Börsen zum Jahreswechsel

Anleger zwischen Krisen und Geldflut

Minizinsen nagen nicht nur an den Ersparnissen der Anleger. Wohin mit dem Geld, fragen sich auch Großinvestoren. Entsprechend herrscht an den Börsen immer wieder Kauflaune - auch wenn Krisen zeitweise auf die Kurse drücken.

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FRANKFURT/MAIN. Geld ist so billig wie nie. Die Medizin, die die Europäische Zentralbank und Co im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche verabreichen, sorgt für Kauflaune an den Börsen.

Zwar verhagelten Konjunktursorgen, internationale Konflikte und zuletzt die Wirtschaftskrise in Russland Investoren zeitweise das Interesse am Aktienmarkt.

Doch nachhaltig trüben konnten sie die Stimmung der Anleger nicht. Bleibt die Frage: Geht der Kaufrausch 2015 weiter?

Anlagenotstand treibt die Investoren um: Die Leitzinsen in großen Volkswirtschaften dümpeln nahe der Nulllinie vor sich hin, die Notenbanken fluten die Märkte mit Geld.

Mini-Zinsen nagen nicht nur an den Ersparnissen der Kleinanleger, sie bringen auch Großinvestoren in Schwierigkeiten. Denn Unternehmens- oder Staatsanleihen werfen ebenfalls kaum noch etwas ab.

Das treibt viele in die als riskanter geltende Investition in Aktien. "Was soll ein Vermögensverwalter machen", beschreibt Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank die Krux der Anleger.

EZB flutet die Märkte mit Geld

Erstmals in seiner Geschichte knackte der deutsche Leitindex Dax im Juni die Marke von 10.000 Punkten. Später sorgten Wolken am Konjunkturhimmel und internationale Krisen, insbesondere der Konflikt mit Russland um die Ukraine für einen Stimmungsknick.

Doch danach ging es wieder aufwärts an den Börsen: Das wichtigste deutsche Börsenbarometer erreichte im Dezember zeitweise wieder Rekordwerte - nicht zuletzt, weil EZB-Chef Mario Draghi abermals bekräftigte, notfalls noch mehr Geld in die Märkte zu pumpen.

"Die expansive Geldpolitik der weltweit führenden Notenbanken war das Hauptschmiermittel für die Rallye der Aktienmärkte während der vergangenen Jahre", sagt Christian Kahler, DZ-Bank-Chefanlagestratege. Und sie dürfte es vorerst auch bleiben.

Monatlich insgesamt etwa 100 Milliarden Dollar pumpen allein die EZB und die japanische Notenbank nach Angaben von Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Landesbank Bremen, derzeit in den Markt.

Dax nimmt 11.000 Punkte ins Visier

Im Verlauf des kommenden Jahres traut Hellmeyer dem wichtigsten deutsche Börsenbarometer die Marke von 11.000 Punkten zu. Andere Börsen-Fachleute erwarten weniger.

Hellmeyer begründet seinen Optimismus so: Die Profitabilität der Unternehmen sei stabil, hinzu komme die lockere Geldpolitik der Notenbanken als Unterstützung.

"Entscheidend ist allerdings, dass die Ukrainekrise entschärft wird." Sie belaste vor allem Europas Konjunktur.

Ein weiteres Risiko ist aus Hellmeyers Sicht die politische Ungewissheit in Griechenland. Nach der gescheiterten Präsidentschaftswahl müssen laut Verfassung vorgezogene Parlamentswahlen bis Anfang Februar stattfinden.

Bei dem Urnengang könnte die europakritische Opposition Umfragen zufolge als Sieger hervorgehen. Damit könnte dem angeschlagenen Euroland ein Rückfall in alte Krisenzeiten drohen.

Auch die Wirtschaftskrise in Russland beunruhigt so manchen Börsianer. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnte jüngst vor wachsenden Gefahren für die deutsche Wirtschaft.

Die Krise hinterlasse immer tiefere Bremsspuren im Russlandgeschäft deutscher Unternehmen.

Fed erhöht vorerst nicht die Zinsen

Erleichtert blicken Investoren dagegen in die USA. Die Notenbank Fed stellte im Oktober zwar ihre milliardenschweren Anleihekäufe ein.

Doch die erste Zinsanhebung seit der Finanzkrise dürfte in der größten Volkswirtschaft der Welt noch etwas auf sich warten lassen.

Notenbankchefin Janet Yellen deutete zuletzt an, dass die Fed die Zinszügel vermutlich nicht vor dem zweiten Quartal 2015 straffen wird.

Nach Einschätzung von Commerzbank-Experten dürfte die Luft am US-Aktienmarkt im kommenden Jahr nicht zuletzt wegen steigender Zinsen allerdings dünner werden. (dpa)

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