Rohstoffe

Schwarzer Peter oder Joker für das Portfolio?

Rohstoffe galten lange als der heiße Anlagetipp - doch einige Investoren haben sich daran die Finger verbrannt. Sollte man Kupfer, Öl, Gold & Co deshalb ignorieren? Nein, lautet der Experten-Rat.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Viele Anleger zerbrechen sich den Kopf, ob sie zum Beispiel in Ölaktien investieren sollen.

Viele Anleger zerbrechen sich den Kopf, ob sie zum Beispiel in Ölaktien investieren sollen.

© talitha / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Es war eine eingängige Story, die Banken und Börsenmagazine den Anlegern ab dem Jahr 2004 verkauften.

Sie ging etwa so: "Die Vorräte an Rohstoffen (Commodities) sind endlich, aber ihr Verbrauch steigt dank zunehmender Weltbevölkerung und des Wachstums in Schwellenländern wie China und Indien unweigerlich an - die steigenden Rohstoffpreise zeigen das bereits.

Doch das ist erst der Anfang, denn Öl, Kupfer, Gold & Co. werden immer knapper und die Notierungen daher viel höher klettern." Fazit der Branche: An Rohstoffen führt für Anleger kein Weg vorbei.

Investment-Story platzte

"Ob viele Anleger an dem sogenannten Megatrend Rohstoffe verdient haben, ist mehr als zweifelhaft", sagt Wolfgang Köbler von der bankenunabhängigen KSW Vermögensverwaltung in Nürnberg, die am Vermögens-Check von "Ärzte Zeitung" und V-Bank teilnimmt.

Sicher ist, dass vor allem Produktanbieter und Händler ihre Taschen mit Verkaufs- und Managementgebühren füllten, als sie massenweise Commodity-Zertifikate und Rohstoff-Aktienfonds auf den Markt brachten. Denn schon nach ein paar Jahren zerschellte die schöne Investment-Story, wie viele vor ihr, an der Realität.

Ausgerechnet, als Goldman Sachs-Banker glaubten, der Ölpreis werde auf 200 Dollar steigen, hielt sich das schwarze Gold nicht an das Drehbuch der Auguren und stürzte 2008 von 140 auf 40 Dollar ab. Ähnlich erging es Industrie- und Agrar-Rohstoffen wie Kupfer und Mais, deren Wert sich bis 2010 drittelte.

Einzige Ausnahme war Gold, das jedoch eher als Währung nachgefragt wird und erst 2011 sein bisheriges Hoch bei 1912 Dollar erreichte.

Seit jenem Jahr sinken die Preise von Rohstoffen inklusive der Edelmetalle kontinuierlich: Der umfassende CRB-Rohstoff-Index hat seither 50 Prozent verloren; die stärksten Verluste gab es 2014.

Bei solchen Achterbahnfahrten taucht die Frage auf: Können Öl, Kupfer & Co das Risiko für das Vermögen reduzieren oder auch die Rendite erhöhen?

Rohstoffe bringen keine Erträge

Rainer Beckmann von der Firma ficon Börsebius Invest in Düsseldorf, die ebenfalls am Vermögens-Check teilnimmt, rät Anlegern, sich Folgendes klarzumachen: "Rohstoffe selbst bringen, anders als Aktien und Anleihen, keine Erträge. Ihr wichtigster Zweck im Portfolio ist es, dass sie das Vermögen auf kurze Sicht effektiv gegen ein unerwartetes, plötzliches Anziehen der Inflation absichern."

In der Tat ist der Anstieg der Rohstoffpreise fast per definitionem Teil des Anstiegs der Verbraucherpreise, der Inflation. Anleihen hingegen verlieren dauerhaft, wenn die Inflation plötzlich die Erwartung auf höhere Zinsen schürt.

Und auch die Kurse der meisten Aktien kommen in einem solchen Umfeld kurzfristig unter die Räder, da die Anleger erst einmal davon ausgehen, dass die Unternehmen ihre Preise so schnell nicht an die höheren Produktionskosten anpassen können.

Eben diese niedrige Korrelation zu Aktien und Anleihen machen Rohstoffe und Gold als Ergänzung zu einem Portfolio von Aktien und Anleihen - und eventuell Immobilien - sinnvoll. "Zieht die Inflation unerwartet an, kann diese Anlageklasse Verluste bei Anleihen und Aktien teils kompensieren", erklärt Köbler.

Weiterer Vorteil: Da Rohstoffpreise stark schwanken, profitiert der Anleger, der bei hohen Rohstoffpreisen verkauft und die Erträge in die schlecht laufenden Anlageklassen investiert. Der Grund: Dieses Rebalancing nach dem Modell "teuer verkaufen, billig kaufen" führt auf lange Sicht zu höheren Renditen.

Den Rohstoffanteil im Portfolio sollten Anleger jedoch auf maximal zehn Prozent begrenzen, so Rainer Beckmann - "zum einen wegen der starken Schwankungen, zum anderen, weil Rohstoffe eben keine Erträge bringen".

In der Tat zeigen Untersuchungen, dass diese Anlageklasse, mit Ausnahme der Agrarrohstoffe, von 1900 bis 2014 im Schnitt real nur um 1,03 Prozent im Jahr zugelegt hat. Weizen, Soja und Mais haben real sogar ein halbes Prozent verloren. Dieser geringe Wertzuwachs spiegelt letztlich den Fortschritt im Aufspüren, Ausbeuten und in der Nutzung von Rohstoffen wider.

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