Nordrhein

Ärzteversorgung kämpft um Rendite

Nicht nur in der Lebensversicherung hinterlässt die anhaltende Niedrigzinsphase Spuren. Auch die Versorgungswerke müssen sich für eine gute Rendite nach der Decke strecken. In Nordrhein beispielsweise wackelt der Rechnungszins.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Die Niedrigzinsphase hinterlässt ihre Spuren.

Die Niedrigzinsphase hinterlässt ihre Spuren.

© Gina Sanders / fotolia.com

DÜSSELDORF. Für die Nordrheinische Ärzteversorgung (NÄV) wird es immer schwieriger, den Rechnungszins von vier Prozent zu erwirtschaften. Deshalb schließt das Management des Versorgungswerks eine Absenkung nicht mehr aus.

2014 werde die NÄV wie schon in den Vorjahren den Rechnungszins von vier Prozent versicherungsmathematisch nur unter Hinzunahme der im Voraus gebildeten Reserven zugrunde legen können, berichtete NÄV-Geschäftsführer Dr. Gerhard Rosler auf der Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein.

Das ist eine Folge der lang anhaltenden Niedrigzinsphase. In einigen Versorgungswerken sei der Rechnungszins bereits an die real zu erwirtschaftenden Ergebnissen angepasst worden, sagte Rosler.

"Auch die NÄV wird sich Überlegungen dazu nicht verschließen können." Das Werk führe bereits Gespräche mit dem Aufsichtsministerium über eine Anpassung des Rechnungszinses.

Anlagestruktur wird angepasst

Die anhaltend stabilen, aber niedrigen wirtschaftlichen Ergebnisse der NÄV erforderten eine vorsichtige, aber konsequente Veränderung der Kapitalanlagestrukturen.

2013 sei mit der schrittweisen Ausweitung beherrschbarer Risikopositionen, weg von den ehemals als sicher geltenden festverzinslichen Anlagen, begonnen worden, erläuterte er.

Im vergangenen Jahr hat das Versorgungswerk den Aktienanteil leicht von drei auf 4,5 Prozent erhöht. Neue Anlageklassen wie Infrastruktur und erneuerbare Energien wurden ausgebaut.

Dem erhöhten Kursrisiko trägt die NÄV durch die adäquate Bildung zusätzlicher Reserven Rechnung.

"Daher kommt der Rücklagen- und Reservenbildung weiterhin eine übergeordnete Bedeutung zu, sodass die Nordrheinische Ärzteversorgung trotz eines vorzeigbaren Wirtschaftsjahres ein unterhalb des Rechnungszinses liegendes Ergebnis von 2,6 Prozent ausweist", sagte der Geschäftsführer.

Der Bestand an Kapitalanlagen betrug Ende 2013 insgesamt 10,6 Milliarden Euro, ein Zuwachs von 3,4 Prozent.

Viele wollen frühzeitig in Rente

Die Zahl der aktiven NÄV-Mitglieder stieg im vergangenen Jahr um 1,9 Prozent auf 50.050. Darunter waren fast 6500 Ärztinnen und Ärzte mit ruhenden Anwartschaften. Den größten Teil der Mitglieder stellten mit 53,8 Prozent angestellte Ärztinnen und Ärzte, gefolgt von den Niedergelassenen mit 25,1 Prozent.

16.566 Mediziner bezogen 2013 eine Rente. "Von dem 684 Rentenneuanträgen waren gut 40 Prozent Anträge auf vorgezogene Altersrente - nur etwa zehn Prozent der Rentenzugänge hatten den Rentenbeginn hinausgeschoben", sagte Rosler.

Die durchschnittliche Altersrente im Jahr 2013 betrug 2853 Euro. "Wenn wir im vergangenen Jahr eine Regel-Altersrente neu zugesagt haben, so betrug diese durchschnittlich 2706 Euro." Elf Prozent der Altersrenten liegen wie in den vergangenen Jahren über 4000 Euro.

Das Versorgungswerk registrierte laufende Beitragszahlungen von 549 Millionen Euro, das waren 8,1 Prozent mehr als 2012.

Die NÄV schloss das Jahr 2013 mit einem versicherungstechnischen Gewinn von 13,4 Millionen Euro ab, nach 14,4 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss sank von 13 Millionen Euro auf 10 Millionen Euro.

"Im Geschäftsjahr 2014 zeichnet sich jetzt schon ein über dem Vorjahr liegender Zugang an neuen Mitgliedern ab, wobei besonders die kontinuierlich steigende Anzahl an Berufsanfängern hervorzuheben ist", berichtete Rosler.

56 Prozent der Neuzugänge seien inzwischen Frauen. Am Gesamtbestand liegt ihr Anteil bei über 47 Prozent.

Aufgrund der Altersstruktur im Versorgungswerk sei in den nächsten Jahren mit einem überproportionalen Anstieg der jährlichen Altersrentenzugänge zu rechnen.

Der Zugang vorgezogener Altersrenten sinke, das Renteneintrittsalter steige. "Leistungssicherheit und -dynamik bleiben weiterhin das zentrale Ziel des Versorgungswerks", betonte Rosler.

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