Geldanlage

Europas Aktien haben Potenzial

Anleger konzentrieren sich zu sehr auf das Börsengeschehen in den USA, warnen Vermögensverwalter. Dabei können sich europäische Wertpapiere durchaus sehen lassen.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Blick in die Glaskugel: Geht es bei europäischen Aktien bald rasant nach oben?

Blick in die Glaskugel: Geht es bei europäischen Aktien bald rasant nach oben?

© BeTa-Artworks/fotolia.com

NEU-ISENBURG. Seit sechs Jahren hinken Europas Aktienmärkte den USA hinterher. Das könnte nun vorbei sein: Europa-Aktien sind günstig bewertet, die Konjunktur brummt, und die Unternehmensgewinne erholen sich kräftig.

Da trifft es sich gut, dass wegen der vielen Wahlen in 2017 nur wenige an den Alten Kontinent glauben. – Wer die Euro-Krise als Chance gesehen und auf europäische Aktien gesetzt hat, musste seitdem kleine Brötchen backen. Die Musik spielte vor allem in den USA: Indexfonds (ETF) auf den Index S&P 500 legten in den vergangenen sechs Kalenderjahren inklusive Dividenden fast 80 Prozent zu.

ETF auf den europäischen Markt kamen gerade mal auf 15 Prozent. Und nach der Wahl von Donald Trump zum 45. US-Präsidenten preschte die amerikanische Börse 2017 erneut voran.

Zweifel an Trumps Versprechen

Viele Anleger, die gern in Europa investieren, fragen sich: Haben die Börsen des Alten Kontinents auch dieses Jahr wieder das Nachsehen? "Auszuschließen ist es nicht, aber eher unwahrscheinlich", sagt dazu Andreas Glogger von der Glogger & Partner Vermögensverwaltung.

Nach seiner Einschätzung dürften 2017 die Aktien auf dem Alten Kontinent mit denen in Übersee durchaus mithalten können. Der Grund: "Die Lage in Europa ist viel besser als die Stimmung. Während unklar ist, ob US-Präsident Trump seinen Versprechungen wirksame Taten folgen lässt", so der Mitgründer und Gesellschafter der Krumbacher Vermögensverwaltung.

Wesentlicher Vorteil der Dividendentitel zwischen Helsinki und Palermo: "Sie sind deutlich günstiger bewertet als amerikanische Aktien, eben weil der Kursanstieg gering ausgefallen ist", sagt Claus Walter von der Freiburger Vermögensmanagement GmbH. In der Tat haben die US-Titel derzeit einen Performance-Vorsprung, wie er zuletzt in den 1970er-Jahren erreicht wurde.

Das drückt sich auch im Shiller-KGV aus: Die Maßzahl, die das Kurs-Gewinn-Verhältnis über die jeweils zehn letzten Jahre misst, steht für Europa-Aktien bei 16, bei den US-Titeln aber bei 25. Auf Deutsch: "Für jeden Euro künftigen Gewinn zahlen Investoren bei Europa-Aktien 16 Euro, bei US-Aktien aber mehr als das 1,5-Fache", erklärt Walter.

Hoffen auf steigende Firmengewinne

Diese günstige Bewertung ist nichts Neues – neu ist jedoch die Tatsache, dass die Wirtschaft in der Euro-Zone endlich wieder kräftig brummt. So sind die Einkaufsmanager in Bezug auf die Geschäftsentwicklung sehr optimistisch, wie die entsprechenden Indizes, die als zuverlässige Frühindikatoren gelten, zeigen. "Damit dürften die Unternehmensgewinne bald spürbar steigen, zumal der Euro zum Dollar günstig bewertet ist", so Glogger.

Die französische Bank BNP Paribas schätzt, dass die Gewinne der Unternehmen im Index Stoxx-600-Europe dieses Jahr um 15 Prozent klettern und auch in den Folgejahren zulegen. "Auch wenn diese Schätzungen üblicherweise nach unten korrigiert werden, zeigt der Trend doch klar nach oben", so Walter. Einer der größten Profiteure dürften übrigens deutsche Aktien sein.

Wahlerfolge von Populisten befürchtet

Störfeuer droht jedoch von politischer Seite. Von März bis September stehen die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland an. "Viele Anleger starren darauf wie das Kaninchen auf die Schlange, weil sie fürchten, dass Populisten an die Macht kommen", erklärt Glogger.

Dabei hat 2016 gezeigt: Weder der Brexit noch die Wahl Donald Trumps haben den Aufwärtstrend der Aktienkurse gestoppt. Anleger sollten stärker auf die guten Fundamentaldaten achten, so Walters Rat: "Kleine Verbesserungen reichen manchmal aus, damit die Stimmung dreht und die Kurse steigen." Zur Erleichterungsrallye kann es auch kommen, wenn die Populisten weniger Zulauf bekommen als befürchtet.

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