Aktienkauf

Der Präsidentenzyklus sorgt für Skepsis

Es ist kein perfektes Timinginstrument für die Aktienmärkte, doch sein Prognosewert ist hoch - die Rede ist vom Präsidentenzyklus. Demnach stehen der Weltleitbörse in den USA ungemütliche Wochen bevor. Anlegern kann der Zyklus Orientierung bieten.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. An der Börse und in manchen Wirtschaftsmedien knallen die Sektkorken: Erneut hat der US-Aktienmarkt ein Allzeithoch erreicht. So kratzte der Index der 500 größten Unternehmen jüngst an der Marke von 1900 Punkten - damit liegt er gut 20 Prozent über seinem bisherigen Hoch von 2007. Auch der DAX gibt sich erfolgreich Mühe, mit dem großen Bruder aus USA mitzuhalten.

Ist also alles bestens an den Börsen? Nicht ganz, denn wer genauer hinschaut, erkennt Risse im euphorischen Bild: So fallen die Kursgewinne seit Jahresbeginn nur sehr gering aus und kamen unter hohen Schwankungen zustande.

Das zeigt, dass früh eingestiegene Investoren die Aktien abstoßen und Spätkommer den Papieren hinterher jagen. Dazu passt, dass die Überflieger aus dem Internet- und Biotech-Sektor in den letzten Wochen deutlich Federn lassen mussten: Statt Twitter und Celgene sind zunehmend defensive Papiere gefragt.

Zudem zweifeln immer mehr Aktienstrategen an der Nachhaltigkeit der Rallye, weil diese vor allem von der Geldschwemme der Notenbanken und weniger von steigenden Unternehmensgewinnen getragen wird.

Zweistelliger Rückgang bis Oktober?

Zur Vorsicht mahnt auch ein weiteres Indiz, das nur wenige Anleger auf dem Radar haben: "Der Präsidentenzyklus in den USA weist für dieses Jahr auf eine spürbare Korrektur im zweiten beziehungsweise dritten Quartal hin", sagt Dr. Frank Lohse, Finanzplaner der Finum.Private Finance AG in Chemnitz.

Grundlage dieses Zyklus ist die Beobachtung, dass die US-Börse seit mehreren Jahrzehnten in bestimmten Phasen einer Präsidentschaft überdurchschnittlich oft gut oder schlecht abschneidet.

So kommt es im Jahr vor einer Präsidentenwahl (Vorwahljahr) traditionell zu den höchsten Kursgewinnen, während das davor liegende Zwischenwahljahr - aktuell 2014 - hohe Schwankungen aufweist: Im ersten Drittel tendieren die Kurse seitwärts, dann geht es in mehreren Etappen nach unten und ab September/Oktober deutlich aufwärts, wie das Researchhaus WallStreet-Courier (WSC) darlegt.

Die Häufigkeit, mit der in Zwischenwahljahren deutliche Korrekturen auftreten, liegt demnach weit über der Zufallsquote: "In 13 von 18 Zwischenwahljahren seit 1941 kam es zu spürbaren Kursrückgängen an den US-Börsen", betont Lohse.

Er wie auch Vermögensverwalter Michael Dutz von der Adlatus Vermögensverwaltung raten aber davon ab, sich allein auf Zyklen zu verlassen, da sich die Börse nie genau so entwickelt wie in der Vergangenheit. Dutz: "Der Präsidentenzyklus ist kein Fahrplan, eher ein Börsenkompass, um die wahrscheinliche Richtung zu bestimmen."

Kursgewinne jetzt realisieren

Bislang halten sich der S&P 500 wie auch der Dow Jones 2014 ziemlich genau an das Zyklus-Skript für Zwischenwahljahre. Sollten sich die nächsten Wochen weiterhin so entwickeln, müssen Anleger aufgrund der Leitfunktion der Wall Street auch außerhalb der USA mit Gegenwind rechnen: Laut WSC kommt es im typischen Zwischenwahljahr von Mai bis Oktober zu einem Kursrückgang von gut 15 Prozent. Demnach sollte der Herbst gute Kaufgelegenheiten bieten. Dies umso mehr, als 2015 ein vielversprechendes Vorwahljahr ist.

Lohses Fazit: Anleger sollten aktuell von (zusätzlichen) Aktienkäufen Abstand nehmen. "Eher empfiehlt es sich, Kursgewinne zumindest zum Teil zu realisieren, indem man vor allem gut gelaufene Aktien verkauft".

Kommt es zur Korrektur, könne man mit den Erlösen im Herbst Qualitätsaktien zu verbilligten Kursen erwerben. Mittel- und langfristig halten er wie auch Michael Dutz die USA für eine der attraktivsten Anlageregionen.

So sieht Dutz die USA dank expansiver Geldpolitik, Zuwanderung von Arbeitskräften und Fracking-Technologie in den nächsten Jahren auf der Gewinnerstraße: "Billige Arbeit, billiges Kapital und billige Energie sind ideale Voraussetzungen für einen lange anhaltenden Aufschwung".

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