Wirtschaftliche Situation

Apotheker sind unzufrieden

Trotz steigender Umsätze und Gewinne sind die deutschen Apotheker unzufrieden mit der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Warum, das wurde am Mittwoch beim Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) deutlich.

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BERLIN. Trotz einer relativ stabilen wirtschaftlichen Lage herrscht Unzufriedenheit in der Apothekerschaft. Die aktuellen Daten zeigten, dass die Apotheker insgesamt von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland nicht profitierten, hieß es beim 52. DAV-Wirtschaftsforum in Berlin.

1,4 Milliarden Arzneimittel-Packungen

Die Deutschen haben im vergangenen Jahr knapp 1,4 Milliarden Arzneimittel-Packungen aus Apotheken geholt. Davon gab es rund 870 Millionen auf Rezept. 522 Millionen kauften die Deutschen "auf eigene Rechnung" selbst.

Dies geht aus einer neuen Statistik der ABDA hervor. Danach haben die rund 81 Millionen Bundesbürger 2014 im Schnitt 17,2 Arzneimittel bekommen. Etwa alle drei Wochen gab es also ein Medikament. (dpa)

Nach den jüngsten Zahlen der Abteilung "Wirtschaft und Soziales" der ABDA lag der Nettoumsatz einer durchschnittlichen Apotheke im vergangenen Jahr bei 2,024 Millionen Euro. Das waren rund 7,3 Prozent mehr als 2013 (1,887 Millionen Euro).

Da sich der Wareneinsatz, also die Einkaufskosten für die Apothekenwaren, leicht durch verschlechterte Konditionen beim Pharmagroßhandel erhöht hat und Personal- und sonstige Kosten weitgehend stabil waren, blieben unterm Strich im Durchschnitt 129.182 Euro als Betriebsergebnis vor Steuern übrig, wie ABDA-Abteilungsleiter Dr. Eckart Bauer berichtete.

Das entspricht im Jahresvergleich einem Plus von 3,8 Prozent. Damit sei nun das Niveau von 2006 wieder erreicht, erläuterte Bauer. Nach dem Anstieg im Jahr zuvor entsprach das einer Rendite von nunmehr nur noch 6,4 Prozent vom Umsatz, verglichen mit 6,6 Prozent im Jahr zuvor.

Im Ausblick für das Jahr 2015 erwartet Bauer keine wesentlichen Änderungen - weder beim Arzneimittelabsatz noch bei den geforderten Verbesserungen im Bereich der Honorierung.

Stattdessen sei mit weiteren Verschlechterungen der Einkaufskonditionen und einer moderaten Steigerung der Personalkosten sowie mit einer weiteren Abnahme der Apothekenzahl - wenn auch mit weiter abgeschwächtem Tempo - zu rechnen.

Änderung von Paragraf 78 AMG gefordert

Die neue ABDA-Geschäftsführerin der Abteilung "Wirtschaft und Soziales", Claudia Korf, nahm den Blick auf den Gesundheitsmarkt zum Anlass, die Forderungen der Apotheker zu bekräftigen.

Während die GKV-Einnahmen durch die allgemeine positive Wirtschaftslage deutlich stiegen, werde den Apothekern nach wie vor eine Anpassung ihres Honorars verweigert, dafür würden aber gerne neben der Zahlung des GKV-Abschlags auch kostenfreie Inkassoleistungen etwa beim Herstellerabschlag oder der Patientenzuzahlung in Anspruch genommen, kritisierte sie.

Primäres Ziel müsse es daher eine Änderung von Paragraf 78 AMG sein, so dass wenigstens eine regelmäßige Überprüfung des Apothekenhonorars erfolge.

Auch eine Erhöhung des Zuschlags für den Nacht- und Notdienstfond von 16 auf 20 Cent pro abgegebener Packung und eine Kopplung des Apothekenhonorars an Rezepturen sei nötig. "Da werden wir beharrlich sein", betonte sie.

Ebenso deutlich verwies sie darauf, dass Apotheker in das geplante Medikationsmanagement gemeinsam mit Ärzten eingebunden werden müssen. Die aktuellen Arzneimittelabsatzzahlen zeigten, dass sie zu 46,6 Prozent OTC-Präparate abgegeben werden, nur knapp 20 Prozent davon seien ärztlich verordnet.

Ins Versorgungsstärkungsgesetz eingebunden

"Ein Medikationsplan mit einer Zusammenstellung aller Medikamente kann also ohne Apotheker gar nicht sinnvoll funktionieren", so ihr Fazit.Fritz Becker, der Vorsitzende des deutschen Apothekerverbands (DAV) hatte zuvor in seinem politischen Lagebericht ebenfalls diese Forderungen der Apothekerschaft erneuert.

Dennoch zeigte er sich erfreut, dass die Apotheker immerhin im geplanten GKV-Versorgungsstärkungsgesetz in die Regelungen zum Entlassmanagement im Sinne einer sektorenübergreifenden Versorgung eingebunden werden sollen.

Und durch die Festsetzung des GKV-Abschlags auf 1,77 Euro würden weitere jährliche Streitigkeiten mit dem GKV-Spitzenverband vermieden.

Mit der Nichtaufnahme der Apotheker auf die Liste der Leistungserbringer beim geplanten Präventionsgesetz, werde hingegen eine Chance vertan, das niedrigschwellige Angebot und die Kompetenz von Apotheken etwa im Bereich Impfcheck oder Diabetesfrüherkennung zu nutzen. (run)

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