Sepa-Umstellung

In kleinen Betrieben hakt's noch

Die Bundesbank sieht weiterhin Probleme bei der Umstellung auf das neue Zahlungssystem Sepa: Wer nicht rechtzeitig umstellt, läuft Gefahr, die Löhne ab Februar nicht mehr auszahlen zu können.

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FRANKFURT/MAIN. Gut fünf Monate vor dem Start des neuen europäischen Zahlungssystems Sepa bereitet die schleppende Umstellung der Deutschen Bundesbank zunehmend Sorgen.

"Wir warnen vor Liquiditätsengpässen nach dem 1. Februar 2014: Zahlungen von Gehältern und anderen Leistungen können nicht mehr rechtzeitig abgewickelt werden, wenn die Zahlungsdaten nicht im Sepa-Format bei der Bank eingereicht werden", sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele in Frankfurt.

Gerade vielen kleinen Unternehmen, auch Arztpraxen und Handwerksbetrieben sowie Vereinen in Deutschland sei noch nicht bekannt, dass die neuen EU-Regeln für Überweisungen und Lastschriften (Sepa) ab Februar 2014 auch national verbindlich gelten, und nicht nur im Verkehr mit dem Ausland. "Wer sich bis dahin nicht vorbereitet hat, hat ein Problem. Und darauf weisen wir frühzeitig hin", so Thiele weiter.

Selbst Pleiten könnten wegen Sepa auftreten

Wiederholt hatten Banken, Verbände oder die Bankenaufsicht Bafin davor gewarnt, dass die Liquiditätsversorgung bei den Unternehmen massiv gestört werden könne. Selbst Firmenpleiten drohen demnach.

Denn vom Februar an dürfen Kreditinstitute Überweisungen und Lastschriften von Unternehmen und Vereinen nur noch im Sepa-Format mit den internationalen Kontonummern IBAN bearbeiten.

Doch die für Lastschriften nötige Gläubiger-ID (Identifikationsnummer) wurde nach Zahlen der Bundesbank in Deutschland bisher erst in 712.738 Fällen vergeben (Stand 13.8.2013), darunter an 156.000 Vereine - obwohl es bundesweit 3,6 Millionen Unternehmen und rund 580.000 Vereine gibt.

Ziel der Umstellung ist, dass Überweisungen ins Ausland schneller und billiger werden.

Urlaubssperre für Mitarbeiter im Zahlungsverkehr

"Wir haben Urlaubssperren für knapp 200 Mitarbeiter aus dem Bereich Zahlungsverkehr vorbereitet - von Mitte Januar bis Ende März", betonte Thiele. Dabei sei die Bundesbank zwar für einen reibungslosen Zahlungsverkehr verantwortlich, aber nicht für die Umstellung: "Zuständig sind die Kreditwirtschaft und ihre Kunden."

Betriebe, Freiberufler, kommunale Verwaltungen und Vereine - egal ob Sportclub oder Förderverein - müssen nicht nur eine Gläubiger-ID beantragen, sagte Thiele: "Für Unternehmen ist die Umstellung vielfach mit aufwendigen Softwareanpassungen verbunden." Lastschriften etwa für Mitgliedsbeiträge müssten vom Gläubiger geändert werden.

Private müssen hingegen nichts in die Wege leiten. Sie müssen künftig bei einer Überweisung nur die 22-stellige IBAN statt der bisherigen Kontonummer mit Bankleitzahl eintragen:

"Wenn Sie etwa eine Zeitschrift abonniert haben und Ihre Rechnung dafür per Lastschrift zahlen, dann wird der Zeitschriftenverlag dafür sorgen, dass die Abbuchungen auch mit Sepa weiterlaufen."

Privatpersonen sind kaum betroffen

Darüber hinaus komme auf Privatpersonen keine große Umstellung zu: "Was ändert sich eigentlich: Die IBAN setzt sich aus der bisherigen Bankleitzahl und der Kontonummer zusammen, die Kontonummer gegebenenfalls nur um Nullen aufgefüllt. Vorangestellt ist die Länderkennung "DE" für Deutschland. Das einzig Neue ist eine individuelle zweistellige Prüfziffer, die vor Zahlendrehern schützt. Das zusammen ist die neue IBAN, die bereits jetzt schon auf Kontoauszügen und den meisten Bankkundenkarten zu finden ist", so Thiele.

Die großen Konzerne sieht die Bundesbank gerüstet. Rentenzahlungen oder Kindergeldzahlungen seien bereits komplett umgestellt, sagte Thiele weiter: "Aber es läuft eben nicht bei den kleinen Unternehmen, den Vereinen und den Handwerkern, die denken, Sepa müsse sie nicht interessieren, weil sie nicht grenzüberschreitend tätig sind."

Im europäischen Vergleich hinkt Deutschland hinterher. Im Euroraum lag der Sepa-Anteil bei Überweisungen im Juni bei 47 Prozent, in Deutschland im ersten Quartal - neuere Daten liegen nicht vor - bei 8,7 Prozent.

Bei Lastschriften sieht es noch dramatischer aus. Der Sepa-Anteil lag im Juni in Europa bei 3,7, in Deutschland bei 0,14 Prozent. "Das ist noch nicht ganz so viel", warnte Thiele.

Immerhin sei das Bewusstsein für die Sepa-Umstellung zuletzt gestiegen. (dpa)

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