So können sich Ärzte gegen Burn-out absichern

Fallen Ärzte wegen psychischer Erkrankung nur vorübergehend aus, hilft die Berufsunfähigkeitsversicherung nicht weiter. Für diese Fälle haben die Anbieter eine spezielle Police.

Von Anja Krüger Veröffentlicht:
Chronische Erschöpfung kann Ärzte auch in wirtschaftlicher Hinsicht hart treffen.

Chronische Erschöpfung kann Ärzte auch in wirtschaftlicher Hinsicht hart treffen.

© Getty Images/iStockphoto

Psychische Erkrankungen sind nach den Zahlen der Ärzteversorgungswerke bei Mediziner häufiger als in der allgemeinen Bevölkerung Grund für eine Berufsunfähigkeit.

Gegen die finanziellen Folgen psychischer Erkrankungen können sich Ärzte jetzt auch mit den sogenannten "Dread Disease-Policen" absichern.

Diese Anbieter zahlen bei der Diagnose festgelegter Krankheiten die vereinbarte Versicherungssumme.

Dread Disease-Policen sind im Prinzip nichts anderes als Risikolebensversicherungen. Allerdings erhalten nicht die Angehörigen nach dem Tod des Versicherten die Versicherungssumme, sondern der Arzt selbst bekommt sie nach der Diagnose der im Vertrag aufgelisteten Erkrankungen.

"Der Versicherer zahlt unabhängig davon, ob der Kunde später geheilt wird und wieder arbeiten kann", sagt Verena Schad, Sprecherin der Skandia Versicherung, einem der großen Anbieter der Policen.

Entscheidend ist, wie lange der Arzt nicht arbeiten kann

Entscheidend für die Leistung ist allein die Diagnose - nicht die Prognose. Das ist ein großer Unterschied zu den Regularien der Ärzteversorgung und der herkömmlichen privaten Berufsunfähigkeitsversicherer. Die Ärzteversorgung zahlt nur dann eine Rente wegen Berufsunfähigkeit, wenn der Arzt überhaupt nicht mehr in seinem Beruf tätig sein kann.

Er muss also eigentlich erwerbsunfähig sein. Für private Versicherer ist entscheidend, wie lange der Arzt voraussichtlich nicht arbeiten kann.

Einen anderen Weg gehen die Anbieter der Dread Disease-Policen. "Die Leistung wird fällig, wenn ein Facharzt eine der versicherten Diagnosen stellt", sagt Canada Life-Sprecherin Juli Zogel. Canada Life ist Marktführer unter den Dread Disease-Versicherern.

Bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung dagegen muss der Kunde eine bestimmte Mindestzeit, meistens sechs Monate, ausfallen und seine anhaltende Berufsunfähigkeit regelmäßig überprüfen lassen. Kann er nach Auffassung des Versicherers wieder arbeiten, bekommt er auch keine Rente mehr.

Viele Krankheiten sind vertraglich abgedeckt

Die in Frage kommenden Krankheiten sind im Vertrag festgelegt. Zum Standard gehören Krebs sowie Herz- und Kreislauferkrankungen. Bei Canada Life sind zurzeit 43 Krankheiten auf der Liste, seit kurzem auch das Intrakranielle Aneurysma und die Supranukleäre Blickparese.

Die Gothaer, der dritte große Dread Disease-Versicherer, hat seit Jahresbeginn auch aplastische Anämie und schweren Unfall auf der Liste. Der Versicherer Skandia bietet neuerdings eine Zusatzoption an, mit der Ärzte psychische Krankheiten absichern können.

Vermarktet werden die Policen auch mit dem Hinweis auf das Burn out-Syndrom. Aber Vorsicht: Der Versicherer macht hier einen kleinen, aber feinen Unterschied. "Nicht das Burnout ist versichert, sondern die Folgen", sagt Sprecherin Schad.

"Es sind nicht alle psychischen Krankheiten aufgelistet, sondern deren Folgen"

Sie fallen unter "Einschränkung geistiger Leistungsfähigkeit" durch Krankheiten wie Alzheimer, Präsenile Demenz oder Schizophrenie. Typische Burnout-Erkrankungen wie Depressionen nennt der Vertrag nicht. "Es sind nicht alle psychischen Krankheiten aufgelistet, sondern deren Folgen", sagt Schad.

Das sind unter anderem ein eingeschränktes Auffassungsvermögen, Konzentrationsstörungen, Orientierungslosigkeit oder die gestörte Fähigkeit zur Handlungsplanung.

Bei der Gothaer können psychische Erkrankungen weder in der Standard- noch in der Komfortvariante versichert werden. Canada Life dagegen bietet ebenfalls eine Zusatzoption zur Absicherung psychischer Erkrankungen an. Mitversichert ist die chronische Erschöpfung hier, wenn eine Folgediagnose wie Depression gestellt wird.

Bei Vorerkrankungen ist Dread Disease eine Option

Geht es nur um die Absicherung psychischer Erkrankungen, raten Verbraucherschützer zum Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung.

Auch hier sind die Erkrankungen gedeckt - und noch viel mehr. "Wer wegen einer Vorerkrankung keine Berufsunfähigkeitsversicherung bekommt, für den kann die Dread Disease eine Alternative sein", sagt Jens Trittmacher vom Bund der Versicherten. Allerdings entkommen Ärzte bei keiner der Policen der harten Gesundheitsprüfung der Anbieter.

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