Geldanlage

Sparschwein nicht zu viel füttern

Aus Furcht vor Inflation setzen Anleger derzeit aufs Sparschwein bei der Bank - genauer auf Tages- oder Festgeld. Ihr Motto: Wer nichts macht, macht auch nichts falsch. "Irrtum", sagen unabhängige Vermögensverwalter. Eine solche Strategie mache Anleger auf Dauer ärmer.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Wohin mit dem Ersparten? Anleger sind derzeit unsicher.

Wohin mit dem Ersparten? Anleger sind derzeit unsicher.

© R. Kneschke / Fotolia.com

NEU-ISENBURG. Mehr als 1,3 Billionen Euro haben deutsche Privathaushalte auf Tagesgeldkonten sowie Sparbüchern geparkt, so die Deutsche Bundesbank.

Hinzu kommen Hunderte von Milliarden, die als Festgeld angelegt sind. Dass die Sparer damit kaum reich werden, zeigt eine andere Zahl der Währungshüter: 0,77 Prozent Zinsen geben die Banken im Mittel für die 800 Milliarden Euro auf Tagesgeldkonten.

Bei der derzeitigen Inflationsrate von 1,7 Prozent und der geltenden Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge von 26 Prozent verliert der Durchschnittssparer trotz Zinsen mit einer solchen "Anlagestrategie" an realer Kaufkraft.

Im konkreten Fall sinkt die Kaufkraft des Vermögens real und nach Steuern jedes Jahr um mehr als ein Prozent.

Zieht die Geldentwertung auf nur zwei Prozent an, verlieren Kunden, die sich nicht um eine attraktive Verzinsung bemühen, jedes Jahr schon mehr als 1,5 Prozent an realer Kaufkraft.

"Erfolgreiche Geldanlage geht anders", meint Gerhard Stromsky. Der Geschäftsführer der akos Vermögensverwaltung in Geisenheim beobachtet jedoch, dass ein Mix aus Euro-Angst und Furcht vor einem erneuten Börsencrash Anleger dazu treibt, sehr hohe Geldbestände zu halten.

"Die meisten folgen ihrem Bauch und horten viel Liquidität, zum großen Teil auf niedrig verzinsten Konten", so der unabhängige Vermögensverwalter.

Maximal 20 Prozent flüssig halten

Angesichts der sprichwörtlichen Furcht der Deutschen vor Inflation erscheint dieses Vorgehen widersprüchlich.

Diese Erfahrung macht auch Wolfgang Krappe, Vorstand der Frankfurter Capitell Vermögens-Management AG. Er rät dazu, nur den unverzichtbaren Teil als täglich verfügbares Geld zu halten und sich dafür attraktiv verzinste Konten oder Geldmarktfonds zu suchen.

Laut Krappe sollten Anleger diese Liquidität als Geldreserve sehen, mit der sie unvorhergesehene Ausgaben stemmen oder Kaufgelegenheiten an den Märkten wahrnehmen können.

Krappes Rat: Maximal 20 Prozent des Vermögens sollten flüssig gehalten werden. Der Rest wandert in liquide und täglich handelbare Wertpapiere wie Anleihen und Aktien, sodass Anleger stets auf die Marktsituation reagieren können.

Eine Familie mit 200.000 Euro auf der hohen Kante dürfte also maximal 40.000 Euro flüssig halten. Stromsky zufolge sollte die Liquidität eines Haushaltes reichen, um drei bis sechs Monatsausgaben zu bestreiten.

Viele Sparer müssten also einen Gutteil ihres Geldes in andere Anlagen umschichten - und sich beim Tagesgeld nach attraktiven Konditionen umsehen.

Einen guten Hinweis auf konkurrenzfähige Zinsen gibt der FMH-Index, mit dem die Finanzberatung Max Herbst seit Jahren die Konditionen von 35 marktrelevanten Banken aus allen Sektoren abfragt.

Aktuell liegt der Index bei 1,35 Prozent. Das ist zwar weit unter dem Spitzenangebot von 2,5 Prozent.

Doch bekämen die Sparer nur die Tagesgeldzinsen, wie sie der FMH-Index ermittelt, und nicht die tatsächlichen 0,77 Prozent, könnten sie sich im Jahr über vier Milliarden Euro mehr auf dem Konto freuen.

Darauf sollten Sparer bei unbekannten Instituten achten

Einlagensicherung: Innerhalb der EU greift die gesetzliche Sicherung von 100.000 Euro je Anleger. Damit sind Ersparnisse bis zu diesem Betrag bei jeder Bank innerhalb der EU so sicher wie bei der örtlichen Sparkasse.

Ausländische Banken: Ärzte sollten gut überlegen, ob eine spanische oder italienische Bank derzeit ein idealer Ort für die Ersparnisse ist. Unkritisch dürften Institute aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Großbritannien und Österreich sein - vorausgesetzt, der Anleger ist in der Lage und willens, seine rechtlichen Ansprüche im Fall einer eventuellen Bankenpleite im Ausland durchzusetzen.

Deutsche Banklizenz: Was viele Sparer nicht wissen: Einige Häuser aus dem Ausland haben eine deutsche Banklizenz und unterliegen daher der hiesigen Einlagensicherung, etwa Santander und ING-DiBa.

Informieren: Informieren Sie sich vor Eröffnung eines Kontos über die Bank, etwa auf deren Website. So ist die Ikano Bank (aktueller Tagesgeldzins: 2,25 Prozent) noch heute im Eigentum der IKEA-Gründerfamilie Kamprad. Die akf Bank (Tagesgeldzins: 2,15 Prozent) gehört der Vorwerk & Co. KG und dem Bankhaus Lampe Beteiligungsgesellschaft.

Streuung: Überlegenswert ist es, die Tagesgeldbeträge auf mehrere Banken zu streuen. Werden etwa Beträge über 30.000 Euro auf drei Häuser verteilt, sinkt das Einzelrisiko.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

apoBank-Analyse

Frauen haben bei Praxisgründungen die Nase vorn

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System