Wohnungsunternehmen

Zeit für Gewinnmitnahmen

Die Aktien von Wohnungsunternehmen sind schon länger gut im Rennen. Finanzexperten raten nun, auf Gewerbeimmobilien-Betreiber zu wechseln.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Wohnungsaktien zählen schon seit ein paar Jahren an der Börse zu den Gewinnern.

Wohnungsaktien zählen schon seit ein paar Jahren an der Börse zu den Gewinnern.

© Franz Pfluegl/ fotolia.com

NEU-ISENBURG. Aktien deutscher Wohnungsunternehmen haben Anlegern in den vergangenen vier Jahren Kurssteigerungen von zum Teil weit mehr als 100 Prozent beschert.

Jetzt scheint ein guter Zeitpunkt gekommen, um Gewinne mitzunehmen und in Papiere von Gewerbeimmobilienbestandhaltern umzuschichten.

"Seit 2009 zählten Wohnungsaktien zu den ganz großen Gewinnern an der Börse", sagt Dieter Thomaschowski, Analyst bei Investment Research in Change IC. Das Papier der Deutsche Wohnen (ISIN DE000A0HN5C6) stieg seither um rund 130 Prozent auf fast 14 Euro zu.

Bei der Wohnungsholding Gagfah (LU0269583422) und der TAG Immobilien (DE0008303504) vervierfachten sich sogar die Aktienkurse in dieser Zeit. Die Notierung der erst 2011 an die Börse gegangenen Berliner GSW gewann in nicht einmal 24 Monaten in der Spitze rund 50 Prozent.

"In den Zeiten der Finanz- und Eurokrise suchten Profiinvestoren die Sicherheit dieser Titel", erläutert Thomaschowski.

"Sie setzten darauf, dass Menschen auch in Krisenzeiten wohnen müssen und die Gesellschaften deshalb kontinuierliche Gewinne erzielen und Dividenden ausschütten werden."

Immer mehr Börsengänge

Jetzt allerdings könnte die Zeit gekommen sein, Gewinne mitzunehmen. Denn immer mehr Wohnungsgesellschaften drängen an die Börse. Gerade erst brachte eine Investorengruppe um die US-Investmentbank Goldman Sachs den Ende 2008 vom Bundesland Nordrhein-Westfalen übernommenen Wohnungskonzern LEG (DE000LEG1110) für rund 2,3 Milliarden Euro auf das Parkett.

Weitere Börsengänge dürften folgen, meint Carsten Loll, Partner und Leiter des Bereichs Immobilien der auf Übernahmen und Börsengänge spezialisierten internationalen Anwaltskanzlei DLA Piper: "Andere Gesellschaften, wie die Deutsche Annington, werden ebenfalls den Gang an die Börse wagen."

Die Deutsche Annington besitzt mehr als 200.000 Wohnungen in Westdeutschland und gehört der britischen Investmentgesellschaft Terra Firma. Beim Gang auf das Parkett würde das Unternehmen nach Experten-Berechnungen mit ebenfalls deutlich mehr als zwei Milliarden Euro bewertet werden.

Das Problem dabei: Institutionelle Investoren wie Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen haben nur einen begrenzten Teil ihres verwalteten Vermögens für Aktien von Wohnungsgesellschaften reserviert.

Steigen sie in Papiere von Börsenneulingen ein, stoßen sie daher meist einen Teil ihrer anderen Branchenaktien ab.

Bereits der Börsengang der LEG drückte deshalb die Börsenkurse der Mitbewerber. Die GSW-Aktie verlor seit Jahresbeginn knapp sechs Prozent. Der Kurs der Deutsche Wohnen fiel seit Januar um 3,5 Prozent, der der Gagfah sogar mehr als sieben Prozent.

Experten fürchten, dass die Kurse noch weiter nachgeben werden. HSBC-Analyst Thomas Marten hat inzwischen die Aktien von Deutsche Wohnen und GSW auf "Untergewichten" herabgestuft.

Burkhard Sawazki von Kepler Capital rät bei der GSW-Aktie von weiteren Käufen ab und stuft das Papier aktuell mit Halten ein.

Manuel Martin von Close Brothers Seydler Research hat die Deutsche Wohnen auf Halten gesetzt. Georg Kanders, Analyst beim Bankhaus Lampe, hat die Aktie der TAG Immobilien sogar auf "Verkaufen" heruntergestuft.

Lukrative Dividendenrendite

Chancen sehen die Experten hingegen bei Aktien von Gewerbeimmobilienbestandhaltern. Deren Kurse sind seit 2009 nur geringfügig gestiegen, während ihre Einnahmen aus der Vermietung von Büroflächen und Ladenzeilen zugelegt haben.

Dadurch schütten die Gesellschaften aktuell Dividendenrenditen von zum Teil mehr als fünf Prozent aus, während des bei den Wohnungsgesellschaften nicht einmal vier Prozent sind.

Kepler-Analyst Sawazki rät zum Kauf der Aktie von Alstria Office (DE000A0LD2U1), zu deren größten Mietern die Stadt Hamburg zählt.

Lampe-Experte Kanders rät zum Einstieg in das Papier der DIC Asset (DE0005098404): "Wegen der soliden Einnahmen dürfte die Gesellschaft bald ihre Dividende erhöhen."

Schlagworte:
Mehr zum Thema

apoBank-Analyse

Frauen haben bei Praxisgründungen die Nase vorn

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“