Anlagen-Kolumne
Börsen zeigen sich erstaunlich robust
Spricht man dieser Tage mit Investoren, ist die Unsicherheit schnell zu bemerken. Richtig sicher kann man sich an der Börse zwar nie sein, aber derzeit ist die Ratlosigkeit besonders groß. Dabei könnte es so einfach sein. Betrachtet man die vergangenen 20 Jahre an den Weltbörsen, dann ging es unter mehr oder weniger großen Schwankungen stetig aufwärts.
Hier gibt es allerdings große Unterschiede. Während der US-Markt (ohne Dividenden) etwa 60 Prozent über seinen 2000er Hochs notiert, hat der deutsche Markt noch etwa sieben Prozent aufzuholen bis zu seinen ehemaligen Hochs. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum in Deutschland einfach keine Jubelstimmung aufkommen will. Für beide Märkte gilt aber, dass die Volatilität, also die Nervosität der Anleger, noch nie so niedrig war wie heute. Gleichzeitig zeigen Berechnungen zu den Investitionsquoten der institutionellen Anleger, dass die Aktieninvestments hoch zu sein scheinen. Kein Wunder, ist doch das Schlagwort "TINA" (there is no alternative) seit langem ein wichtiges Argument, Aktien zu kaufen.
Was auch durchaus berechtigt ist, denn Anleihen sind tatsächlich nach über 30 Jahren fallender Renditen vergleichsweise unattraktiv. Die zuletzt deutlich anziehenden Konjunkturfrühindikatoren geben auch die fundamentale Untermauerung für Aktieninvestments. Die Einkaufsmanagerindizes streben weltweit nach oben, und auch die Konsumenten sind zuversichtlich. In den USA beispielsweise so zuversichtlich wie seit 17 Jahren nicht mehr. Das ist durchaus bedeutend, wenn man sich vor Augen hält, dass der Konsum für etwa 70 Prozent der Wirtschaftsleistung in den USA steht. Wenn Donald Trump es nun auch noch schafft, die lahmenden Investitionen anzukurbeln, dann ist die Welt für Börsianer in Ordnung. So in etwa lässt sich zumindest die Kursentwicklung seit der Wahl erklären. Vergangene Woche sah es kurzzeitig mal danach aus, dass die Investoren ihr Vertrauen in die Durchsetzungsfähigkeit von Trump verlieren würden, nachdem er mit seinen Plänen zur Abschaffung von Obamacare gescheitert war. Allerdings gab es nur einen marginalen Rücksetzer. Einstweilen hält das Vertrauen. Auch die Mittelzuflüsse zu europäischen Aktienfonds zeigten vergangene Woche den stärksten Zufluss seit 60 Wochen, was eindeutig dafür spricht, dass die Anleger ihre Angst vor einem Wahldesaster in Frankreich ablegen und einen positiven Wahlausgang vorwegnehmen. Immerhin ist Europa die günstiger bewertete Region und hätte Aufholpotenzial, während die USA nach gängigen Bewertungsmaßstäben teuer ist. Fazit:
Wer das politische Risiko in Europa bis Ende April nicht scheut, kann auch mit hiesigen Aktien auf den Trend aufspringen. Vorsichtige Anleger können Pulver trocken halten für Rückschläge. Potenzial für Rückschläge wäre vorhanden und die Gründe werden oft erst hinterher klar.
Der unabhängige Fondsmanager Dr. Jens Ehrhardt erreicht mit seinen Fonds immer wieder Spitzenplätze unter den Vermögensverwaltern.