Mit dem Euro gelingt derzeit kein großer Fang

Die Stimmung an den Aktienmärkten droht ins Negative zu kippen. Nach dem Hoch der Börsen im April brachen jetzt einige Kursmuster nach unten aus. Marktbeobachter sehen die Wahrscheinlichkeit einer Rezession erhöht.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Höhenflüge sind für Anleger gegenwärtig weder diesseits noch jenseits des Atlantiks drin.

Höhenflüge sind für Anleger gegenwärtig weder diesseits noch jenseits des Atlantiks drin.

© [M] mipan und José María Bouza / fotolia.com

Die Kapitalmärkte schlagen seit Monaten Kapriolen: Wichtige Aktienindizes haben herbe Verluste erlitten. Der Euro brach gegenüber US-Dollar und Schweizer Franken ein. Davon profitiert haben Staatsanleihen, die Investoren noch als Hort der Sicherheit erachten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass jetzt ein Abschwung am Aktienmarkt beginnt.

Selbst eher optimistische Marktbeobachter wie das US-amerikanische Bankhaus Goldman & Sachs gehen nun davon aus, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Rezession in den USA deutlich erhöht hat. In einem jüngst erschienenen Report bezeichnen sie diese als "ungewöhnlich hoch".

Zinsen staatlicher Anleihen sinken weiter

Die Kapitalmärkte scheinen dieses Szenario seit Wochen vorwegzunehmen. So zeigen die Märkte für Staatsanleihen, dass große Investoren diesseits und jenseits des Atlantiks trotz der sehr niedrigen Zinsen bereit sind, massiv staatliche Wertpapiere zu kaufen. Dieser Ansturm treibt die Zinsen, die Regierungen zahlen müssen, seit Wochen weiter nach unten. Der Bund Future hat seit dem Hoch der Aktienmärkte im April 2010 von 122 auf nun 132 Zähler zugelegt. Dieser Kontrakt, der an der Terminbörse gehandelt wird, verhält sich umgekehrt wie die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen - steigt er, sinken die Zinsen und umgekehrt. Das bedeutet: Wer im Mai eine zehnjährige deutsche Staatsanleihe mit einem Zins von drei Prozent im Jahr gekauft hat, könnte diese nach nur drei Monaten mit einem Kurszuwachs von satten sechs Prozent verkaufen. Dieser Kurszuwachs entsteht dadurch, dass die neu ausgegebenen zehnjährigen deutschen Staatsanleihen noch niedrigere Zinsen bieten und Anleger bereit sind, für den höheren Kupon der älteren Anleihe einen Aufschlag zu zahlen.

Im Gegenzug stehen die Aktienmärkte unter Druck. Nachdem insbesondere die Börsen in den USA ihr bisheriges Hoch eindeutig im April erreicht haben, ging es im Mai und Juni kräftig abwärts. Im Juli konnten sich die Aktienmärkte erholen. Das nährte die Hoffnung, dass der im März 2009 begonnene Aufwärtstrend weiter Bestand haben wird.

Doch spätestens die zweite Augustwoche zeigte mit Macht, dass aktuell die Verkäufer am längeren Hebel sitzen: Zum einen lief die Juli-Rally an guten Tagen nur mit geringen Umsätzen ab, während das Handelsvolumen an den Tagen mit Kursverlusten anstieg; zum anderen brachen im August etliche Indizes aus einem aussagekräftigen Kursmuster nach unten aus - eine Kombination, die in der klar überwiegenden Zahl der Fälle eine Abwärtsbewegung einleitete.

Der Euro gerät wieder unter Druck

Auch die Währungsmärkte zeigen, dass die Risikobereitschaft der Anleger abnimmt. So kam der Euro gegenüber US-Dollar, Schweizer Franken und japanischem Yen in den vergangenen Monaten unter Druck - ein Muster, das sich bereits im Jahr 2008 beobachten ließ, als die Aktienmärkte weltweit einbrachen und die Kurse der Staatsanleihen eine Rally hinlegten. Der Hintergrund dazu ist, dass die Zinsen in den USA, Japan und der Schweiz extrem niedrig sind, weshalb viele Investoren sich in Phasen des Optimismus in diesen drei Währungen Geld leihen, um es in besser verzinsenden Regionen, etwa der Europäischen Union, anzulegen. Das treibt den Wert des Euro. Wächst der Pessimismus, werden diese Anlagen verkauft und der Euro gerät unter Druck. Die Stimmung an den Märkten droht, ins Negative abzukippen.

Die Segmente des Kapitalmarkts - Aktien, Staatsanleihen, Währungen - befinden sich in einer Konstellation, die jener im ersten Jahr der Finanz- und Wirtschaftskrise sehr ähnlich ist. Entsprechende Vorsicht bei der Geldanlage ist angebracht.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

apoBank-Analyse

Frauen haben bei Praxisgründungen die Nase vorn

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System