Bauherren statt Staaten als Schuldner

Auch Versicherer vergeben Kredite an Bauherren. Vor allem bei langen Laufzeiten sind Allianz, Axa und Co oft günstig. Die Anbieter machen jedoch kaum Werbung.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Mit den Jahren wird die Last der Hypotheken für Bauherren immer leichter zu tragen.

Mit den Jahren wird die Last der Hypotheken für Bauherren immer leichter zu tragen.

© Bernd Ege / Fotolia.com

FRANKFURT/MAIN. Die globale Finanzkrise hat viele Anleger dazu getrieben, sich nach als sicher geltenden Schuldnern umzusehen.

Ganz oben auf der Liste stehen seither Geldanlagen, in die deutsche Versicherer traditionell einen Großteil ihrer verwalteten Mittel investieren - so etwa deutsche Staatsanleihen.

Das Problem, das sich daraus für Lebensversicherer ergibt: "Der Ansturm auf diese Anlagen hat die Zinsen weit nach unten gedrückt, während die Gesellschaften für ihre Anleger eine deutlich höhere Rendite erwirtschaften müssen", sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung in Frankfurt am Main.

Dafür sorge die Konkurrenz, aber auch der Garantiezins, auf den die Versicherten Anspruch haben.

Bei länger laufenden Verträgen liege dieser Zins oft bei vier Prozent auf den Sparanteil - ein schwieriges Unterfangen angesichts einer Rendite von 1,6 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen. Zudem hat sich das Anlagespektrum bei Staatsanleihen durch die EU-Schuldenkrise deutlich eingeengt.

Zinsen über drei Prozent

Hier kommt der Hypothekenmarkt ins Spiel. Denn Darlehen an Hauskäufer zu vergeben bringt nach Herbsts Worten aktuell deutlich mehr Ertrag als der Kauf von Bundesanleihen mit homöopathisch niedrigen Zinsen.

Dabei gilt: Je länger die Laufzeit, desto höher der Zinssatz, den der Kreditgeber ansetzen kann. "Es ist daher kein Wunder, dass die Versicherer vor allem bei langen Laufzeiten Spitzenpositionen belegen - sowohl bei Beleihungen bis 50 Prozent als auch bis 80 Prozent des Kaufpreises", so der Zinsexperte.

Noch einen Vorteil bieten Immobilien: Anders als Staatsanleihen, die im Extremfall wertlos werden können (siehe Griechenland), bieten Hypothekendarlehen im Fall der Pleite des Schuldners Zugriff auf die Substanz der Immobilie.

Bei einer Laufzeit von 20 Jahren dominieren Versicherungsgesellschaften ganz klar den Markt: Bei einer Beleihung in Höhe von 50 Prozent bieten ausnahmslos Versicherer mit einem Effektivzins zwischen 3,25 und 3,4 Prozent die günstigsten Darlehen.

Bei einem Beleihungsauslauf von 80 Prozent sind es ebenfalls mehrere Versicherer, die mit Effektivzinsen zwischen 3,30 und 3,60 Prozent die besten Angebote haben.

Angebote über Baugeldvermittler

Wer Wert auf noch längere Planungssicherheit legt, kann das Angebot der Hannoverschen in Erwägung ziehen: Bei 70 Prozent Beleihung und einer Laufzeit von maximal 42 Jahren beläuft sich der Effektivzins auf 3,72 Prozent.

Doch an die große Glocke hängen wollen die Versicherer ihre Top-Angebote nur selten. Nach Aussagen von Insidern befürchten sie, dass die eigenen Anleger - mithin die Versicherten - es nur ungern sähen, wenn ihre Gesellschaft das von ihnen eingezahlte Geld zu niedrigen Zinsen weiter verleiht.

Also bieten die Versicherungsgesellschaften ihre Darlehen vor allem über Baugeldvermittler an. Diese sind denn auch die erste Adresse für alle, die sich die niedrigen Zinsen über lange Zeit sichern wollen.

Bei der Suche nach dem am besten geeigneten Versicherer gilt: Je größer der Anteil des Sachversicherungsgeschäfts, desto leichter kann die Gesellschaft mit niedrigen Zinsen antreten.

In dieser Konstellation müssen die Versicherer weniger Rendite-Versprechen erfüllen als bei Häusern, die bei Lebensversicherungen besonders stark sind.

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