Geiz ist bei Kfz-Versicherung nicht immer geil

Der Preiskrieg der Autoversicherer geht in diesem Herbst in die nächste Runde. Doch Autofahrer sollten nicht nur auf die Prämienhöhe schauen, sondern auch auf die Finanzkraft des Anbieters.

Von Anja Krüger Veröffentlicht:
Ist der Versicherer pleite, können Versicherte auf Kaskoschäden nach Unfällen sitzen bleiben.

Ist der Versicherer pleite, können Versicherte auf Kaskoschäden nach Unfällen sitzen bleiben.

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KÖLN. Er war ein Liebling von Testern und Verbraucherschützern. Immer wieder schaffte es der Autoversicherer Ineas auf die vorderen Plätze der auch von Ärzten geschätzten Rankings der Verbraucherzeitschriften - wegen seiner günstigen Tarife. Doch der Versicherer hat sich mit seiner Billig-Strategie im Preiskrieg der Kfz-Versicherer ins Aus manövriert. Im August war er pleite. Wer seinen eigenen Wagen beschädigt hat, wird so bald kein Geld aus der Kaskoversicherung sehen. Immerhin: Sind Ärzte Opfer eines bei Ineas versicherten Autofahrers geworden, können sie auf Entschädigung durch die Verkehrsopferhilfe hoffen.

Ineas ist das erste Opfer des anhaltenden harten Wettbewerbs in der Kfz-Versicherung, möglicherweise aber nicht das letzte. In diesen Wochen tobt die alljährliche Wechselschlacht, auch Ärzte werden mit Werbung überschüttet. Anbieter wollen der Konkurrenz mit günstigeren Verträgen Kunden abjagen. Das Beispiel Ineas lehrt: Der Preis ist nicht alles. Ärzte sollten sich die Finanzstärke ihres Versicherers gut anschauen, wenn sie nicht eines Tages bei einem Kaskoschaden auf den Kosten für Ersatz oder Reparatur ihres Wagens sitzen bleiben wollen.

Die Prämien sind ohnehin sehr günstig. Ärzte zahlen soviel für ihre Kfz-Policen wie im Jahr 1982. Für Versicherte, die bereits den Preis für ihre Beiträge senken konnten, lohnt sich ein erneuter Wechsel kaum. Das ist bei Autofahrern anders, die bislang überhaupt noch nicht von dem starken Wettbewerb profitiert haben.

Experten empfehlen allerdings, vor einem Wechsel erst einmal beim bisherigen Versicherer nachzufragen. Aus Angst, Kunden zu verlieren, haben in den vergangenen Jahren viele Unternehmen schon auf eine unverbindliche telefonische Anfrage mit einem günstigeren Angebot reagiert.

Die Branche steckt tief in den roten Zahlen

Genaues Hinsehen ist allerdings ein Muss. Viele Versicherer haben verschiedene Tarife im Angebot, die sich nicht nur beim Preis, sondern auch der Leistung unterscheiden. Bei guten Policen verzichtet der Versicherer zum Beispiel auf Leistungskürzungen wegen grober Fahrlässigkeit.

Der kritische Blick ist deshalb so wichtig, weil bei vielen Kfz-Versicherern die Schmerzgrenze erreicht ist. Um Kunden zu halten, bleiben einige bei den Preisen stabil, gewähren Kunden aber Zusatzleistungen. Die Branche wird in diesem Jahr schätzungsweise Verluste in Höhe zwischen 1,1 und 1,2 Milliarden Euro einfahren. Viele Unternehmen können gar nicht mehr anders, als die Tarife zu verteuern. "Wir erhöhen die Prämien in der Kfz-Versicherung im Schnitt um fünf Prozent", sagt Christian Diedrich, Vorstand der Ergo Versicherungsgruppe, zu der unter anderem die Unternehmen Hamburg Mannheimer und Victoria zusammengeschlossen worden sind.

Auch der bisherige Marktführer Allianz streckt im Preiskrieg die Waffen. Er wird die Prämien "moderat" erhöhen. "Als Unternehmen muss man sich fragen, was man sich an versicherungstechnischen Verlusten noch erlauben will", sagt Allianz-Vorstand Karl-Walter Gutberlet. Das Unternehmen will keine Angaben darüber machen, um wie viel die Preise im Schnitt steigen werden. Pauschale Angaben seien nicht möglich, heißt es. Die Axa erhöht im Schnitt zwischen drei und fünf Prozent. Konkurrent HUK-Coburg dagegen senkt die Preise. Denn das Unternehmen schreibt noch weiterhin schwarze Zahlen in der Autoversicherung.

Das gelingt ihr durch ein effektives Schadenmanagement, zum Beispiel die Kooperation mit Partnerwerkstätten, die Reparaturen für weniger Geld vornehmen als andere. Allerdings ist die aktuelle Preissenkung ein Trick: Damit nimmt die HUK-Coburg nur Anhebungen vom April zum Teil zurück. Aber an der Signalwirkung dürfte das nichts ändern. Kunden werden weiterhin nach sinkenden Preisen Aussicht halten.

Online-Portale locken mit Preisvergleichen

Die Preise weiter unter Druck halten auch große Online-Portale wie Aspect online, Check24 oder Finanzscout24, die Verbraucher mit Preisvergleichen locken. Nutzen Ärzte solche Angebote, sollten sie vorsichtig sein. Denn eine vollständige Marktabdeckung bieten diese Online-Vermittler nicht. Internet-Portale bekommen von Versicherern fast immer eine Provision, wenn über sie ein neuer Kunde kommt. Sind die Anbieter nicht dazu bereit, die zu zahlen, fliegen sie aus den Vergleichen.

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