Kamerahersteller

Raus aus dem Tal der Tränen

Der Smartphone-Boom ließ Aktien von Kameraherstellern kräftig unter die Räder kommen - zu Unrecht, wie die jüngsten Geschäftszahlen zeigen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Der Fotoapparat ist besonders bei Jugendlichen out. Die angestammten Hersteller dieser Geräte haben sich inzwischen breiter aufgestellt und machen Umsatz auch mit anderen optischen und technischen Produkten.

Der Fotoapparat ist besonders bei Jugendlichen out. Die angestammten Hersteller dieser Geräte haben sich inzwischen breiter aufgestellt und machen Umsatz auch mit anderen optischen und technischen Produkten.

© Thomas L. / panthermidia.net

NEU-ISENBURG. Die neuen Smartphones haben Aktien japanischer Kamerahersteller vergangenes Jahr kräftig zugesetzt. Jetzt beginnen die Kurse etlicher Werte jedoch wieder anzuziehen.

Denn bei Investoren setzt sich die Erkenntnis durch, dass viele Foto-Konzerne längst neue Geschäftsfelder erschlossen haben.

Über Jahrzehnte hinweg haben japanische Kamerahersteller wie Canon, Nikon und Pentax das internationale Geschäft mit Fotoapparaten dominiert. Mitbewerber wie die einst technologisch führenden deutschen Hersteller Rollei und Voigtländer wurden von ihnen vom Markt gefegt.

Die neue digitale Fototechnik brachte zuletzt weitere kräftige Gewinnschübe, weil Profi- und Hobbyfotografen fast von Jahr zu Jahr auf die immer besseren Apparate umstellten.

Doch 2012 wurde an den Börsen der Sturz der Titanen gespielt. Um bis zu 40 Prozent brachen die Aktienkurse der Fotooptikkonzerne aus Nippon ein. Denn immer mehr Investoren fürchteten, dass durch die modernen Smartphones mit ihrer digitalen Bildtechnik das Ende der Ära der klassischen Apparate-Fotografie gekommen sei.

"Die Nachfrage nach Fotoapparaten wird immer weiter zurückgehen", prognostizierte etwa Hideki Yasuda, Analyst bei der Investmentgesellschaft Ace Securities in Tokio.

Smartphones gefragt

Smartphones sind mit kleinen digitalen Foto- und Videokameras ausgestattet, deren optische Qualität der von Kompaktkameras nicht mehr nachsteht. Bilder können mithilfe spezieller Software direkt in den Multimedia-Mobiltelefonen bearbeitet und zur besseren Präsentation auf PCs oder Tablets überspielt werden.

"Die meisten jungen Menschen nutzen deshalb keine herkömmlichen Kameras mehr, sondern nehmen Fotos mit ihren Smartphones auf", erläutert Michael Beck, Leiter Portfolio Management bei Ellwanger & Geiger.

Das bedeute aber nicht, dass die Fotoapparatehersteller alle bald vor dem Aus stünden, ergänzt Beck. Denn die meisten Konzerne haben ihr Geschäft längst breit aufgestellt, fertigen nicht nur Kameras, sondern auch optische medizinische Apparate und Bürogeräte - und natürlich die Objektive für die Smartphones.

Deshalb fielen die jüngsten Geschäftszahlen vieler Branchenkonzerne auch deutlich besser aus als erwartet.

Der Hersteller Konica Minolta (ISIN JP3300600008) meldete für den Zeitraum April bis Ende September 2012 einen Gewinnanstieg um 102,8 Prozent auf umgerechnet 73,7 Millionen Euro.

"Das Unternehmen profitiert vor allem vom Wachstum im Geschäft mit dünnen Beschichtungen für LCDs", sagt Norbert Lohrke, Vorstand des deutschen Analysehauses Globalyze.

Analystenerwartungen übertroffen

Ricoh (JP3973400009), zu dessen Tochtergesellschaften auch der Fotoapparateproduzent Pentax zählt, fuhr im dritten Quartal vergangenen Jahres einen Gewinn von 237,3 Millionen Euro ein.

Analysten hatten im Schnitt mit weniger als 180 Millionen Euro gerechnet. Jetzt kündigte die Holding an, ihre Dividendenausschüttung um 16 Prozent anzuheben.

Auch Hoya (JP3837800006), spezialisiert auf Linsen, Filter und optische Beschichtungen, steigerte im dritten Quartal 2012 den Gewinn nach Steuern um 29,6 Prozent auf 157,3 Millionen Euro - und übertraf damit die Erwartungen der Marktbeobachter.

Auch Canon (JP3242800005), Fuji (JP3814000000) und Nikon (JP3657400002) stellten in ihren jüngsten Ausblicken für 2012 höhere Gewinne in Aussicht als Analysten bislang prognostiziert hatten.

Das lässt nun die Aktienkurse der meisten japanischen Kamerahersteller wieder anziehen. Das Papier von Canon ist seit Mitte November um 18 Prozent gestiegen. Fuji hat um 20 Prozent zugelegt. Die Nikon-Aktie ist sogar 28 Prozent im Plus.

Zuletzt haben auch etliche Analysten ihre Einschätzungen revidiert. Masahiro Shibano von der Citigroup stuft Canon mit "Kaufen" ein: "Die Aktie hat mehr als zehn Prozent Kurspotenzial."

Für Ricoh gibt es keine Verkaufsempfehlungen mehr. Drei Analysten haben den Wert inzwischen mit "Kaufen" und fünf mit "Übergewichten" eingestuft.

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