen die ärztliche Versorgung unterstützen können. Dasselbe gilt für digitale Pflege-Entlastungskonzepte.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

DEGGENDORF. Der südbayerische Gemeindeverbund Spiegelau-Frauenau (Landkreise Freyung-Grafenau und Regen) und die nordbayerische Steinwald-Allianz (Landkreis Tirschenreuth) sind als Sieger aus dem eDorf-Wettbewerb des Freistaates hervorgegangen.

In den nächsten zwei Jahren sollen hier Vorbild-Kommunen entwickelt werden, in denen mit Hilfe moderner Informations- und Kommunikationstechnik neue Services und Anwendungen geschaffen werden, die die Lebensbedingungen im ländlichen Raum, speziell für Senioren, aber auch Familien verbessern. Mit im Boot: die Telemedizin.

Attraktivitätsgewinn für Kommunen

Entwickelt wurde das eDorf-Konzept am Technologiecampus Grafenau (TCG) der Technischen Hochschule Deggendorf. Übergeordnetes Ziel des Projektes eDorf ist laut TH die Förderung der Digitalisierung im ländlichen Raum. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner sieht gerade für jene Regionen besondere Chancen durch die Digitalisierung, die stark vom demografischen Wandel und Abwanderung betroffen sind.

"Die Versorgung ländlicher Räume kann durch digitale Angebote in vielerlei Hinsicht erheblich verbessert werden. Das betrifft den Handel, die medizinische Versorgung, aber auch Mobilitätslösungen", so die Ministerin. In der Konsequenz erhöhe sich dadurch die Attraktivität der Gemeinden sowie die Lebensqualität der Einwohner.

Wie Aigner erläuterte, will ihr Ministerium in den kommenden vier Jahren fünf Millionen Euro in das Projekt eDorf stecken. Durchführende Partner sind neben dem TCG die Fraunhofer Gesellschaft mit dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen und dem Fraunhofer- Institut für Experimentelles Software Engineering IESE in Kaiserslautern.

Südbayern strebt Vernetzung an

In Südbayern verfolgt der Gemeindeverbund Spiegelau-Frauenau einen umfassenden Ansatz aus sieben Maßnahmenfeldern: Telemedizin, digitales Rathaus, Dorfshuttle, Nahversorgung durch ein Bestell- und Liefersystem im Lebensmitteleinzelhandel, Wohnwelten für pflegebedürftige Zielgruppen, digitale Lehr- und Bildungsangebote sowie ein Telearbeitszentrum. Welche Inhalte konkret umgesetzt werden sollen, wird in den nächsten Wochen unter Bürgerbeteiligung festgelegt.

Im Rahmen des Projektes solle unter anderem ein ganzheitliches vernetztes Medizin- und Pflegenetzwerk für alle Bürger entstehen, das von einer Informationsplattform über Telemedizinanwendungen bis zur Gemeindeschwester unter Einbindung ehrenamtlichen Engagements reicht.

In puncto Digitalisierung und technologische Unterstützung stellt das Projekt auf Lösungen aus dem innovativen Bereich Ambient Assisted Living ab, die vor allem älteren Menschen oder Menschen mit Handicap ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden im ländlichen Raum erleichtern sollten.

Zentrale Anlaufstelle: der örtliche Dorfladen

Die Medizin soll zum Menschen kommen – und nicht umgekehrt; aufwändige Wege zu Fachärzten könnten gegebenenfalls über neuartige Anwendungen reduziert werden.

In Nordbayern fokussiert die Steinwald-Allianz die Vernetzung der örtlichen Anbieter regionaler Produkte und Dienstleistungen mit der Bevölkerung. Daran angeschlossen ist unter dem Titel "mobiler Bauernmarkt" ein lokales Belieferungskonzept, welches zum Ziel hat, neben der Verbesserung der Nahversorgung auch Arbeitsplätze zu erhalten oder gar zu schaffen.

Kern des Projektes stelle die Entwicklung einer digitalen Plattform dar, die Kunden, Betreiber und Erzeuger miteinander vernetzt, Daten austauscht und Touren plant. Zentrale Anlaufstelle werde der örtliche Dorfladen sein.

"eDorf-Community"

Perspektivisch besitze die Projektidee eine hohe Anschlussfähigkeit und könne durch weitere Dienstleistungen ergänzt werden, wie die Projektpartner betonen. Dies könnten beispielsweise Lösungen aus dem Gesundheitssektor oder dem Bereich haushaltsnahe Dienstleistungen sein.

Damit nicht nur die Gewinner, sondern alle Gemeinden frühzeitig von den durchgeführten Projekten profitieren und eigene Initiativen und Erfahrungen präsentieren können, wird laut Aigner eine "eDorf-Community" ins Leben gerufen. Diese Plattform soll Anfang 2017 an den Start gehen und allen Gemeinden offenstehen.

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