Rückblick aufs Finanzjahr

Analysten liegen ganz schön daneben

Ein Blick auf das zu Ende gehende Finanzjahr 2014 zeigt, dass Analysten, die zu Jahresstart vollmundige Prognosen abgegeben haben, zum Teil ordentlich daneben lagen. Es scheint fast, als sei die Kristallkugel ihr liebstes Prognoseinstrument. Ein kritischer Rückblick.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Ein Finanzexperte bei der Arbeit?

Ein Finanzexperte bei der Arbeit?

© Warakorn/fotolia.com

NEU-ISENBURG. Nach dem fulminanten Vorjahr war für die meisten Analysten sonnenklar: Auch 2014 wird sich die Anlageklasse der Aktien hervorragend entwickeln. Doch bis Ende Oktober lagen nicht die Dividendentitel deutlich vorn, sondern Staatsanleihen.

Auch Gold in Euro hatte sich besser entwickelt als erwartet. Erst in den vergangenen Wochen machten Aktien nochmals einen größeren Sprung. Es zeigt sich einmal mehr: Gegen die Sprunghaftigkeit der Märkte hilft nur ein wirklich breit gestreutes Depot.

Seit Jahren unken Finanzexperten, dass die Zinswende bei den Anleihen unmittelbar bevorstehe. Ihr Argument: Die Zinsen seien so niedrig, dass ein weiteres Absinken kaum noch vorstellbar ist. Genau in dieses Schema passt eine Umfrage von Bloomberg vom Frühjahr dieses Jahres.

Die Nachrichtenagentur hatte von 67 US-Ökonomen wissen wollen, wie sich die langfristigen Zinsen im nächsten halben Jahr ihrer Meinung nach entwickeln würden. Nicht ein einziger Befragter ging von fallenden Zinsen aus.

Vielmehr glaubten alle Wirtschaftswissenschaftler, dass die Zinsen 2014 steigen und die Kurse der Anleihen damit fallen würden.

Bundesanleihe im Aufwind

Doch es kam genau anders - auch in Deutschland. Bis Ende Oktober gab der Zins für die zehnjährige Bundesanleihe von 1,9 auf 0,8 Prozent nach. Im Gegenzug gewann das Papier acht Prozent an Wert.

Noch weitaus mehr Freude hatten Anleger, die sich mit 30-jährigen Staatsanleihen gegen Deflation und Konjunkturabkühlung gewappnet hatten: Nachdem der Zins von 2,8 auf 1,7 Prozent einbrach, spülte ihnen die Anleihe bis Ende des goldenen Herbstmonats einen Kursgewinn von mehr als 24 Prozent ins Depot.

Christian Fischl, Geschäftsführer bei der bankenunabhängigen Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung mit Hauptsitz in München, zieht ein für Privatanleger wichtiges Fazit: "Es ist gefährlich, sich auf den Konsens der Finanzexperten zu verlassen.

Insbesondere dann, wenn alle sich einig sind, ist mit Überraschungen oder sogar dem Gegenteil zu rechnen." Viel wichtiger als solche Prognosen sei eine eigene fundierte Meinung, die man schlüssig begründen kann, so Fischl.

Fehlprognose auch in Sachen Gold

Auch in Sachen Gold bekleckerten sich die Analysten 2014 nicht gerade mit Ruhm - zumindest was die Eurozone betrifft. Ende Oktober stand hier für Goldanleger ein Plus von knapp sieben Prozent zu Buche, obwohl das in US-Dollar gehandelte Edelmetall um zwei Prozent nachgegeben hatte.

Bedingt ist der Unterschied in der Wertentwicklung durch den Wechselkurs von Euro zu US-Dollar: Die Gemeinschaftswährung wertete im Jahresverlauf von 1,37 auf 1,25 Dollar ab - also um neun Prozent.

"Das verschaffte Goldanlegern in der Eurozone trotz leicht sinkenden Goldpreises einen Gewinn", sagt Dr. Andreas Schyra von der PVV Private VermögensVerwaltung mit Sitz in Essen.

Sein Fazit: "Euro-Anleger, die sich mit dem Goldanteil im Depot gegen ein Schwinden der Kaufkraft absichern wollten, haben ihr Ziel aufgrund der Währungsentwicklung erreicht."

Bei Aktien deutet sich zum Jahresende immerhin ein Happy End für die Analysten an. Nach einer Auswertung der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erwarteten 23 Banken im Januar durchschnittlich einen Jahresendstand von 10.100 Punkten beim Dax und von 3350 Zählern beim Euro Stoxx 50.

Nachdem bis Ende Oktober die Indizes noch weit von diesen Werten entfernt waren, geht die Entwicklung zum Jahresschluss doch noch in die prognostizierte Richtung.

Mix ist entscheidend bei Anlage

Der Münchener Vermögensverwalter Christian Fischl hält ebenso wie sein Essener Kollege Schyra trotz dieser Entwicklung einen Aspekt für besonders hervorhebenswert: "2014 zeigt deutlich, wie wichtig es ist, ein breit gestreutes Depot über alle Anlageklassen zu führen, das zum Profil des jeweiligen Anlegers passt", erklärt Fischl.

Sein Fazit: "Wer nur Gewinner jagt, verliert."

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