Geldanlage

Rendite mit kostbarem Nass? Eine Frage der Anlagemoral

Sauberes Wasser wird immer knapper. Analysten sehen daher Kurschancen im Wassermarkt. Da dort auch schwarze Schafe agieren, sollten Anleger bei der Aktienwahl die Augen offen halten.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Sauberes Wasser ist zwar ein Menschenrecht, vielerorts aber auch noch eine Illsuion.

Sauberes Wasser ist zwar ein Menschenrecht, vielerorts aber auch noch eine Illsuion.

© Gina Sanders / Fotolia.com

NEU-ISENBURG. Erst 2010 konnten sich die Staaten der Erde dazu durchringen, den freien Zugang zu reinem Wasser offiziell zu den Menschenrechten zu erklären. Tatsächlich jedoch sind noch immer 780 Millionen Frauen, Männer und Kinder auf diesem Planeten zu einem Leben fern von sauberem Trinkwasser verdammt.

"Das Problem wird noch größer werden", sagt Sina Hartelt, Analystin der Berliner Ratingagentur Scope. "Die Weltbevölkerung wird nach Prognosen der UNO von aktuell rund 7,4 Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050 auf voraussichtlich 9,7 Milliarden Menschen wachsen." Gleichzeitig ist in immer mehr Regionen der Welt die Lage bei der Trinkwasserversorgung angespannt. Das gilt nicht nur für Kriegsgebiete wie im Irak, in Syrien, dem Jemen oder dem Südsudan. Auch in vielen aufstrebenden Wirtschaftsnationen und sogar in China mangelt es in bestimmten Regionen an unbelastetem Grundwasser und Leitungsnetzen.

"Die Erschließung von Wasserressourcen, der Aufbereitung und Entkeimung der Flüssigkeit sowie die Entwicklung der dafür notwendigen Technologien wird künftig immer stärker an Bedeutung gewinnen", sagt Hartelt. Nach einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) müssten bis 2030 rund eine Billion Euro weltweit aufgebracht werden, um alle Menschen mit dem kühlen Lebenselixier versorgen zu können.

Entsalzung als Option

Der immense Kapitalbedarf biete dabei Chancen für Anleger, sagt Claus Walter, Geschäftsführer der Freiburger Vermögensmanagement in der Breisgau-Stadt. "Zwei Bereiche sind für Kapitalallokationen besonders interessant." Da seien zum einen Aktien von Versorgungsunternehmen, die Trinkwasser gewinnen und aufbereiten sowie Leitungsnetze schaffen. Zum anderen Papiere börsennotierter Technologiekonzerne, die neue, effizientere Methoden zur Wasserförderung und -reinigung schaffen. "Aktien von Unternehmen, die Meerwasser entsalzen und damit trinkbar machen, oder Technologien entwickeln, um Wasserreserven vor Verschmutzungen zu bewahren, bieten Anlegern attraktive Perspektiven", sagt Walter. Dazu zählen US-Gesellschaften wie American Water Works, Danaher und Thermo Fisher Scientific.

Darüber hinaus gibt es aber auch Unternehmen, die in Ländern der Dritten Welt lokale Trinkwasserreserven aufkaufen, das Wasser in Flaschen füllen und dann teuer an die durstige Bevölkerung verkaufen. "Investments in diese Abfüller sollten aus moralischen Gründen vermieden werden", sagt Walter. Denn diese Firmen würden nicht Probleme lösen wollen, sondern nur die Not der Menschen ausnützen.

Zwar ist es für Anleger schwierig, im breiten Aktienuniversum jene Gesellschaften zu finden, die – unter Berücksichtigung ethischer Anlageprinzipien – langfristig besonders kräftig vom steigenden Trinkwasserbedarf profitieren dürften. Doch Scope hat nun in einer Studie 20 Fonds von Kapitalanlagegesellschaften ausgemacht, über die Anleger gezielt in das Thema Wasser investieren können.

Indexfonds bieten gute Renditen

"Diese Fonds verwalten aktuell ein Vermögen von zusammen knapp acht Milliarden Euro", sagt Analystin Hartelt. Die beste Rendite erzielte dabei in den vergangenen drei Jahren allerdings kein aktiv gemanagter Fonds, sondern ein Indexfonds. Der Lyxor UCITS ETF World Water D-EUR fuhr seit 2013 im Schnitt eine Rendite von 15,9 Prozent pro Jahr ein. Indexfonds bilden passiv einen Index nach und können nur über die Börse erworben werden. Dadurch fallen keine Ausgabeaufschläge und nur sehr geringe Verwaltungsgebühren an.

Auf Platz zwei rangiert der Studie zufolge der aktiv gemanagte BNP Paribas L1 Equity World Aqua mit einem durchschnittlichen Jahresertrag von 13,7 Prozent. Hingegen betrug die durchschnittliche Jahresrendite beim Schlusslicht der Branche nur 4,9 Prozent.

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