Börse

Dividendenjäger hoffen auf die Konsumgüterindustrie

Anleger müssen sich an den Aktienmärkten auf ruhigere Zeiten einstellen. Strategen sehen vorerst keine weiteren Kurssprünge und raten zu Investments in dividendenstarke Papiere.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Einkauf im Supermarkt: Konsumgüter haben immer Konjunktur.

Einkauf im Supermarkt: Konsumgüter haben immer Konjunktur.

© James Peragine / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Die Erholung war atemberaubend: In den vergangenen fünf Jahren hat der Deutsche Aktienindex nicht nur die Verluste nach dem Crash bei Ausbruch der Finanzkrise wettgemacht.

Er hat zwischenzeitlich sogar bei 9810 Zählern einen neuen Höchststand erreicht und notiert aktuell rund 20 Prozent höher als vor Beginn der massiven Turbulenzen an den Kapitalmärkten - obwohl die Wirtschaft in weiten Teilen Europas gerade erst beginnt, sich von der Rezession zu erholen.

Ähnlich ist die Situation an den US-Börsen, wo die führenden Aktienindizes Dow Jones und S&P 500 heute ebenfalls deutlich höhere Zählerstände aufweisen als vor Krisenbeginn.

Nun allerdings sehen viele Analysten vorerst keine Luft für weitere Kursgewinne. "Die Aktienmärkte werden jetzt einen Zick-Zack-Kurs fahren", sagt Gabriel Bartholdi, Stratege der Schweizer Privatbank Safra Sarasin. Die hohen Kurszuwächse der vergangenen Jahre wecken zwar einerseits bei Profiinvestoren den Wunsch, Aktien zu verkaufen, um Gewinne mitzunehmen.

Andererseits machten die niedrigen Renditen von Anleihen "Aktien jedoch sehr attraktiv", sagt Bartholdi. Deutsche Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit und Staatsanleihen anderer als ausfallsicher geltender Länder sind so gefragt, dass sie Renditen von zum Teil weniger als zwei Prozent abwerfen.

Gefahr durch nervöse Investoren

Bereits in den vergangenen Monaten haben sich die Börsenkurse nur noch in engen Spannen bewegt. Der Dax schwankt seit Jahresbeginn zwischen 9000 und 9700 Zählern, der S&P 500 zwischen 1825 und 1900 Punkten. Dies berge die Gefahr, dass nervöse Investoren die Geduld verlieren, erst einmal Kasse machen und die Kurse unter Druck geraten, meinen Beobachter.

"Beim S&P 500 ist sogar eine 30-prozentige Korrektur möglich", sagt Steen Jakobsen, Chefökonom der dänischen Saxobank. Auch der Dax könnte deutlich nachgeben.

Sicherheitsorientierte Anleger sollten deshalb auf Aktien von Unternehmen setzen, die hohe Dividenden zahlen, meint Alex Crooke, Stratege bei Henderson Global Investors in London.

"Weltweit sind die Dividendenausschüttungen im ersten Quartal dieses Jahres auf den neuen Rekordbetrag von 228,4 Milliarden US-Dollar gestiegen." Das sind rund 166,7 Milliarden Euro und damit 31 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die besten Aussichten für Dividendenjäger böten Aktien von Unternehmen mit einem seit Jahrzehnten erprobten Geschäftsmodell, die in der Vergangenheit bereits kontinuierlich ihre Ausschüttungen stabil gehalten und in Phasen des Konjunkturwachstums gesteigert haben, sagt Crooke. "Für ertragsorientierte Anleger sind die Prognostizierbarkeit und ein stetiges Wachstum besonders wichtig."

Zu solchen Werten zählen vor allem Konsumgüterhersteller wie der deutsche Henkel-Konzern, die US-Giganten Johnson & Johnson und Procter & Gamble sowie die Nahrungsmittelproduzenten Danone aus Frankreich und Nestlé aus der Schweiz.

Analysten blicken auf Grande Nation

Ihr Geschäft sind Produkte des täglichen Bedarfs, die auch in konjunkturschwachen Phasen nachgefragt werden. Etwaige Kurseinbrüche machen derartige Aktien schnell wieder wett.

Um sich am besten gegen mögliche Rückschläge an den Börsen abzusichern, sollten Anleger in Aktien mehrerer Unternehmen aus verschiedenen Ländern investieren, rät Crooke. "Um Schwankungen beim Wert des Aktienportfolios zu minimieren, ist eine diversifizierte globale Anlage die beste Lösung."

Igor de Maack, Fondsmanager bei der französischen Investmentgesellschaft DNCA Finance, empfiehlt hingegen, jetzt auf Aktien französischer Konzerne wie dem Netzwerkausrüster Alcatel, Air France und den Erdölunternehmen CGG und Total zu setzen: "Der französische Aktienmarkt ist mit Abschlägen von 20 bis 30 Prozent im Vergleich zu Deutschland und anderen Industrienationen unterbewertet."

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