Heilwesennetzwerk RM

Neue Genossenschaft will Haftpflichtprämien bändigen

Das in Gründung befindliche "Heilwesennetzwerk RM" will Versicherungen, wie sie für Angehörige der Heilberufe typisch sind, durch gebündelten Einkauf günstiger machen.

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Der Raum für Prämiensteigerungen soll stark eingegrenzt werden - helfen soll das Qualitätsmanagement.

Der Raum für Prämiensteigerungen soll stark eingegrenzt werden - helfen soll das Qualitätsmanagement.

© Tobif82 / fotolia.com

KÖLN. Ärzte, Krankenhäuser oder Hebammen müssen die ständig steigenden Haftpflichtprämien nicht als gegeben hinnehmen: Ein genossenschaftlicher Ansatz mit der Bündelung des Einkaufs und einem konsequenten Qualitätsmanagement können dazu beitragen, die Beiträge zu senken. Davon gehen zumindest die Initiatoren des neuen Heilwesennetzwerks RM (RM steht für "Risikomanagement") aus.

Die in Gründung befindliche Genossenschaft ist selbst weder als Versicherer noch als Vermittler tätig, sondern setzt auf die Zusammenarbeit mit kleinen Spezialmaklern. Sie will über Beratungsleistungen und den gemeinschaftlichen Einkauf von Versicherungsschutz die Kosten der Mitglieder senken.

Dabei geht es nicht nur um die Haftpflicht, sondern auch um andere Sparten wie Rechtsschutz oder Regress- und Praxisinventarversicherungen.

Das Netzwerk hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. "Wir wollen in der Haftpflicht für Heilberufe das Oligopol auf Versicherer- und Vermittlerseite knacken", kündigt Vorstand Horst Peter Schmitz an.

Die Tatsache, dass in diesem schwierigen Marktsegment nur noch eine Handvoll Versicherer und wenige Makler aktiv sind, habe zu den starken Prämiensteigerungen der vergangenen Jahre beigetragen.

Hebammen zu QM verpflichten

Am Netzwerk beteiligt sich nach Angaben von Schmitz eine Reihe von Experten aus dem Haftpflichtbereich, die zum Teil seit langen Jahren im Heilwesen aktiv sind. "Das erleichtert den Zugang zu den Versicherern." Schmitz selbst war lange Jahre bei Maklern tätig. Aufsichtsratsvorsitzender ist der ehemalige Vorstandschef der Deutschen Ärzteversicherung Dr. Dirk Geitner.

Das Risikomanagement spielt für den Ansatz der Genossenschaft eine wichtige Rolle, erläutert Schmitz. "Wir wollen die Schadenquoten reduzieren."

So müssten die Hebammen ihre Arbeitsgrundlagen ändern, um die Prämien senken zu können. "Die Hebammen werden ein Qualitätsmanagement einführen und ihre Leistungen dokumentieren müssen."

Schmitz weiß, dass viele einem solchen Ansatz skeptisch gegenüber stehen. "Ich glaube aber, dass dies der einzige Weg ist, um die Prämien in den Griff zu bekommen."

Kontakt zu Ärzteverbänden

Mit einigen Ärzteverbänden hat das Heilwesennetzwerk bereits erste Kontakte. In einem nächsten Schritt wollen die Experten die ärztlichen Fachverbände systematisch anschreiben und sich vorstellen. "Im Juni gehen wir auf die Krankenhäuser zu", kündigt Schmitz an.

Er hat keinen Zweifel daran, dass sich das neue Modell tragen kann. "Die Zielgruppe ist groß, der Beratungsbedarf ist sehr groß." Es geht immerhin um die Versicherung von mehr als 300.000 niedergelassenen Ärzten, Zahnärzten, Apothekern und anderen Heilberufen, 20.000 Hebammen und 2000 Kliniken.

Die Versicherungskammer Bayern (VKB), einer der größten Berufshaftpflichtversicherer im Gesundheitswesen, beobachtet den Newcomer mit Interesse.

"Es ist gut, wenn auf das Thema aufmerksam gemacht wird", sagt Sprecher Stefan Liebl. In diesem Bereich habe es schon mehrere Initiativen gegeben. Viele sind allerdings im Sand verlaufen.

Die Kritik an den hohen Prämien in der Berufshaftpflicht allein bringt nicht weiter, betont Liebl. "Wir müssen prüfen, welche Möglichkeiten wir haben, die Risiken beherrschbar zu machen."

Dabei spielen das Risiko- und das Qualitätsmanagement auch nach Einschätzung der VKB eine wichtige Rolle. (iss)

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