Auch für Privatanleger

Stiftungsfonds versprechen Stabilität

Mit speziellen Fonds buhlen Kapitalanlagegesellschaften um das Geld von Einrichtungen mit gemeinnützigen Aufgaben. Diese Investmentvehikel glänzen selbst in turbulenten Börsenphasen mit positiven Renditen - und stehen auch Privatanlegern offen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Stiftungen finanzieren ihre Aufgaben allein aus den laufenden Erträgen ihres Kapitalgrundstocks.

Stiftungen finanzieren ihre Aufgaben allein aus den laufenden Erträgen ihres Kapitalgrundstocks.

© styleuneed / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Rund 100 Milliarden Euro beträgt das Vermögen der mehr als 21.000 Stiftungen in Deutschland. Rund 60 Prozent dieses Kapitals sind nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Stiftungen langfristig in Immobilien und anderen Sachwerten angelegt.

Die verbleibenden 40 Milliarden Euro sind am Kapitalmarkt investiert - in erheblichem Umfang in speziellen Fonds, die Kapitalanlagegesellschaften für diese Einrichtungen aufgelegt haben.

Die Manager dieser Fonds müssen ihre Anlageentscheidungen besonders sorgfältig treffen: Denn Stiftungen finanzieren ihre gemeinnützigen Aufgaben allein aus den laufenden Erträgen des gespendeten Kapitals. Der finanzielle Grundstock wird nicht angetastet.

"Die Einrichtungen sind gehalten, den realen Kapitalerhalt nach Inflation sicherzustellen", sagt Michael Thaler, Prokurist der Münchner Anlageberatungsgesellschaft Top Vermögen. Versagen Fondsmanager, wird das Kapital sofort abgezogen.

Mindestanlage 10.000 Euro

Von diesem Erfolgsdruck können auch Ärzte profitieren. Denn die meisten dieser Fonds stehen auch Privatanlegern offen. Allerdings gibt es bei einigen Fonds höhere Mindestanlagebeträge. Beim Deka-Stiftungen Balance sind es 25.000 Euro, bei etlichen anderen Stiftungsfonds mindestens 10.000 Euro.

Dafür sind die Ausgabeaufschläge mit meist zwei Prozent deutlich niedriger als bei gewöhnlichen Investmentfonds, wo sie bis zu fünf Prozent betragen. "Die Konditionen sind gegenüber anderen Fonds maßvoll gestaltet, um den Preisanforderungen der Stiftungen zu entsprechen", sagt Thomas Pass vom Berliner Vermögensverwalter BPM.

Ein weiterer Unterschied: Während übliche Fonds für Privatanleger erhaltene Dividenden- und Zinszahlungen automatisch wieder anlegen, schütten Stiftungsfonds ihre realisierten Erträge ein- oder zweimal im Jahr aus.

"Dies ist nötig, damit die Einrichtungen ihre Stiftungsarbeit leisten können, für die sie nur erzielte Erträge, nicht aber das Stammkapital einsetzen dürfen", erläutert Thaler.

Von Aktien über Anleihen bis zu Rohstoffen

Wie Mischfonds dürfen auch Stiftungsfonds in alle Anlageklassen investieren - von Aktien über Anleihen bis hin zu Rohstoffen. "Allerdings ist bei ihnen zur Risikobegrenzung der Aktienanteil auf 30 bis 40 Prozent begrenzt", sagt Pass.

Dadurch konnten die Fonds am Börsenboom der vergangenen Jahre nur begrenzt partizipieren. Seit 2011 erwirtschafteten die meisten diese Anlageprodukte im Schnitt Jahreserträge zwischen drei und vier Prozent. Beim Stiftungsfonds Nachhaltigkeit von Allianz Global Investors beispielsweise waren es 3,85 Prozent pro Jahr.

"Damit erscheinen Stiftungsfonds auf den ersten Blick zwar als eher langweilig", sagt Frank Wieser, Geschäftsführer des Düsseldorfer Vermögensverwalters PMP. Dafür hatten die Fonds sowohl den Börsencrash von 2001 als auch von 2008 bestens überstanden.

Während Aktienfonds von September 2008 bis März 2009 zum Teil mehr als 30 Prozent verloren, glänzten Stiftungsfonds mit positiven Renditen, weil die Kursgewinne ihrer Anleihen die Verluste bei den Aktien überstiegen.

Der Deka-Stiftungen Balance etwa erzielte in dieser Zeit ein Plus von 4,5 Prozent. "Diese Fonds weisen ein exzellentes Verhältnis von Ertrag und Risiko auf", sagt Wieser.

Nicht jeder Stiftungsfonds ratsam

"Stiftungsfonds sind mit ihrer Ausgewogenheit zwischen sicheren Anleihen und renditestärkeren Aktien für das Depot jedes privaten Investoren geeignet", sagt Holger Kunicke vom Berliner Finanzdienstleister Finum Private Finance.

Allerdings sollten Anleger sich vor einer Zeichnung vergewissern, dass ein Fonds den Anforderungen von Stiftungen entspricht. "Manchmal kommt es vor, dass Fondsnamen irreführend sind", sagt Kunicke.

Solche Mischfonds lassen sich an hohen Ausgabeaufschlägen von vier und mehr Prozent sowie an Verwaltungsgebühren von mehr als zwei Prozent pro Jahr erkennen - und daran, dass Stiftungen kein Geld in ihnen angelegt haben.

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