Auferstanden aus Ruinen?

Banken raten zu Hellas-Anleihen

Es gleicht einem Orakel: Kaum hat Griechenland einen Schuldenschnitt hinter sich, empfehlen Banker Anlegern Hellas-Papiere. Doch ist nicht alles Gold, was in Athens Sonne glänzt.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Anders als griechische Staatsanleihen sieht die Akropolis auch in marodem Zustand noch gut aus.

Anders als griechische Staatsanleihen sieht die Akropolis auch in marodem Zustand noch gut aus.

© sborisov / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Die Konjunkturaussichten in Griechenland hellen sich auf. Eine erste Großbank rät jetzt wieder zum Einstieg in Hellas-Anleihen.

Eine Empfehlung mit einer gehörigen Portion Nervenkitzel, denn Anleger können mit den Papieren hohe Renditen erzielen - schlimmstenfalls aber auch viel Geld verlieren.

Die US-Investmentbank Morgan Stanley empfiehlt, jetzt in griechische Staatsanleihen zu investieren. "Kaufen Sie die Papiere", so Paolo Batori, Leiter des globalen Strategieteams der Bank. "Das ist eine unserer Top-Empfehlungen im Anleihesegment."

Die Nachricht blieb nicht ohne Folgen: Seither zogen die Kurse der Hellas-Papiere an. Spiegelbildlich sind die aus den Zinserträgen erzielbaren Renditen gesunken. Zehnjährige Griechenland-Anleihen rentieren erstmals seit Oktober 2010 wieder unter der Marke von zehn Prozent.

Ratingagentur erhöht Bonitätslevel

Fast zeitgleich hat die US-Ratingagentur Fitch die Bonität Griechenlands um eine Stufe von zuvor CCC auf B- heraufgesetzt. "Die Wirtschaft des Landes erholt sich", heißt es in der Begründung. "Athen hat eindeutige Fortschritte bei der Reduzierung des Haushalts- und Leistungsbilanzdefizits gemacht."

Viele Anleger fragen sich nun, ob sie auf den Zug aufspringen sollen. Angesichts der aktuellen Rendite von rund 9,3 Prozent würde sich beim Kauf zehnjähriger Griechenland-Anleihen das eingesetzte Kapital bis zur Rückzahlung in 2023 fast verdoppeln.

Allerdings haben sich Anleger die Finger verbrannt, die in der ersten Phase der Griechenlandkrise auf eine Rettung des Landes durch die Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds (IWF) setzten.

Beim Schuldenschnitt im vergangenen Jahr wurden sämtliche Hellas-Papiere um 53,5 Prozent abgewertet.

Mit dem Schritt und einem massiven Sparprogramm sollte der griechische Haushalt entlastet werden, damit das Land finanziell lebensfähig bleibt. Jetzt wähnen etliche Experten die Maßnahmen als Erfolg und Griechenland wieder auf dem Weg zu Wirtschaftswachstum.

Prognose angehoben

Die EU-Kommission hob gerade ihre Konjunkturprognose für Hellas leicht an. Statt um 4,4 Prozent soll die Wirtschaft in diesem Jahr nur noch um 3,8 Prozent schrumpfen und 2014 erstmals wieder seit Beginn der Krise um 0,6 Prozent zulegen.

Auch die Sanierung des Staatshaushalts kommt voran. "Hochgerechnet auf das Gesamtjahr würde die Neuverschuldung Griechenlands in den ersten vier Monaten dieses Jahres nur rund einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts entsprechen", sagt Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank.

Zugelassen ist nach dem Maastricht-Abkommen der Eurostaaten eine jährliche Neuverschuldung in Höhe von bis zu drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Als Wachstumslokomotive könnte sich der Tourismus erweisen. Weil die Löhne in Griechenland deutlich gekappt wurden, ist ein Urlaub am Peloponnes jetzt besonders günstig. Das lockt Touristen. "Nach den bisherigen Buchungen erwarten wir die Rekordzahl von mehr als 17 Millionen Gäste aus dem Ausland in diesem Jahr", sagt Andreas Andreadis, Vorsitzender des Verbands griechischer Touristikunternehmer.

"Der Tourismus könnte dieses Jahr zwölf Milliarden Euro ins Land bringen", schätzt Anastasios Liaskos, Generalsekretär im Athener Tourismusministerium.

Neuer Schuldenschnitt denkbar

Dennoch bleiben Hellas-Anleihen hoch riskant. Kommt die Wirtschaft nicht in Schwung, würde die Staatsverschuldung weiter steigen - ein neuer Schuldenschnitt könnte drohen.

Bis 2020 müsse die Staatsverschuldung auf 110 Prozent des BIP gesunken sein, fordert der IWF. Aktuell sind es 174 Prozent.

"Wer mit Hellas-Anleihen auf eine Griechenland-Erholung wetten will, dürfte deshalb gut beraten sein, vorerst nur einen kleinen Betrag zu investieren", rät der Analyst Dieter Thomaschowski.

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