Anlagen-Kolumne

Offene Immobilienfonds: des einen Leid, des anderen Freud

Die offenen Immobilienfonds haben derzeit keinen guten Stand. Anleger flüchten aus diesem Segment. Dabei sind die Fonds als Investment nach wie vor hoch interessant.

Von Gottfried Urban Veröffentlicht:

Offene Immobilienfonds sind ins Gerede gekommen. Weil ein Massenexodus aus den einstmals so beliebten Anlageprodukten einsetzte, machten im Oktober 2008 etliche Gesellschaften ihre Fonds dicht. In der Folge plant die Bundesregierung jetzt die Einführung von Mindesthaltezeiten und langen Kündigungsfristen. Auch ein pauschaler Abschlag von 10 Prozent auf den Wert der Immobilien war im Gespräch. Das hat weitere Anleger veranlasst, sich von ihren Anteilen zu trennen.

Indes entpuppt sich die Debatte bei näherer Betrachtung als "heiße Luft". Denn erstens ist keine einzige Immobilie vom Erdboden verschwunden und zweitens fließen weiterhin die Erträge. Selbst die vorübergehende "Schließung" der Fonds ist kein Weltuntergang. Im Gegenteil, mutige Anleger decken sich jetzt über die Börse günstig mit Fondsanteilen ein.

Ein halbes Jahrhundert lang warfen offene Immobilienfonds solide Erträge ab, Ausnahmen gab es zwar, aber im Schnitt hatte die Branche noch kein Minusjahr zu verzeichnen. Die Anteilspreise blieben weitgehend stabil, da der Wert der meist gut vermieteten und über verschiedene Standorte verstreuten Immobilien von Sachverständigen ermittelt wurde und sich somit vom täglichen Auf und Ab der Börsen abkoppelte.

Doch die Finanzkrise hat das Vertrauen der Anleger tief erschüttert. Die Ursachen: Offene Immobilienfonds machen eine illiquide Anlageklasse täglich handelbar - an sich eine geniale Idee. Doch das funktioniert nur, solange nicht zu viele Anleger gleichzeitig an ihr Geld wollen.

Wo Risiken schlummern, tun sich Chancen auf. Angenommen, die Nettomietrendite der Objekte auf Basis der Sachverständigenbewertung beträgt aktuell fünf Prozent. Wenn nun an der Börse Anteile mit Abschlag gekauft werden können, muss neu gerechnet werden. Bei einem Abschlag von 30 Prozent auf den vom Sachverständigen ermittelten Nettowert ergäbe sich eine Mietrendite von sieben Prozent.

Sicher sind Mieterbonität, Mietvertragslaufzeiten und Objektlagen genau zu betrachten. Doch wenn diese Bedingungen stimmen, dann ließe sich ein echtes Schnäppchen machen. Am besten kauft man gleich ein ganzes Paket unterschiedlicher Fonds. Dann hat man ein gut gestreutes Sachwerteinvestment mit Inflationsschutz zu guten Konditionen. Wichtig: Die Anteile nicht direkt über Kapitalanlagegesellschaften kaufen, sondern über die Börse! Dort versuchen Anleger aus Liquiditätsnot oder aus Mangel an Vertrauen -, verzweifelt die Anteile loszuwerden, teils mit erheblichen Abschlägen.

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