Brasilien & Co

Schwellenländer wecken Anlegerfantasien

Die Börsen in den Schwellenländern taumeln. Analysten sehen in den sinkenden Kursen durchaus eine günstige Gelegenheit zum Einstieg für Anleger. Denn das Wirtschaftswachstum in den Emerging Markets bleibt robust.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Anlage mit Gottes Segen? Die Jesus-Statue auf dem Corcovado in Rio de Janeiro strahlt Ruhe und Kraft aus. Wirkt diese auch positiv auf private Investoren, die in Brasilien und anderen Schwellenländern anlegen wollen?

Anlage mit Gottes Segen? Die Jesus-Statue auf dem Corcovado in Rio de Janeiro strahlt Ruhe und Kraft aus. Wirkt diese auch positiv auf private Investoren, die in Brasilien und anderen Schwellenländern anlegen wollen?

© sfmthd/fotolia.com

NEU-ISENBURG. Minus 14 Prozent in Brasilia, minus sechs Prozent in Mexiko City, minus neun Prozent in Johannesburg - seit November vergangenen Jahres fallen die Aktienkurse an den Börsen der Schwellenländer auf breiter Front.

Der Grund: Die US-Notenbank reduziert ihr Aufkaufprogramm für amerikanische Staatsanleihen. Im Herbst kappte sie das Volumen von 85 Milliarden US-Dollar pro Monat auf 75 Milliarden US-Dollar. Jetzt wird das Programm nochmals auf nur noch 65 Milliarden US-Dollar pro Monat zurückgefahren.

Weil die Federal Reserve Bank weniger Staatsanleihen kauft, steigen deren Renditen. Zehnjährige Papiere werfen inzwischen wieder 2,88 Prozent ab. Vor einem Jahr waren es weniger als 1,6 Prozent. Hedge Fonds und andere Profiinvestoren schichten deshalb ihr Kapital aus Schwellenland-Börsen in US-Staatsanleihen um.

Dabei nehmen sie kräftige Gewinne mit. Denn in den Emerging Markets haben sich die Aktienkurse seit 2009 zum Teil mehr als verdreifacht. "Eine Menge spekulativen Geldes war in die Schwellenländer geflossen", sagt Howard Ward, Chefstratege der New Yorker Investmentgesellschaft Gamco Asset Management.

Experten sehen Türkei außen vor

In der Türkei haben zudem politische Turbulenzen das Vertrauen der Investoren in das Land untergraben. Die Regierung in Ankara ist in einen schweren Korruptionsskandal verwickelt und lässt die Polizei massiv gegen Demonstranten vorgehen.

"Politische Stabilität war ein entscheidender Faktor" für die gute Stimmung der Investoren gegenüber der Türkei in der Vergangenheit, lautet der Analysten-Befund aus dem Schweizer Bankhaus Julius Bär.

Doch Ankara ist nicht überall. "Bei Schwellenländern gibt es interessante Einstiegschancen abseits der Türkei", sagt Juan Nevado, Manager der britischen Fondsgesellschaft MG Investments.

Auch Jim O'Neill, der frühere Chefvolkswirt der US-Investmentbank Goldman Sachs, sieht in den Kursrückgängen "keinen Grund zur Panik, sondern eine gute Kaufgelegenheit".

Denn die Wachstumsstory der Schwellenländer bleibt intakt. Während Westeuropa und Japan mit den Problemen einer schrumpfenden und alternden Bevölkerung ringen, wachsen in den Staaten Lateinamerikas, Afrikas und Asiens nicht nur die Einwohnerzahlen. Auch die Mittelschicht wird immer größer. Das treibt den Konsum und damit die Wirtschaft.

Direkter Kauf erspart Aufschläge

Nach einer neuen Studie des Internationalen Währungsfonds ist das Bruttoinlandsprodukt in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara vergangenes Jahr im Schnitt um fünf Prozent gewachsen und wird dieses Jahr sogar um sechs Prozent zulegen.

"Die afrikanischen Märkte zählen zu den spannendsten Investmentmöglichkeiten für global agierende Anleger", meint Carlos von Hardenberg, Fondsmanager bei der US-Investmentgesellschaft Franklin Templeton.

Allerdings könnte es geraume Zeit dauern, bis Investoren in größerer Zahl an die Emerging Markets zurückkehren und deren Börsen wieder Fahrt aufnehmen. Anleger, die bereits in Schwellenland-Fonds investiert sind oder Neuengagements erwägen, sollten deshalb Geduld aufbringen. "Bei Investments in Schwellenländer ist ein langer Anlagehorizont gefragt", sagt Tom Friess vom Schweizer VZ Vermögenszentrum.

Wer langfristig investieren wolle und sein Geld breit über diverse Märkte streue, könne nun durchaus in die Emerging Markets einsteigen. Um sich die Ausgabeaufschläge von bis zu fünf Prozent zu sparen, sollten Anleger entsprechende Fondsanteile von ihrer Bank oder Sparkasse direkt über die Börse kaufen lassen.

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