Fondsmanager

Kostentreiber oder Renditebringer?

Anleger sollten bei der Suche aktiv gemanagter Investmentfonds darauf achten, ob deren Strategen bei der Titelauswahl tatsächlich eigene Wege gehen oder größtenteils nur passiv den Vergleichsindex nachbilden. Und dennoch hohe Gebühren verlangen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Welche Chancen wittert der Fondsmanager? Für Anleger muss sich das nicht immer lohnen.

Welche Chancen wittert der Fondsmanager? Für Anleger muss sich das nicht immer lohnen.

© Henry Schmitt/fotolia.com

NEU-ISENBURG. Zum siebten Mal hat der Finanzdienstleister German Capital Management (Gecam) die Performance aktiv gemanagter Aktien-, Geldmarkt- und Rentenfonds mit deren jeweiligen Vergleichsindizes verglichen.

Das Ergebnis ist ernüchternd für die Anleger. "Insgesamt haben im vergangenen Jahr nur noch 24 Prozent aller untersuchten Fonds einen Mehrwert zum jeweiligen Vergleichsindex geliefert", sagt Gecam-Vorstand Uwe Leonhardt. Bei den Aktienfonds sei es sogar nur 22 Prozent der Manager gelungen, den Vergleichsindex zu übertreffen.

"Eine nennenswerte Outperformance von mehr als drei Prozent schafften nur sechs Prozent der Aktienfonds." Alle übrigen Fonds hätten entweder genauso gut abgeschnitten, wie ihr Vergleichsindex oder schlechter.

Das Ergebnis der Studie bestärkt damit Kritiker der aktiv gemanagten Fonds. "Anleger fahren langfristig mit passiven börsennotierten Indexfonds besser, weil diese deutlich niedrigere Gebühren aufweisen", sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Die nach ihrem englischen Namen Exchange Traded Fund kurz als ETF bezeichneten Fonds bilden stur einen Index nach, ohne dass ein Manager Anlageentscheidungen trifft. Das drückt die Verwaltungskosten enorm.

"Die Durchschnittsgebühr bei passiven Indexfonds beträgt nur 0,44 Prozent pro Jahr gegenüber durchschnittlich 1,89 Prozent pro Jahr bei aktiv gemanagten Fonds", sagt Sasa Perovic, Leiter Zertifikate- und Fondsanalyse bei Scope. Zudem fallen bei ETF keine Ausgabeaufschläge an, während bei aktiv gemanagten Fonds Banken und Sparkassen Provisionen von bis zu fünf Prozent des Anlagebetrags einstreichen.

Die höheren Verwaltungskosten bei den aktiv gemanagten Fonds resultieren daraus, dass die Fondsgesellschaften Analysten und Manager beschäftigen. Ihre Aufgabe ist es, jene Werte an den Börsen herauszusuchen, deren Kurse überdurchschnittlich stark steigen werden.

Niedrige Korrelation, mehr Rendite?

Dass dies in den meisten Fällen nicht gelingt, liegt der Gecam-Studie zufolge vor allem daran, dass viele Fondsmanager bei ihren Anlageentscheidungen kaum vom Vergleichsindex abweichen. "64 Prozent der in Europa zugelassenen Investmentfonds bildeten im vergangenen Jahr ihren Vergleichsindex zu mehr als 70 Prozent nach", so Leonhardt.

Insbesondere bei den aktiv verwalteten Aktienfonds klammern sich viele Manager an den Index. In diesem Segment betrug die Korrelation im vergangenen Jahr im Schnitt 87 Prozent.

Hingegen waren es bei Rentenfonds, die in Staats- und Unternehmensanleihen investieren, nur 73 Prozent, bei Geldmarktfonds nur 68 Prozent und bei Mischfonds, die sowohl in Aktien als auch Anleihen investieren, nur 50 Prozent.

Allerdings gibt es bei den Aktienfonds einige kleinere Segmente, deren Manager nicht stark am Vergleichsindex festhalten und überdurchschnittliche Renditen für ihre Kunden einfahren. Spitzenreiter sind dabei jene Aktienfonds, die auf japanische mittelgroße Werte, die Midcaps, und auf Nebenwerte, die Smallcaps, setzen.

94 Prozent dieser wenigen Fonds haben der Gecam-Studie zufolge 2013 besser als ihre Vergleichsindizes abgeschlossen. An zweiter Stelle folgen Fonds, die auf italienische Standardwerte setzen.

"Bei ihnen betrug die Outperformer-Quote 90 Prozent", erklärt Leonhardt. Rang Drei nehmen Fonds ein, die in deutsche Nebenwerte investieren. 81 Prozent von ihnen schlugen ihren Vergleichsindex.

Das Ergebnis der Untersuchung zeige, so Leonhardt weiter, dass es sich für Anleger lohne, wenn Manager aktiv verwalteter Fonds "den Mut finden, eigene Wege zu gehen". "Outperformance kann nur dann zustande kommen, wenn die Korrelation zum Index nicht sehr hoch ist."

Vor der Auswahl aktiv gemanagter Aktienfonds sollten Anleger deshalb genau vergleichen, ob sich das Fondsportfolio stark vom Index abweicht. Wenn nicht, fahren sie mit einem ETF günstiger.

Schlagworte:
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen