Ölpreis

Schwarzes Gold fängt wieder an zu glänzen

Der Preisverfall beim Öl scheint gestoppt. Nachdem die Notierungen im März erstmals kurzfristig wieder die Marke von 40 Dollar überschritten haben, rechnen Experten jetzt mittelfristig mit Kursgewinnen bei Aktien von Fördergesellschaften.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Ist die Flaute am Ölmarkt vorbei? Die Aktien der Fördergesellschaften jedenfalls ziehen gerade spürbar an.

Ist die Flaute am Ölmarkt vorbei? Die Aktien der Fördergesellschaften jedenfalls ziehen gerade spürbar an.

© crimson/Fotolia.com

NEU-ISENBURG. Die vergangenen Jahre waren nicht leicht für Andrew Stewart Mackenzie. Der Vorstandschef von BHP Billiton, des weltgrößten Rohstoffförderkonzerns, musste 2015 nicht nur 2,8 Milliarden US-Dollar an Investments in Ölförderstätten abschreiben.

Der gebürtige Schotte war auch gezwungen, erstmals in der 156-jährigen Geschichte des australischen Unternehmens die Dividende zu kürzen. Und er musste quasi hilflos mitansehen, wie der Börsenwert des einstigen Giganten von 61,5 Milliarden Euro auf nur noch 20,3 Milliarden Euro zusammenschrumpfte.

Der Grund: der dramatische Einbruch des Ölpreises. Hatten die Notierungen des schwarzen Goldes von 1999 bis 2014 in der Spitze um 1150 Prozent von zehn auf 125 US-Dollar pro 159-Liter-Fass zugelegt, brach der Preis des Barrels seither auf zeitweise weniger als 30 US-Dollar wieder ein.

 Denn Saudi-Arabien hatte die Förderhähne bis zum Anschlag aufgedreht. Damit wollten die Scheichs Konkurrenten aus den USA und Kanada aus dem Feld schlagen, die in ihren eigenen Ländern per Fracking immer mehr Öl und Gas aus Schiefergestein gewannen.

 Dabei werden unter hohem Druck Wasser und chemische Verbindungen in das Erdreich gepresst, um das schwarze Gold zu lösen. Obendrein sorgte die Atomvereinbarung des Westens mit dem Iran dafür, dass dieses Land sein Öl nun wieder am Weltmarkt verkaufen darf.

Trendwende in Sicht?

Doch nun zeichnet sich eine erneute Trendumkehr ab. "Der Wendepunkt rückt näher", ist Roberto Cominotto überzeugt, Manager des in Aktien von Ölfördergesellschaften investierten JB Energy Fund der Luxemburger Fondsgesellschaft GAM.

 Denn in diesem Frühjahr zog der Ölpreis erstmals wieder deutlich an. Binnen Wochen schnellten die Notierungen von 28,50 Dollar pro Fass auf 42,50 Dollar in die Höhe, um anschließend wieder etwas zurückzugehen.

 Auch Ole Hansen, Chef-Rohstoffstratege der dänischen Saxo Bank, sieht darin aber ein klares Signal für eine Trendwende: "Die Rohölnotierungen werden wieder anziehen."

Dieser Ansicht sind auch Börsianer. In den vergangenen Wochen zogen die Aktien von Fördergesellschaften wie BHP Billiton, BP, ConocoPhillips, Eni, Exxon Mobil oder Total kurzfristig um bis zu 20 Prozent an.

 Allerdings konnten sie ihre Kursgewinne bislang nicht halten, weil auch der Ölpreis immer wieder Rücksetzer erfuhr. Daran dürfte sich auch kurzfristig wenig ändern, meint Cominotto.

"Der Ölpreis wird vorerst weiter schwanken." Für Anleger böten die Kursrückschläge bei den Aktien der Fördergesellschaften jedoch noch einmal die Chance, besonders günstig in die in der Spitze um mehr als 40 Prozent gesunkenen Papiere einzusteigen.

 Denn mittelfristig werde der Ölpreis und damit die Aktien der Rohstoffunternehmen wieder anziehen. "Wir stehen vor der Wiederherstellung des Gleichgewichts von Angebot und Nachfrage am Ölmarkt", sagt Cominotto.

Denn weltweit steige weiterhin der Bedarf an Kraftstoffen durch die wachsende Motorisierung in Schwellenländern wie China und Indien. "Gleichzeitig sind in den USA jedoch 75 Prozent der Förderanlagen wegen des gesunkenen Ölpreises stillgelegt worden", so der Experte.

Nicht verunsichern lassen

Auch Thomas Buckard, Vorstand der Wuppertaler Vermögensberatung Michael Pintarelli Finanzdienstleistungen, rechnet mit anziehenden Notierungen: "Der Ölpreis wird nicht so niedrig bleiben wie heute, sondern sich wieder normalisieren."

Dabei sollten sich Anleger, die jetzt in Aktien von Fördergesellschaft investieren, nicht von kurzfristigen Kursschwankungen verunsichern lassen, empfiehlt Saxo-Bank-Stratege Ole Hansen. "Der Ölpreis wird nicht über Nacht rasant anziehen, sondern langsam und unter Schwankungen wieder an Höhe gewinnen."

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