Branchenexperten

Schlechte Zeiten für Schiffsfonds

Viele Schiffsfonds stecken wegen der Krise an den Schifffahrtsmärkten in finanziellen Schwierigkeiten. Sie benötigen weitere Finanzspritzen. Doch statt die Fonds zu unterstützen, denken viele Banken derzeit über den Rückzug aus dem Geschäft nach.

Von Patrick Hagen Veröffentlicht:
Der Frachtschifffahrt weht derzeit wegen der herrschenden Überkapazität ein rauer Wind ins Gesicht.

Der Frachtschifffahrt weht derzeit wegen der herrschenden Überkapazität ein rauer Wind ins Gesicht.

© alexvs / fotolia.com

KÖLN. Mit Schiffsbeteiligungen ist ein Anlagesegment unter großen Druck geraten, in das in der Vergangenheit auch viele Ärzte investiert haben.

Gut 100 Fondsschiffe sind bereits insolvent, geschätzte weitere 800 Fonds haben schwere Probleme.

Einige Branchenexperten erwarten sogar, dass den Fonds und ihren Anlegern das Schlimmste erst noch bevorsteht.

Kreditgeber drängen zum Verkauf der Schiffe

Das Überleben vieler Fonds hängt vom Wohlwollen der Banken ab. Da die Schiffe nicht genug verdienen, mussten die Banken ihnen die Tilgungszahlungen stunden.

Nach fast vier Krisenjahren ist die Geduld vieler Kreditgeber erschöpft. Immer häufiger drängen sie auf einen Verkauf der Schiffe oder lassen Fonds in die Insolvenz rutschen.

"Die Verhandlungen mit den Banken sind schwieriger geworden. Allerdings ist die Lage für die Banken auch schwieriger als noch vor drei Jahren", sagte Ralf Friedrichs, Chef des Emissionshauses HCI Capital, kürzlich.

Ein Ende der schlechten Einnahmesituation für geschlossene Schiffsfonds ist derzeit noch nicht abzusehen. Die Schifffahrt leidet unter Überkapazitäten. Das schlägt sich auf die Charterraten nieder, die die Fonds für die Vermietung ihrer Schiffe erhalten.

Dazu kommt, dass viele Banken sich aus dem Geschäft mit Reedern und Schiffsfonds zurückziehen. Die HSH Nordbank - traditionell der größte Schiffsfinanzierer der Welt - muss auf Druck der EU ihr Schiffskreditportfolio stark schrumpfen. Das ist die Gegenleistung für die Staatshilfen, die die Landesbank in der Subprime-Krise bekommen hat.

Kürzlich sorgte außerdem die Commerzbank mit der Ankündigung, sich komplett aus der Schiffsfinanzierung zurückzuziehen, für große Unruhe in der Branche. Die Bank ist die Nummer zwei in dem Geschäftsfeld hinter der HSH Nordbank.

Sie hat erst kürzlich die Deutsche Schiffsbank komplett übernommen, die jahrelang einer der wichtigsten Geldgeber für Schiffsfonds war.

Pläne für eine Auffanggesellschaft

Die Fondsbranche sucht nach Möglichkeiten, das Schlimmste für die Anleger abzuwenden. Das Emissionshaus Lloyd Fonds machte kürzlich mit Plänen für eine Auffanggesellschaft Schlagzeilen, in der das Unternehmen 16 Not leidende Fonds bündeln will.

Die Deutsche Bank ist grundsätzlich bereit, die Pläne zu unterstützen, allerdings unter der Voraussetzung, dass Lloyd Fonds noch einen Investor als zusätzlichen Geldgeber findet. Das Geschäft mit neuen Fonds ist derzeit praktisch tot.

Es gibt kaum Angebote auf dem Markt. HCI Capital ist eines der wenigen Unternehmen, das mit dem Fonds "HCI Hammonia Francia" eine Schiffsbeteiligung anbietet.

Der Verband Geschlossene Fonds, der Dachverband der Emissionshäuser, meldete kürzlich, dass die Branche im ersten Halbjahr 58,1 Millionen Euro von Anlegern für Schiffsbeteiligungen eingesammelt hat.

Davon war allerdings nur ein kleiner Teil wirkliches Neugeschäft - allein 46,4 Millionen Euro wurden für Kapitalerhöhungen bei kriselnden Fonds benötigt.

Zum Vergleich: Im Boomjahr 2007 steckten Anleger mehr als 3 Milliarden Euro pro Jahr in Schiffsfonds. Dass sich diese Zeiten wiederholen, glaubt in der Branche niemand mehr.

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