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Nachwehen für Privatvermieter?

Egal, welche Koalition sich in Berlin herauskristallisiert: Experten erwarten für private Vermieter eine Mietpreisbremse und höhere Energiesparauflagen. Die Renditen könnten sinken, glauben sie.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Trügerische Idylle? Privaten Eigentümern vermieteter Bestandsimmobilien könnte eine Sanierungspflicht drohen - je nach Koalition in Berlin.

Trügerische Idylle? Privaten Eigentümern vermieteter Bestandsimmobilien könnte eine Sanierungspflicht drohen - je nach Koalition in Berlin.

© mahey / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Besitzer vermieteter Eigentumswohnungen und Mehrfamilienhäuser müssen unter der kommenden Bundesregierung mit einer Verschärfung des Mietrechts und höheren Energieeinsparauflagen rechnen, meinen Experten.

"Die goldenen Jahre am Wohnimmobilienmarkt sind vorbei", sagt Thomas Beyerle, Chefresearcher der Immobiliengesellschaft IVG. "Die Renditen werden in Zukunft deutlich fallen."

"Die neue Regierungskoalition wird eine Mietpreisbremse einführen und die Energieeinsparverordnung (EnEV) vermutlich verschärfen", sagt Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum.

Sowohl SPD als auch Grüne hätten eine Mietpreisbremse zu den zentralen Forderungen in ihrem Wahlprogramm gemacht. Die Union wiederum will die Energieeinsparauflagen erhöhen, um im Rahmen der Energiewende die Kohlendioxidemissionen zu begrenzen.

Warnung vor Kombination der Ziele

Der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA), die wirtschaftspolitische Lobbyorganisation der Immobilienwirtschaft, warnt bereits massiv davor, beide Forderungen zu verbinden: "Eine Mietpreisbremse zusammen mit einer Verschärfung der EnEV würde den Wohnungsneubau zum Stillstand bringen", sagt ZIA-Präsident Andreas Mattner.

Investoren würden sich dann aus dem Wohnungsmarkt verabschieden.

"Für Vermieter ist es egal, ob eine Große Koalition aus Union und SPD oder eine Schwarz-Grüne Koalition die neue Regierung bildet", sagt Vornholz.

"Auf Eigentümer vermieteter Wohnimmobilien werden in den kommenden Jahren höhere Kosten zukommen, während ihre Einnahmen durch eine Mietpreisbremse gedeckelt werden."

In der vergangenen Legislaturperiode habe die FDP als Koalitionspartner übermäßige Belastungen für Vermieter verhindert. "Mit dem Rauswurf der Liberalen aus dem Bundestag haben die Immobilieneigentümer ihren Schutzherren in der Regierung verloren", sagt Beyerle.

So habe die FDP bei der Mietrechtsreform zu Jahresbeginn durchgesetzt, dass die Bundesländer lediglich in fest umrissenen Ballungszentren den Mietanstieg auf insgesamt 15 Prozent innerhalb von drei Jahren begrenzen dürfen.

"Jetzt ist es sehr wahrscheinlich, dass sich SPD oder Grüne in einer Koalition mit ihrer Forderung nach einer generellen Mietpreisbremse durchsetzen werden", prognostiziert Vornholz.

Der Mieterbund hat bereits an beide Parteien appelliert, auf der Einführung einer Mietpreisbremse im Koalitionsvertrag zu bestehen. "Eine Mietpreisbremse ist dringend nötig zum Schutz von Millionen von Mietern", sagt Mieterbund-Präsident Franz-Georg Rips.

Hat Neubauklausel Bestand?

Beharren Rot oder Grün auf ihren Forderungen in den Wahlprogrammen, dürften Vermieter selbst bei Abschluss von Neuverträgen die Mieten dann nur noch um zehn Prozent in einem Zeitraum von jeweils drei Jahren anheben.

Gleichzeitig drohen deutlich höhere Kosten durch die für 2014 geplante Reform der EnEV auf die Vermieter zuzukommen. Bislang ist nur geplant, dass Neubauwohnungen von 2014 an 12,5 Prozent weniger Heizenergie verbrauchen dürfen.

Eine Nachrüstpflicht für bestehende Wohnungen ist nicht enthalten.

"Das dürfte sich unter einer neuen schwarz-roten Regierung vermutlich und unter einer schwarz-grünen Regierung bestimmt ändern", sagt Beyerle.

Besitzer müssten mit einer Nachrüstpflicht für bestehende Häuser rechnen. Greife gleichzeitig eine Mietpreisbremse, müssten die Eigentümer den Großteil der Sanierungskosten allein tragen.

"Haus- und Wohnungsbesitzer sollten deshalb erwägen, die noch hohen Preise am Wohnungsmarkt zu nutzen, um jetzt Kasse zu machen", so Beyerle.

Nach Ausbruch der Finanzkrise war die Nachfrage nach Wohnimmobilien bei Kapitalanlegern stark gestiegen. In vielen Städten verteuerten sich seit 2008 Miethäuser und Wohnungen um mehr als 60 Prozent.

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