Licon: Denkmalschutz-Immobilien als Steuersparmodell

Kauf und Sanierung von Altbauten sind beliebte Steuersparmodelle. Das ist das Geschäft von Licon.

Von Antonia von Alten Veröffentlicht:

Egal ob Neubau oder Mehrfamilienhaus aus dem Bestand - normalerweise können Vermieter nur zwei Prozent der Anschaffungskosten pro Jahr abschreiben. Anders bei denkmalgeschützten Immobilien. Sie werden vom Staat besonders gefördert.

Nach Paragraf 7i Einkommensteuergesetz können bei vermieteten Denkmalschutz-Immobilien die gesamten Sanierungskosten binnen zwölf Jahren steuerlich gegen andere Einkünfte verrechnet werden. Sogar bei selbst bewohnten Immoblien können über zehn Jahre hinweg jeweils neun Prozent der Modernisierungskosten - insgesamt 90 Prozent - abgeschrieben werden (§ 10f).

Kein Wunder, dass es Unternehmen gibt, die sich auf das Geschäft mit vermögenden Privatkunden spezialisiert haben, die gerne in eine stilvolle Altbauwohnung investieren wollen. Zum Beispiel die Unternehmensgruppe Licon, die 2005 gegründet wurde und seitdem nach eigenen Angaben allein in Leipzig mehr als 1500 Wohneinheiten saniert und verkauft hat.

2008 war Licon Mitgründerin des Unternehmens Medicon. Einziger Firmenzweck: der exklusive Vertrieb von Licon-Immobilien an vermögende Kunden der apoBank. Die Daten von Ärzten und Apothekern, die sich mit dem Wunsch nach einer Immobilien-Kapitalanlage an die apoBank wandten, wurden an Medicon weitergegeben, die dann Kontakt mit ihnen aufnahmen und den apoBank-Kunden Immobilien von Licon - meist denkmalgeschützte Mehrfamilienhäuser - vorstellten.

Bei Vertragsabschluss bekam die Bank nach eigenen Angaben eine "marktübliche" Provision und bot an, die Finanzierung zu übernehmen. Dass die Bank auch über Provisionen von dem Geschäft profitierte, sei den Kunden "nicht verheimlicht worden", so Vorstandssprecher Herbert Pfennig.

Etwa 600 Kunden der apoBank hätten seit 2008 insgesamt etwa 270 Millionen Euro in Licon-Immobilien investiert, das sind pro Kunde im Schnitt 450 000 Euro, Summen, die im gehobenen Privatkundengeschäft nicht ungewöhnlich sind. Bis dahin also ein ganz normales Bankgeschäft, das Geldinstitute in ganz Deutschland anbieten. Doch ist bei der Anbahnung des Geschäfts mit Licon offenbar nicht alles korrekt gelaufen.

Anscheinend haben die Ärzte und Apotheker, die die apoBank zu ihren Kunden zählt, bei einer kleinen Gruppe von Mitarbeitern der Licon-Gruppe und auch der apoBank Begehrlichkeiten geweckt, genauer gesagt: Ihnen wird vorgeworfen, bestochen worden zu sein, die Geschäftspartner bestochen zu haben oder als Vorgesetzter nichts davon gemerkt zu haben.

Ins Rollen gebracht hatte die ganze Sache der kapitalgebende Licon-Gesellschafter Jürgen Henning. Er hat seine beiden Mitgesellschafter angezeigt wegen Betrugs und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe.

Seit einer Woche ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft wegen möglicher unrechtmäßiger Vorteilsnahme gegen die beiden Licon-Gesellschafter und einen Manager des Unternehmens. Die drei Männer wurden verhaftet und in Untersuchungshaft genommen.

Dabei kamen auch Mitarbeiter der apoBank ins Visier der Staatsanwälte. Die Genossenschaftsbank zeigte sich kooperativ und leitete ein Sofortprogramm zur Aufklärung der Vorwürfe ein. Wie berichtet, wurden zwei Vorstände abberufen, strafrechtliche Ermittlungen laufen gegen drei Mitarbeiter. Unklar ist im Augenblick noch, wer wann und wo die Hand aufgehalten hat bzw. Geld oder Geschenke in offene Hände gelegt hat.

Top-Thema: Die Licon-Affäre bei der Apobank Interview: "Wir werden das jetzt sauber abarbeiten" Licon: Denkmalschutz-Immobilien als Steuersparmodell Chronik: Ein schwieriges Jahr für die apoBank Zwei neue Köpfe für den Vorstand der apoBank Kunden-Hotline beantwortet Fragen zum Thema

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