Smart Shirts

Schlaue Kleidung beflügelt Gewinnfantasien der Anleger

Computeruhren waren gestern: Kleidung, die Körperfunktionen misst, wird in Zukunft großen Absatz finden, meinen Analysten. Vor allem Aktien der Sensor-Produzenten locken.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Smartes Shirt: Vom Träger werden unter anderem Muskelspannung und Herzschlag gemessen.

Smartes Shirt: Vom Träger werden unter anderem Muskelspannung und Herzschlag gemessen.

© David Chang / dpa

NEU-ISENBURG.Börsengurus wollen eine neue Zukunftsbranche entdeckt haben: Wearables - Brillen, Uhren und Kleidungsstücke, die Körperdaten sammeln, sollen Unternehmen und deren Aktionären künftig hohe Gewinne bescheren. Uneinig ist man sich allerdings in der Frage, welche Technik nun den ersehnten Gewinn bringt.

Nicht alle Analysten glauben etwa, dass Computeruhren und -brillen Anleger voranbringen. Und letztere wurden zumindest erst kürzlich bestätigt: Wenn Apple in der Vergangenheit ein neues Gerät auf den Markt brachte, zog der Aktienkurs des Smartphone- und Computergiganten regelmäßig kräftig an.

Nicht jedoch diesen September als der Konzern aus dem kalifornischen Cupertino sein jüngstes Spielzeug präsentierte: Die Apple Watch, eine Uhr mit eingebauten Sensoren, die die Herzfrequenz und Bewegungen ihres Trägers messen und daher für Fitness-Apps auf den iPhones des Unternehmens genutzt werden kann.

Am folgenden Tag legte die Apple-Aktie minimal um 0,6 Prozent zu. Einen Monat später war ihr Kurs mit dem allgemeinen Abwärtstrend an den Börsen um sieben Prozent gesunken.

Fehlbare Börsengurus?

Dass die neue Uhr die Apple-Aktie nicht in neue Höhen gehievt hat, ist auf den ersten Blick höchst überraschend. Denn etliche Börsengurus prognostizieren, dass solche Wearables in den kommenden Jahren ihren Herstellern horrende Gewinne bescheren werden.

"Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um in die Aktien von Wearable-Produzenten einzusteigen", meint beispielsweise Cody Williard, ein früherer Hedge-Fonds-Manager, der heute an der Setan Hall University in New Jersey die Auswirkungen neuer Technologien auf die Wirtschaftsentwicklung erforscht und Kolumnist des "Wallstreet-Journals" ist.

Neben Apple zählt Williard auch die Google-Aktie zu den Papieren, die Anleger sich nun in ihr Portfolio legen sollten. Der Softwaregigant, der Suchmaschinen betreibt und die Android-Software für Smartphones und Tablets vermarktet, hat mit Google Glas eine Brille entwickelt, deren Minicomputer Daten sammeln und über das Internet weiterleiten kann. Google, sagt Williard, werde "mit seinen Technologien den Markt der Wearables dominieren".

Andere Experten sind weniger optimistisch, wenn es um den vermeintlichen Zukunftsmarkt geht. Adnaan Ahmad, Analyst der Berenberg Bank, hat die Apple-Aktie mit "Verkaufen" eingestuft. Sein Kursziel von 60 US-Dollar liegt rund 40 Prozent unter der gegenwärtigen Notierung. "Die Aktie hat ihren Zenit erreicht, die Bruttomargen dürften in den kommenden Jahren sinken", schreibt Ahmad.

 Zwar könnte das neue iPhone 6 dem Konzern kurzfristig noch einmal eine Gewinnbelebung bescheren. Danach dürfte es aber für Apple schwierig werden. Der neuen Uhr attestiert der Analyst keine große Steigerung der Ertragskraft.

Besser auf Sensorkleidung setzen?

Mark Hawtin, Fondsmanager beim Schweizer Vermögensverwalter GAM, glaubt nicht, dass die Apple Watch ein Verkaufsschlager wird. "Warum sollten wir uns eine Uhr ans Handgelenk klemmen, die wie ein Smartphone aussieht, deren Zusatzfunktionen aber nur mit einem Smartphone desselben Herstellers genutzt werden können?"

Zudem dürften Wearables bald weit verbreitet sein und die Apple Watch obsolet machen.

Textilhersteller arbeiten beispielsweise bereits daran, Sensoren in Sportkleidung zu integrieren. Auch im medizinischen Bereich sieht Hawtin einen Markt für solche Textilien: "Sensoren könnten den Gesundheitszustand von Risikopatienten zuhause überwachen und die Daten automatisch über das Internet an den behandelnden Arzt senden."

Anleger sollten deshalb nicht auf die Aktien von Unternehmen setzen, die jetzt erste Wearables auf den Markt bringen, sondern stattdessen in Papiere der Sensor- und Softwareproduzenten investieren, die die neue Technologie überhaupt erst möglich machen. "Ihre Aktien bieten mehr Potenzial als die der Hersteller der spezialisierten Geräte", sagt der Fondsmanager.

Zu den interessantesten Werten zählt Hawtin den Microsensor-Produzenten Invensense und den Chip-Hersteller CSR, der eine Technologie entwickelt hat, über die sich Wearables mit Smartphones verbinden können, um Daten über das Internet zu versenden. Interessant könnte eines Tages auch Jawbone sein.

Das Unternehmen in San Francisco hat sich darauf spezialisiert, Daten aus Microsensoren auszuwerten. "Diese Daten sind für die Gesundheitsindustrie hoch interessant", sagt Hawtin. Noch allerdings können Anleger nicht in das Unternehmen investieren. Jawbone ist bislang nicht an der Börse.

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