Anlagen-Kolumne

Keine Angst vor drohenden Gewitterwolken

Von Hanno Kühn Veröffentlicht:

Oft steigen Aktienkurse von Pharmawerten schon dann, wenn klinische Prüfungen positive Ergebnisse erwarten lassen. Aber wehe, diese fallen dann doch nicht so aus wie gedacht! Soll heißen, die vorher festgelegten Ziele wie Wirksamkeit oder statistische Signifikanz gegenüber Placebo werden nicht erreicht. Für die Unternehmen und den Aktienkurs kann das fatale Wirkungen haben.

Ähnlich sieht es bei unerwartet schweren Vorfällen aus. Jüngstes Beispiel ist ein monoklonaler Antikörper für Patienten mit Hämophilie A, der als potenzieller Blockbuster gehandelt wird. In puncto Wirksamkeit hat der Neuling den gängigen Medikamenten einiges voraus. Doch hat es in Phase III der klinischen Prüfung einige unerwartet schwere Vorfälle gegeben, die derzeit noch ausgewertet werden. Sollten sich diese Vorfälle als wirkstoffbedingtes Problem erweisen, könnte dies letzten Endes zu erheblichen Einschränkungen bei der Freigabe des Medikaments führen.

Des einen Leid, des anderen Freud: Wettbewerber des betroffenen Anbieters werden mit den aktuellen Entwicklungen die Hoffnung verbinden, dass ihre Produkte nun weniger stark von Umsatzverlusten bedroht sind, als es zunächst den Anschein hatte; die Medikamente könnten selbst nach einer Zulassung des monoklonalen Antikörpers weiterhin Verwendung finden. Aus dieser Warte betrachtet wären Rückschläge beim neuen Produkt somit ein Vorteil für das etablierte Therapieschema und für dessen Produzenten.

Was heißt das nun für Investoren? Letztlich ist schwer zu prognostizieren, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Medikament zugelassen wird und unter welchen Bedingungen das geschieht – neue Wirkstoffe können auch auf der Zielgeraden noch ausgebremst werden. Wer dieses Risiko bewusst in Kauf nimmt, darf bei positivem Ausgang auf hohe Renditen hoffen.

Dr. Hanno Kühn ist Chief Investment Officer der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).

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