Finanzkrise: Ärzte beklagen hohe Einbußen

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Ärzte sind von der Finanzkrise überrascht worden -wie andere Anleger auch. Ihr Vertrauen in Geldanlagen ist erschüttert. Die "Ärzte Zeitung" stellt in mehreren Folgen die Ergebnisse ihrer Umfrage "Altersvorsorge in der Finanzkrise" vor. Heute: Verluste in den Depots und Ziele der Geldanlage.

Von Antonia von Alten

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat vieles, was bisher sicher schien, durcheinandergebracht. Dazu gehört auch die Frage der Absicherung fürs Alter. Die "Ärzte Zeitung" startete deshalb Mitte April eine Umfrage, wie die Auswirkungen der Krise auf Ärzte konkret aussehen. Erstmals wurde dabei auch untersucht, welche Folgen die Krise für die Altersversorgung der Ärzte hat.

Wir wollten von den Lesern wissen: Haben Sie durch die Verwerfungen der Finanzmärkte Geld verloren? Befürchten Sie langfristige Folgen für Ihre Altersvorsorge? Wie reagieren Sie auf die Folgen der Krise? Was machen Sie anders als vor einem Jahr? Fühlen Sie sich gut informiert über die Möglichkeiten der Geldanlage und Altersvorsorge? Was tun Sie für die Altersvorsorge Ihrer Mitarbeiter?

Die Resonanz auf die Aktion war groß: Das Thema Altersvorsorge brennt offenbar vielen Ärzten unter den Nägeln. Innerhalb weniger Wochen haben fast 1000 Kollegen - Haus- und Fachärzte genauso wie Klinikärzte - den Fragebogen ausgefüllt und zurückgeschickt. Es scheint, als habe die "Ärzte Zeitung" mit der Umfrage genau den richtigen Zeitpunkt und das richtige Thema gewählt. Die Umfrage war anonym - über ihre aktuelle Finanzlage wollen schließlich die wenigsten Menschen namentlich Auskunft geben.

Nur jeder Vierte kam bisher ungeschoren durch die Krise

Erstes Ergebnis der Umfrage: Ärzte sind von der Finanzkrise offenbar stark getroffen. Fast drei Viertel der Umfrageteilnehmer beklagen Verluste in ihren Anlagedepots. Jeder Vierte sagt sogar, dass er Verluste "in beträchtlicher Höhe" - fünfstellige Beträge und höher - gemacht hat. Nur 26 Prozent geben an, bisher ungeschoren durch die Krise gekommen zu sein. 27 Prozent berichten von "Papierverlusten". Sie hoffen noch auf eine Kurserholung.

Die Frage, wie sie auf diese Verluste reagieren sollen, beschäftigt die Ärzte sehr. Zwar haben mehr als 50 Prozent bisher ihre Anlagestrategie nicht verändert - viele von ihnen hoffen möglicherweise noch darauf, dass die Verluste durch Kurssteigerungen wieder ausgeglichen werden. Immerhin fast 40 Prozent haben jedoch ihre Anlagestrategie aufgrund der Krise schon geändert.

Die Versorgung der Kinder steht hoch im Kurs

Auch nach den Zielen der Geldanlage haben wir die Leser gefragt: Mit Abstand die meisten Ärzte und Ärztinnen - neun von zehn - legen ihr Geld für die Altersvorsorge zurück. Altersvorsorge hat also höchste Priorität. Auf ein neues Auto oder andere größere Anschaffungen sparen fast 20 Prozent der Umfrageteilnehmer. 38 Prozent wollen Geld für ihre Kinder auf die hohe Kante legen, 23 Prozent sparen für Immobilien.

Und gerade hier besteht vielerorts ein hoher Informationsbedarf. "Wo ist mein Geld noch sicher? Wem kann ich trauen?" sind die Hauptfragen. Mehr als 75 Prozent der Teilnehmer antworten auf die Frage, welches Thema sie aktuell besonders interessiert: die finanzielle Absicherung nach beruflicher Tätigkeit. Privater und betrieblicher Versicherungsschutz, Praxisfinanzierung und Existenzgründung sind von vergleichsweise geringerem Interesse.

Die Ärzte stehen mit ihren Sorgen ums Geld und um die Altersvorsorge nicht allein. Die Umfrageergebnisse der "Ärzte Zeitung" passen vielmehr zu dem, was die Deutsche Bundesbank dieser Tage berichtete: Das Finanzvermögen der Privathaushalte in Deutschland ist 2008 erstmals seit sechs Jahren wieder geschrumpft. Im Schnitt habe jeder Haushalt 4000 Euro seines Finanzvermögens verloren. Das teilte die Bundesbank in Frankfurt mit. Da das Sachvermögen, das hauptsächlich aus Immobilien besteht, gleichzeitig an Wert gewann, habe sich das Reinvermögen der deutschen Privathaushalte aber nur um 2000 Euro auf durchschnittlich 206 000 Euro reduziert, so die Bundesbank.

Angestoßen von der Lehman-Pleite trennten sich die Deutschen Ende 2008 massiv von ihren Anlagen am Kapitalmarkt. Nach Berechnungen der Bundesbank zogen die Haushalte 32,2 Milliarden Euro aus ihrem Aktienvermögen ab sowie 23 Milliarden Euro aus Geldmarktpapieren und Rentenwerten sowie 17 Milliarden Euro aus Investmentfonds und Zertifikaten.

Gleichzeitig schichteten sie 70,4 Milliarden Euro in Bankeinlagen um, nachdem die Bundesregierung die Einlagen als sicher bezeichnet hatte. Eine stattliche Summe, verglichen mit den 28,5 Milliarden Euro, die deutsche Haushalte in den ersten neun Monaten 2008 in Bankeinlagen gesteckt hatten.

Alle Folgen: Umfrage "Altersvorsorge in der Finanzkrise"

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