Neuer Datenskandal mit Bankverbindungen

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KÖLN (dpa). Auf dem Schwarzmarkt sind nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" Bankverbindungen von 21 Millionen Deutschen illegal im Umlauf. Dem Magazin wurden diese Daten nach eigenen Angaben für knapp zwölf Millionen Euro zum Kauf angeboten.

Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft ist mit dem Fall befasst. Mit den Daten könnten Unbekannte ohne Wissen des Inhabers Geld von Girokonten abbuchen.Neben Angaben zur Person wie etwa Geburtsdaten enthielten die Datensätze die Bankverbindung mit Kontonummer und Bankleitzahl, in einigen Fällen sogar detaillierte Angaben zur Vermögenslage.Erste Spuren führen nach Angaben des Magazins fast ausschließlich zu kleineren Callcenter-Betreibern. Vor allem auf umkämpften Massenmärkten wie Telekommunikation, Energieversorgung oder Kabelfernsehen arbeiteten viele Anbieter fast nur noch mit externen Dienstleistern und Callcentern zusammen.

Diese erhielten die relevanten Kundendaten teilweise vom Auftraggeber.Schalten die Dienstleister ihrerseits Subunternehmer ein, verliert sich die Kontrolle über die Daten irgendwann im Nichts. Offenbar besserten auch schlecht bezahlte Mitarbeiter kleinerer Callcenter ihr Gehalt auf, indem sie Adressdaten kopierten und weiterverkauften, hieß es.Mitarbeiter der "Wirtschaftswoche" haben den Angaben zufolge eine Muster-CD mit 1,2 Millionen Datensätzen an die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft übergeben. Ein Sprecher der Justizbehörde bestätigte am Samstag den Erhalt der CD. Angaben dazu könne er aber noch nicht machen. "Wir werden uns das am Montag in Ruhe angucken", sagte der Sprecher.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar nimmt an, dass noch weitere Datenträger kursieren. Denn daran lasse sich "richtig viel verdienen", sagte er am Sonntag dem Sender NDR 2. "Jeder muss befürchten, dass er betroffen ist." Es sei eine "Art grauer Datenmarkt entstanden, dessen Konturen sich nicht mal ansatzweise abzeichnen".

Die Linkspartei-Abgeordnete Petra Pau, Mitglied im Innenausschuss des Bundestages, kritisierte: "Auf dem sogenannten Datengipfel von Bundesinnenminister (Wolfgang) Schäuble im September wurden für November neue Gesetze versprochen. Inzwischen ist Dezember. Der aktuelle Missbrauch von Kontodaten zeigt: Dieser politische Winterschlaf könnte Millionen Bürgerinnen und Bürger teuer zu stehen kommen.

"In den vergangenen Monaten waren mehrere große Fälle von Datendiebstahl bekanntgeworden. So wurde der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein im August eine CD mit Daten von 17 000 Bundesbürgern zugespielt. Sie enthielt Namen, Geburtsdaten, Adressen, Kontoverbindungen und Telefonnummern. Wenig später berichtete der Bundesverband der Verbraucherzentralen, ihm seien in einem Scheingeschäft sechs Millionen Datensätze angeboten worden, davon vier Millionen mit Kontonummern. In Kiel tauchte eine CD mit 130 000 illegalen Datensätzen aus Callcentern auf.Im Oktober hatte ein riesiger Fall von Datendiebstahl die Telekom erschüttert.

Bei der Mobilfunksparte T-Mobile waren vor gut zwei Jahren 17 Millionen Telefonnummern und Adressen von Kunden entwendet worden. Möglich geworden war dies über Lücken in den Datenbanken, in denen die Angaben zu den Kunden gespeichert sind.

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