ANLAGEN-KOLUMNE

Der hohe Ölpreis ist keine spekulative Blase

Der Zeitraum Januar bis Juni 2008 war für die Weltbörsen das schlechteste erste Halbjahr seit 22 Jahren. Die meisten Börsen haben mehr als 20 Prozent verloren, was in der Fachwelt den Beginn einer Baisse kennzeichnet.

Von Dr. Jens Ehrhardt Veröffentlicht:

Während in anderen Börsenphasen eher markttechnische oder monetäre Faktoren das Börsengeschehen prägten, standen zuletzt vor allem fundamentale Überlegungen, konkret die Gewinnerwartungen der Unternehmen, im Fokus. Als Hauptbelastungsfaktor wurden dabei die massiven Preissteigerungen bei Rohstoffen gesehen. Höhere Preise für Öl, Metalle und Nahrungsmittel führen zu einer Verschlechterung der Kostensituation bei Unternehmen und schränken zudem die Kaufkraft von Verbrauchern ein.

Vor allem für die Ölpreisinflation werden von einigen Politikern immer wieder Spekulanten verantwortlich gemacht. Hier muss man beachten, dass vor allem in Deutschland schon immer eine Abneigung gegen Finanzspekulanten vorherrschte. Gerne wird dabei übersehen, dass Preise lediglich durch Angebot und Nachfrage zustande kommen. Eine "künstliche" Nachfrage durch Spekulanten ist beim Öl praktisch unmöglich.

Zwar können Finanzinvestoren über den Terminmarkt Öl-Future-Kontrakte kaufen (also zu einem bestimmten Termin in der Zukunft eine bestimmte Menge Öl erwerben). Diese Kontrakte werden aber vor Ablauf der Laufzeit wieder verkauft, ohne dass der Investor je reales Öl erworben hätte. Eine physische Nachfrage nach Öl geht also von den Finanzterminhändlern nicht aus, da jeder Ölkauf durch einen Ölverkauf ausgeglichen wird.

Gegen die "Spekulanten-Theorie" spricht auch die Tatsache, dass die Preise für Rohstoffe, die nicht an Terminmärkten gehandelt werden - zum Beispiel Eisenerz, Kali oder Stahl -, wesentlich stärker gestiegen sind als die für börsengehandelte Rohstoffe.

Der hohe Ölpreis ist ausschließlich darauf zurückzuführen, dass die asiatischen Wachstumsländer anhaltend hohe Verbrauchssteigerungen aufweisen, denen kein entsprechendes zusätzliches Öl-Angebot gegenüber steht. Dadurch handelt es sich bei den gestiegenen Ölpreisen, genauso wie beim Gold, keinesfalls um eine spekulative Blase. Vergleiche mit der Kursblase bei Internetaktien im Jahr 2000 sind nicht angebracht.

Erfolgreichen Anlegern und Fondsmanagern ist es im ersten Halbjahr 2008 durchaus gelungen, die Kursrückgänge durch gezielte Aktienanlagen vor allem im Rohstoffbereich auf ein Minimum zu begrenzen. Auch künftig sind selektive Rohstoffengagements sinnvoller als etwa festverzinsliche Anlagen, die erhebliche Inflationsrisiken aufweisen.

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