Anleihen mit Inflationsschutz sind gefragt

Vier Prozent - so hoch war die Inflationsrate im Juli im Euro-Raum. Das knabbert an den realen Erträgen, die sich mit Rentenpapieren erzielen lassen. Eine Option sind Fonds, die inflationsgeschützte Anleihen kaufen.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Welche Richtung sollten Anleger angesichts der Inflation einschlagen? Das Geld kann vor der Geldentwertung geschützt werden.

Welche Richtung sollten Anleger angesichts der Inflation einschlagen? Das Geld kann vor der Geldentwertung geschützt werden.

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Mit 4,23 Prozent rentieren derzeit zehnjährige Bundesanleihen, wie die Bundesbank auf ihrer Website vorrechnet. Die Inflation fast so hoch wie die Nominalrendite: Anleihekäufer kann bei diesem Szenario das Grausen packen. Sie fragen sich: Was kann ich tun, wenn die Inflation den Nominalzins übersteigt und mein Kapital real entwertet wird?

Eine Alternative können inflationsgeschützte Anleihen sein. Dabei garantiert der Emittent dem Anleger einen festen realen Zinssatz über die gesamte Laufzeit. Die Inflationsrate, basierend auf einem Index, wird einmal im Jahr sowie am Ende der Laufzeit ausgeglichen. Wer zum Beispiel 10 000 Euro investiert hat, dem werden bei drei Prozent Inflation 10 300 Euro plus Zinssatz ausbezahlt.

Beim Zinssatz müssen Anleger Abstriche machen

An den Finanzmärkten gibt es natürlich nichts umsonst, und so hat auch der Inflationsschutz seinen Preis: Der Zinssatz dieser Papiere bewegt sich unter dem normaler Anleihen. So lag die vom Bund im Jahr 2006 emittierte Anleihe mit einem Kupon von 1,5 Prozent mehr als zwei Prozentpunkte unter dem nominalen Zinssatz einer ungeschützten Anleihe. Derzeit rentiert das Papier nach Angaben der Bundesbank mit 1,93 Prozent, die nicht inflationsgesicherte Anleihe bringt 4,23 Prozent - eine Differenz von 2,3 Prozentpunkten. Das heißt: Nur wenn die durchschnittliche Inflation diese 2,3 Prozent übersteigt, ist der Ertrag am Ende nicht geringer als mit üblichen Anleihen.

Inflationsgeschützte Anleihen sind also eine Wette auf die Höhe der Geldentwertung, wie Michael Rottmann, Leiter der Zins- und Devisenstrategie bei der HypoVereinsbank, sagt. Fällt sie höher aus als eingepreist, lohnt sich das Investment; ist sie niedriger, hat der Emittent einen Zinsvorteil und der Anleger das Nachsehen. Ist sie so hoch wie gedacht, fahren Anleger nicht besser als mit üblichen Papieren. "Wie realistisch diese Möglichkeit erscheint, muss jeder Investor für sich selbst entscheiden", so Rottmann.

Ein Teil des Depots sollte abgesichert werden

Dennoch kann es für Anleger sinnvoll sein, generell einen Teil ihres Anleiheportfolios mit solchen inflationsgesicherten Anleihen zu bestücken. Schließlich weiß niemand, wie hoch die Geldentwertung in ein oder zwei Jahren ausfällt. Wer die Auswahl der Papiere lieber den Profis überlässt, umgeht nicht nur ein Steuerproblem mit der so genannten Finanzinnovation, sondern hat auch die Wahl zwischen Fonds mit aktivem und passivem Management.

Zu letzterem gehört der Lyxor ETF EuroMTS Inflation Linked, der knapp 600 Millionen Euro verwaltet. Der börsengehandelte Indexfonds bildet den Index der inflationsgebundenen Staatsanleihen der Euro-Zone ab. In den vergangenen zwölf Monaten hat er "eine Wertsteigerung von fast sieben Prozent erzielt", sagt Thomas Meyer zu Drewer, der das ETF-Geschäft von Lyxor Asset Management in Deutschland und Österreich leitet.

Außerdem kann der Fonds mit einer geringen Verwaltungsgebühr von 0,2 Prozent im Jahr punkten. Über die Sicht von drei Jahren findet sich das Produkt mit einer Jahresrendite von durchschnittlich 1,76 Prozent allerdings hinter einigen Fonds mit aktivem Management.

Beim Lyxor-ETF wissen Anleger genau, was sie bekommen. Das ist bei Fonds mit aktivem Management oft anders - aber nicht unbedingt zum Schaden der Anleger. So kann der MAT Real Return der Maintrust KAG auch in herkömmliche Anleihen investieren. Auf Sicht von drei Jahren betrug die Jahresrendite 3,03 Prozent, was den Fonds nach Angaben der Ratingagentur Morningstar zum erfolgreichsten seiner Kategorie macht. In den vergangenen zwölf Monaten fiel das Plus mit 10,06 Prozent sogar zweistellig aus.

Ein gutes Händchen ist bei der Auswahl gefragt

Das Fondsmanagement um Holger Brauer geht davon aus, dass die derzeitige Hoffnung auf einen starken rezessionsbedingten Rückgang der Inflation übertrieben ist. In der Folge könnte sich "inflationsindexierte Anleihen abermals besser entwickeln als nominale Anleihen", äußert sich das Management in einem Marktausblick.

Ebenfalls vorne mit spielt der Fonds Deka Renten Real, der mindestens 70 Prozent in inflationsindexierte Staatsanleihen aus aller Welt anlegen muss. Die Jahresrendite beträgt 2,98 Prozent. Im Vergleich zum ETF fällt bei diesen Fonds ein Ausgabeaufschlag an; außerdem ist die Managementgebühr höher.

Im Gegenzug gibt es bei aktiv gemanagten Fonds aber nicht immer bessere Leistungen, wie der Allianz-DIT Euro Bond Real Return zeigt. Der Fonds, der auch Anleihen aus Schwellenländern kaufen darf, hat es in drei Jahren auf eine Jahres-Rendite von minus 0,31 Prozent gebracht.

Fazit für Anleger: Renditewunder sollte niemand von diesen Fonds erwarten. Sie können aber ein gutes Mittel sein, um sich auf konservative Weise gegen die Inflation abzusichern. Allerdings kommt es bei der Auswahl auf ein gutes Händchen an.

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