Finanzen

Nur Aktien bieten noch ausreichend Renditechancen

Anleger müssen umdenken: Nach dem radikalen Zinsschritt der Europäischen Zentralbank lässt sich mit Spareinlagen keine Rendite mehr erzielen. Experten raten deshalb trotz hoher Kurse noch immer zum Einstieg an den Börsen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
In den Sparstrumpf oder in Aktien? Nicht nur private, sondern auch institutionelle Anleger sind durch die Politik des billigen Geldes zunehmend gezwungen, sich an der Börse nach attraktiven Renditebringern umzusehen.

In den Sparstrumpf oder in Aktien? Nicht nur private, sondern auch institutionelle Anleger sind durch die Politik des billigen Geldes zunehmend gezwungen, sich an der Börse nach attraktiven Renditebringern umzusehen.

© apops / Fotolia.com

NEU-ISENBURG. So niedrige Zinsen gab es für Spareinlagen noch nie: Im Schnitt verzinsen die Banken Tagesgeld nur noch mit 0,54 Prozent, hat das Verbraucherfinanzportal Biallo ermittelt. Festgeld, das zwölf Monate lang angelegt wird, wirft mit 0,59 Prozent kaum mehr ab.

Der Grund: Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt Großbanken jetzt kurzfristige Kredite zum Minizinssatz von nur 0,15 Prozent zur Verfügung.

"Notenbank-Chef Mario Draghi will so die Banken zwingen, Kredite an kleine und mittlere Unternehmen in Südeuropa auszureichen, damit die Wirtschaft dort wieder in Schwung kommt", erläutert Biallo-Experte Peter Lindemann.

Leidtragende sind deutsche Anleger, weil sie ihr Kapital größtenteils auf Tages- und Festgeldkonten parken. "Gerade einmal 8,9 Millionen Deutsche, 13,8 Prozent der Bevölkerung, besitzen Aktien oder Aktienfonds", sagt Christine Bortenlänger, Geschäftsführender Vorstand beim Deutschen Aktieninstitut.

In anderen Ländern wie Großbritannien und Frankreich sind es mehr als 20 Prozent, in Skandinavien und den USA sogar über 40 Prozent.

Assekuranzen müssen in Aktien

Experten raten deutschen Anlegern schon lange, ebenfalls in Aktien zu gehen. Ein Rat, der jetzt noch lauter wird. Allerdings sind die Börsenkurse der Unternehmen bereits stark gestiegen.

Der deutsche Leitindex Dax notierte bereits oberhalb von 10.000 Punkten - und damit so hoch wie nie zuvor. Dennoch sind viele Experten optimistisch, dass die Party an den Börsen weitergeht.

"Die Maßnahmen der EZB sind sehr unternehmensfreundlich", sagt Tim Stevenson, Fondsmanager der britischen Investmentgesellschaft Henderson Global. Alle Konzerne in der Eurozone könnten jetzt noch günstiger Kredite erhalten, um in neue Anlagen zu investieren und weitere Marktanteile zu erobern. Dies könnte die Gewinne treiben und Aktionären höhere Dividenden bescheren.

Hinzu kommt ein weiterer Punkt: Viele Altersvorsorgeeinrichtungen und Lebensversicherer sind ebenfalls bislang kaum in Aktien investiert. Die durchschnittliche Aktienquote der deutschen Assekuranzen beträgt nur fünf Prozent.

"Doch diese institutionellen Investoren können bei den niedrigen Zinsen mit festverzinslichen Produkten kaum mehr auskömmliche Renditen erzielen", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Das zwinge sie nun an die Börsen. "Davon werden Aktien profitieren", ist Krämer überzeugt.

Anleger, die laufende Zinserträge erwirtschaften wollen, sollten am besten zu Titeln greifen, die noch attraktive Dividenden von drei bis vier Prozent abwerfen, rät Dieter Thomaschowski, Inhaber des Analysehauses Thomaschowski Research & Advisory.

Dazu zählen Wohnungsgesellschaften wie die LEG, internationale Telefongesellschaften wie France Telekom und Konsumgüterhersteller wie Procter & Gamble. Über Aktienfonds wie den DWS Top Dividende der Deutsche Bank können Anleger weltweit in entsprechende Werte investieren.

Wer sich gegen mögliche Kursrückschläge an der Börse absichern will, sollte zu Absolute-Return-Fonds greifen, rät Eckard Sauren, Chef der Kölner Investmentgesellschaft Sauren. Diese Anlageprodukte sind so konzipiert, dass sie sowohl bei steigenden, als auch fallenden Börsenkurse Gewinne erwirtschaften. Dafür nutzen die Fondsmanager Derivate.

Vorsicht Ausgabeaufschlag!

Dadurch fallen die Gewinne in einer Börsenhausse zwar nicht so hoch aus, wie bei einem reinen Aktienfonds. Dafür gibt es in der Baisse aber auch keine Verluste. Saueren: "Das ist bei anderen Anlageprodukten wie Mischfonds in der Regel nicht der Fall".

"Bei der Zeichnung eines Fonds sollten Anleger darauf achten, sich den Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent zu sparen", rät Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. "Dies gelingt, wenn die Fondsanteile direkt über die Börse erworben werden." Das ist bei jeder Bank und Sparkasse möglich.

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