Geldanlage

Auslandskonten keine sichere Option mehr

Bei Bankenpleiten in anderen Staaten sind auch deutsche Anleger nicht vor hohen Verlusten gefeit- egal ob sie versteuertes oder Schwarzgeld im Ausland geparkt haben. Erstes Beispiel dafür war 2008 Island.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Wer versucht, niedrigen Zinsen im Inland davonzulaufen und sein Vermögen im Ausland anzulegen, kann dabei auch Geld verlieren.

Wer versucht, niedrigen Zinsen im Inland davonzulaufen und sein Vermögen im Ausland anzulegen, kann dabei auch Geld verlieren.

© Thomas Jansa/fotolia.com

NEU-ISENBURG. Die Zypernkrise zeigt es einmal mehr: Spareinlagen bei Banken im Ausland bieten zwar hohe Renditen, bergen aber auch erhebliche Risiken.

Zinsrenditen von nicht einmal einem Prozent offerieren derzeit die meisten deutschen Banken und Sparkassen. Deutlich attraktiver scheinen da Angebote von Geldhäusern im Ausland, die fünf Prozent Zinsen und mehr aufrufen.

"Höhere Erträge sind aber immer mit größeren Risiken verbunden", warnt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Jüngstes Beispiel dafür sind die zypriotischen Institute Bank of Cyprus und Laiki Bank. Beide hatten Zinsen von mehr als sechs Prozent geboten. Doch das Banken-Duo hatte massiv in griechische Staatsanleihen investiert.

Als der Schuldenschnitt für Griechenland kam, gerieten sie in Insolvenzgefahr. Nur von der europäischen Einlagensicherung garantierte Beträge bis 100.000 Euro sind den Sparern sicher.

Bei der Laiki Bank sind darüber hinausgehende Summen ganz verloren. Bei der Bank of Cyprus unterliegen Beträge über 100  000 Euro einer Zwangsabgabe von 37,5 Prozent.

Weitere 22,5 Prozent des Geldes werden als Reservemasse für die Insolvenzabwendung eingefroren und könnten deshalb ebenfalls verloren gehen.

Bei hohen Zinsen genau hinschauen

Es ist nicht das erste Mal, dass Anleger mit Spareinlagen bei ausländischen Banken viel Kapital verloren haben.

Als 2008 die isländischen Geldhäuser Glitnir, Kaupthing und Landsbanking zusammenbrachen, standen nach Angaben des Verbraucherzentrale Bundesverbands auch 308 Millionen Euro deutscher Spareinlagen im Feuer.

Experten war klar, dass Gefahr drohte, als die Institute mit Zinsversprechen von mehr als 5,5 Prozent um Geld buhlten: "Islands Banken bieten so hohe Zinsen, weil sie Probleme haben, sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren", warnte die Verbraucherzentrale Berlin.

Ihr Geld verloren auch 300.000 deutsche Sparer, die einst bei der Ljubljanska Banka Sparkonten zu Zinssätzen von bis zu zehn Prozent eingerichtet hatten. Das Institut ist insolvent. Der slowenische Staat hat ihre Vermögenswerte auf die Nova Ljubljanska Banka übertragen.

"Diese sieht sich aber nicht als Rechtsnachfolgerin und weigert sich, die Guthaben auszuzahlen", sagt Peter Mattil, Fachanwalt für Kapitalanlagerecht in München.

"Das Beispiel zeigt, dass Anleger auch bei Banken aus anderen EU-Staaten nicht auf die Sicherheit ihrer Einlagen vertrauen können."

Kein Anspruch auf Entschädigung

Anspruch auf Entschädigung haben Sparer nicht. Das hat jüngst der Gerichtshof der europäischen Freihandelszone EFTA entschieden. Die Richter sprachen den isländischen Staat davon frei, für seine Banken haften und ausländische Anleger entschädigen zu müssen.

Anleger, die bereits vor Jahren Kapital bei ausländischen Banken angelegt haben, sollten auch noch auf etwas anderes achten: "Wurden die dortigen Einlagen und Zinserträge nicht bei den deutschen Steuerbehörden angegeben, handelt es sich formal um Schwarzgeld", sagt Mattil.

Betroffene Anleger sollten mit ihrem Steuerberater oder Anwalt prüfen, ob sie eine strafbefreiende Selbstanzeige vornehmen sollten.

Suche nach Schwarzgeld floriert

Denn die europäischen Finanzbehörden wollen künftig noch enger zusammenarbeiten, um Schwarzgelddepots aufzudecken. Vorreiter sind die deutschen Finanzbehörden, die seit Jahren Daten-CDs von unzufriedenen Mitarbeitern ausländischer Banken aufkaufen.

Auf diesem Weg hat allein Nordrhein-Westfalen nach Angaben des Düsseldorfer Finanzministeriums durch Aufdeckung von Schwarzgeldbeständen in der Schweiz bislang 640 Millionen Euro eingenommen.

Für zusätzlichen Druck sorgt nun auch "Offshore-Leaks" (www.icij.org), eine Datensammlung internationaler Journalisten über Steuerflüchtige.

Zur medienwirksamen Veröffentlichung vorige Woche war die Rede von 260 Gigabyte Daten. Unter den 2,5 Millionen Dokumenten sind auch Papiere deutscher Anleger.

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