Start-ups

BDI will jungen Gründern beim Kapitalsammeln helfen

Der Bundesverband der Deutschen Industrie macht sich für bessere Rahmenbedingungen für Pharma-Gründer stark. Knackpunkt ist meist die Finanzierung. Wie kann man Investoren zum Geldgeben besser anreizen?

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Risikoscheu? Deutsche sind bei Investitionen in Start-Ups oft zurückhaltender als Investoren aus anderen Ländern.

Risikoscheu? Deutsche sind bei Investitionen in Start-Ups oft zurückhaltender als Investoren aus anderen Ländern.

© Romolo Tavani / Fotolia

BERLIN. Hightech-3D-Drucker, nachhaltige Energieerzeugungstechnologien oder neue Medikamente sind nur drei Bereiche, in denen sich deutsche Start-ups tummeln. "Noch machen wir solchen Start-ups den Start zu schwer. Das muss sich ändern", fordert nun der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI).

Innovative Start-ups, die den Nachwuchs der Industrie bilden, müssten noch zu viele Hürden überwinden: Es fehle häufig an der passgenauen Finanzierung, an Kooperationspartnern, Technologietransfer und einer Kultur, die die Zusammenarbeit von jungen Unternehmen mit alten Hasen unterstützt.

Die Wirtschaft ist, wie der BDI betont, auf beides angewiesen: den agilen und dynamischen Nachwuchs und das Erfahrungswissen der Champions.

Positionspapier veröffentlicht

Der BDI habe daher eine Start-up-Initiative ins Leben gerufen, in der das Industrie-Nachwuchs-Ökosystem zusammenkommt: Start-ups, Finanzierer, Acceleratoren, Verbände, Mittelstand, Transferorganisationen, Hochschulen, Großunternehmen und Forschungseinrichtungen.

Unter Federführung des BDI-Ausschusses für Gesundheitswirtschaft haben sie in ihrem Positionspapier "Industrie-Start-ups stärken – Die nächste Unternehmensgeneration erfolgreich machen" Handlungsempfehlungen für die Stärkung der neuen Industrie erarbeitet.

Am Beispiel des 2015 gegründeten Unternehmens Atriva Therapeutics aus Tübingen zeigt der BDI, wie schwierig es für Start-ups gelegentlich sein kann, sich zu finanzieren, wenn Projekte erst mittelfristig Ergebnisse und Rendite versprechen.

Das Ziel des von Professoren und gründungserfahrenen Führungskräften etablierten Spin-off sei es, ein Medikament gegen schwere Viruserkrankungen zu entwickeln. Der neue Wirkstoff aus Tübingen hemme den Signalkreislauf in der menschlichen Wirtszelle, den das Virus zwingend zu seiner Vermehrung braucht.

Der Nutzen des intern ATR-001 benannten Projekts sei außerordentlich, das Medikament wirke länger als das etablierte Mittel, selbst wenn die Grippe schon ausgebrochen sei. Es wirke gegen alle bekannten Virusstämme, auch gegen die von Schweine- oder Vogelgrippe.

Angesichts der guten Prognose überrasche es schon, dass Atriva bereits seit einem Jahr versuche, eine Seed-Finanzierung einzuwerben. Diese Frühfinanzierung durch Wagniskapitalgeber tritt quasi an Stelle des gängigen Bankkredites, da gerade junge Start-ups in diesem Stadium noch keine Bankkredite bekommen.

Deutsche Investoren oft risikoscheu

Die Ursache für die Zurückhaltung potenzieller Wagniskapitalgeber sehen die Atriva-Gründer laut BDI "weniger im eigentlichen Projekt, sondern in einer starken Risiko-Aversion deutscher Privat- und institutioneller Investoren, gerade bei Projekten zur Entwicklung neuer Therapeutika."

Investoren aus den Benelux-Staaten und der Schweiz, so ihre Erfahrungen, hätten da viel weniger Berührungsängste mit solchen langwierigen Projekten.

Atrivas Plan sei es, das Medikament bis Herbst 2017 in die klinische Phase 1 zu bringen. Im Erfolgsfall soll die Firma dann ab Mitte 2020 an ein großes Pharmaunternehmen verkauft werden. Bisher sei die Firma mit 250.000 Euro nur durch ihre Gründer finanziert.

Die Kosten bis zum ersten Meilenstein im Herbst 2017 betrügen zwei Millionen Euro. Diese Summe suchten die Gründer bisher als Seed-Finanzierung. Es würden Finanzierungswege geprüft, damit die Mittel bis zum geplanten Exit reichten.

Eigenes Börsensegment als Option?

Der BDI macht in seiner Publikation auf eine Reihe auch wirtschaftspolitischer Hemmnisse auf der Investorensuche aufmerksam und fordert bessere Rahmenbedingungen gerade für Start-ups aus der Gesundheitswirtschaft ein.

Des Weiteren seien "liquide Sekundärmärkte notwendig, die flexible Exit-Optionen ermöglichen und Investoren Anreize für Kapitalbeteiligungen geben", um die Möglichkeiten für Anschlussfinanzierungen von Start-ups zu verbessern.

Die Schaffung eines gesamteuropäischen Börsensegments für wachstumsorientierte Unternehmen sollte, so der BDI, ebenfalls geprüft werden.

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