Banken besinnen sich auf ihre Kreditkunden

Die neuen Eigenkapitalregeln stellen die Banken vor große Herausforderungen. Neue Geschäftsmodelle werden jetzt gesucht. Und alte reaktiviert.

Von Antonia von Alten Veröffentlicht:
In den Bankentürmen sind jetzt gute Ideen gefragt.

In den Bankentürmen sind jetzt gute Ideen gefragt.

© Reimer / fotolia.com

FRANKFURT / MAIN. Die Nachbeben der Finanzkrise scheinen langsam schwächer zu werden, doch die Konsequenzen für das Bankgeschäft bleiben und bereiten derzeit vielen Bankern Kopfzerbrechen.

Die größte Herausforderung sehen die Banken in Deutschland in den geplanten strengeren Eigenkapitalregeln für ihre Branche, "Basel III" genannt. Von 2013 an soll dem Regelwerk zufolge die Kernkapitalquote der Banken auf sechs statt bisher vier Prozent erhöht werden.

37 Prozent der Institute sehen in den neuen Anforderungen durch die Bankenaufsicht die größte Schwierigkeit der kommenden Jahre. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es nur sechs Prozent. Das geht aus dem aktuellen "Branchenkompass 2010 Kreditinstitute" der Unternehmensberatung Steria Mummert hervor.

Befragt wurden für die Studie im Juli 100 Entscheider aus 100 Kreditinstituten Deutschlands zu ihren Strategien und Investitionszielen.

Die Investitionen sollen in die Finanzberatung fließen

Große Investitionen stehen für die Banken an, um die Erfüllung der Basel-III-Regeln zu erfüllen. Davon gehen dem Branchenkompass zufolge 60 Prozent der Entscheider wie Vorstände und Vertriebschefs deutscher Banken aus. Das lässt sich auch als eine gute Nachricht für Ärzte interpretieren, die als Anleger oder Kreditnehmer mit Banken zu tun haben: Die Kreditinstitute wollen in den kommenden Jahren vor allem ihr klassisches Kernkompenzfeld Finanzberatung ausbauen und Mittel in das Kreditgeschäft lenken.

Beratung gegen Honorar kann sich nicht durchsetzen

Basel III

Basel III ist ein internationales Regelwerk, das die Finanzwelt stabiler machen soll. Es fordert von Banken, größere Kapitalpuffer zum Schutz vor Notsituationen zu bilden. Das geschieht über das Kernkapital der Bank. Dabei soll die Kernkapitalquote gemäß Basel III nun sechs statt bislang vier Prozent (laut Basel II) betragen.

Wobei die Kernkapitalquote das Verhältnis des Kapitals einer Bank zu ihren riskobehafteten Geschäften beschreibt. Beschlossen wurden die neuen Regeln vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht - einem Zusammenschluss von Notenbanken und Finanzaufsichtsbehörden, der nach dem Kollaps der Kölner Herstatt-Bank 1974 gegründet wurde. (eb)

Die Beratungserlöse wollen die befragten Banker weiterhin mit ihrem traditionellen Geschäftsmodell durch Provisionen und Zinsen erwirtschaften. Nur 13 Prozent der Banken wollen in den kommenden Jahren in die Honorarberatung investieren. Im Vorjahr waren es noch 26 Prozent. Finanzberatung gegen Honorar - dieses Modell kann sich damit offenbar im Wettbewerb der Banken nicht durchsetzen.

Nicht gefragt wurde in der Studie, inwieweit die Institute den neuen Kapitalbedarf für Basel III mit höheren Gebühren einspielen wollen.

Immobilien sind bei Anlegern derzeit wegen der niedrigen Hypothekenzinsen beliebt. Daher erstaunt die Tatsache, dass nur 48 Prozent der befragten Bankentscheider sich künftig "in nennenswertem Umfang" in der Immobilienfinanzierung engagieren wollen. 2007 waren es noch 69 Prozent.

Ein Ultraschallgerät leasen, statt es zu kaufen? Alternative Finanzierungsformen wie Leasing, Factoring, Mezzanine-Kapital oder PrivateEquity werden in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen - gerade im Mittelstand und bei Freiberuflern wie Praxischefs. Davon sind 63 Prozent der befragten Bankentscheider überzeugt. Gleichzeitig planen nur 18 Prozent von ihnen, die Sparte Alternative Finanzierungsformen in ihrem Haus nennenswert auszubauen.

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“