Kredite

Große Tilgungswelle

Die Niedrigzinsphase zehrt auch an den Margen der Banken. Wie Ärzte und Apotheker auf die aktuelle Zinsstruktur reagieren, zeigt die Entwicklung bei der Deutschen Ärzte- und Apothekerbank.

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FRANKFURT/MAIN. Der Markt mit Krediten für Ärzte, Zahnärzte und Apotheker entwickelt sich derzeit sehr dynamisch. Viele Heilberufler nehmen derzeit offenbar neue Kredite auf, gleichzeitig ist die Dynamik bei Sondertilgungen außerordentlich hoch.

"Unsere Kunden sind aktuell hochgradig liquide", sagte Herbert Pfennig, Vorstandssprecher der Deutschen Apotheker- und Ärztebank bei der Vorlage der Bilanzzahlen der Genossenschaftsbank in Frankfurt.

Den Angaben zufolge ist der Zinsüberschuss des Instituts, wie bereits online berichtet, um 2,1 Prozent auf 679,2 Millionen Euro gesunken. Bei Neuausleihungen habe die Standesbank mit 5,6 Milliarden Euro das Vorjahresniveau nochmals übertroffen, berichtete Finanzvorstand Dr. Thomas Siekmann.

Doch das "historisch niedrige Zinsniveau" sorge zugleich für hohe Kredittilgungen, was das bilanzielle Darlehenswachstum schmälere, so Siekmann weiter. Die Standesbank hat nach eigenen Angaben rund 170.000 Kunden, die ein Darlehen bei ihr aufgenommen haben, das entspricht rund 46 Prozent aller Kunden.

Offenbar nutzen viele Darlehensnehmer alle sich bietenden Möglichkeiten, alte Kredite mit höheren Zinsen zu tilgen - durch Sondertilgungen oder auch durch Zahlung von Vorfälligkeitsentschädigungen. Die sich aufgrund der niedrigen Zinsen bietenden Spielräume werden dann für eine Umschuldung oder zur Finanzierung neuer Investitionen genutzt.

Extrem niedrige Kreditausfälle

Wie sich der Zinsüberschuss im laufenden Jahr entwickelt, hänge sehr stark davon ab, ob der Trend zur vorzeitigen Tilgung weiter anhalte, sagte Vorstandssprecher Pfennig. Die finanzielle Potenz für vorzeitige Kreditrückführungen scheint bei vielen Ärzten und anderen Heilberuflern gegeben zu sein.

Das zeigen auch die weiterhin extrem niedrigen Kreditausfälle: "Unsere Ausfallraten im Kerngeschäft liegen unter 0,2 Prozent", berichtete Finanzvorstand Siekmann weiter.

Die Bemühungen um jüngere Ärzte und Apotheker - schon im Studienalter oder als Angestellte werden die Heilberufler heute von der apoBank angesprochen - würden daher auch dazu genutzt, die Angst vor der Niederlassung und Praxisgründung zu nehmen, hieß es weiter. So bietet die Bank für Studenten beispielsweise Seminare zur Praxisgründung an.

Durch die starke Nachfrage nach jungen Ärzten stiegen aber auch die Arztgehälter in Krankenhäusern. Ein Allgemeinarzt komme heute im Durchschnitt auf ein zu versteuerndes Einkommen von etwa 160.000 Euro, ein Klinikarzt könne durchaus auf 110.000 Euro kommen. Das mache eine Entscheidung, sich in eigener Praxis niederzulassen, nicht leichter. (ger)

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